Rezension

Ein realistischer Endzeit-Roman

Die Welt, wie wir sie kannten (Die letzten Überlebenden 1) - Susan B. Pfeffer

Die Welt, wie wir sie kannten (Die letzten Überlebenden 1)
von Susan B. Pfeffer

Bewertet mit 5 Sternen

Das astronomische Highlight des Jahres wird gespannt von der ganzen Welt verfolgt. Ein Asteroid wird den Mond treffen - es soll sogar mit bloßem Auge zu sehen sein. Dann ist es so weit. Der Mond wird aber nicht nur leicht angestupst, sondern gleich aus seiner Umlaufbahn katapultiert. Damit fängt das Ende an. Das Ende der Welt, wie wir sie kannten.

Endzeitromane gibt es en masse und viele davon sind richtig gut. Egal ob sie mit Kriegen, Technologien oder Kriegen beginnen, es ist immer wieder schaurig-faszinierend, wenn man in der Fantasie das Ende durchspielt. Susan Beth Pfeffer hat mit ihrem Endzeitroman jedoch ein ganz eigenes Level der Apokalypse erreicht, weil sie in ihren Schilderungen am Boden geblieben ist.

Das Ende wird durch den Asteroideneinschlag am Mond eingeleitet. Wissenschafter hatten sich verrechnet und der harmlose Schubser ist in Wirklichkeit eine lebensbedrohliche Katastrophe geworden.

Als Leser erlebt man diese Endzeitversion aus Mirandas Blickwinkel. Sie ist ein Teenager, der mit ihrer Mutter und ihren zwei Brüdern mitten in der Apokalypse ausharrt, und diese traumatische Erfahrung in einem Tagebuch festhält.

So ist die ganze Geschichte als Mirandas Tagebuch erzählt, was mich von Anfang an in seinen Bann gezogen hat. Zuerst berichtet sie noch unbeschwert von ihrem Leben und dem astronomischen Ereignis, doch nach und nach ziehen sich Zweifel, Gefahren und verstörende Erlebnisse durch sämtliche Einträge. Wie in der Realität, sind sie ganz unterschiedlich erzählt. Manchmal berichtet Miranda ganz ausführlich von ihrem Tag, dann hat sie nur für wenige Zeilen Zeit. Manchmal vergehen Tage, bis man wieder etwas von ihr erfährt, dann schreibt sie wieder mehrmals täglich ins Tagebuch rein.

Dabei geht Miranda auf alle Umstände ihres Lebens ein. Sie erzählt, wie sie sich fühlt, was sie sich wünscht und welche Ängste sie bewegen. Sie berichtet, was um sie herum geschieht und wie ihre Familie und Freunde reagieren. Und natürlich lässt sie die Katastrophe an sich nicht aus und schreibt nieder, welche Entwicklungen gefürchtet und erwartet werden.

Dabei spielen banalste Alltagshandlungen eine große Rolle, denn wer weiß schon, wann es das nächste Mal Strom geben wird? Wie schwierig Wäsche per Hand zu waschen ist? Und wie sie den Winter ohne Heizmaterial überstehen sollen?

Außerdem ist die Katastrophe an sich meiner Meinung nach sehr realistisch konstruiert. Einerseits geht es Schlag auf Schlag, weil der Mond plötzlich so nah an der Erde ist, andrerseits ziehen manche Veränderungen nur sehr langsam ein, und sind zu Beginn nicht mehr als eine Unannehmlichkeit. 

Mir haben die Handlung, der Erzählstil und die Entwicklung der Ereignisse sehr gut gefallen. Susan Beth Pfeffer führt dem Leser vor Augen, wie ein Rad das nächste treibt, wie unsere Gesellschaft funktioniert und wie wichtig bestimmte Dinge in unserem Alltag sind. Dieser realistische Zugang zum Weltuntergangs-Thema hat mich absolut begeistert. Andere Romane setzen häufig auf actionreiche Spannung, bei Susan Beth Pfeffer wird man hingegen mit der brutalen Realität konfrontiert.

Wer sich gern vom Ende der Welt erzählen lässt und eine gute Portion Realismus aushält, sollte daher unbedingt Miranda kennenlernen und mit ihr die Apokalypse erleben.

Die letzten Überlebenden:
1) Die Welt, wie wir sie kannten
2) Die Verlorenen von New York
3) Das Leben, das uns bleibt