Rezension

Ein Roman, den man nur ungern aus der Hand legen mag

Das Geheimnis jenes Tages - Annette Dutton

Das Geheimnis jenes Tages
von Annette Dutton

Bewertet mit 4 Sternen

1842 lernt die damals einundzwanzigjährige Amalie den Botaniker Wilhelm Dietrich kennen. Er weckt nicht nur die Liebe in ihr, sondern auch einen unbändigen Drang, die Natur zu erforschen und alles darüber zu erlernen. Amalie wird Wilhelms Ehefrau. Sie unterstützt ihn bei seinen Forschungen und nimmt ihm bald einen Großteil der mühsamen Arbeit ab. Jahre später bekommt sie die einmalige Gelegenheit nach Australien zu reisen und dort die Tier- und Pflanzenwelt zu untersuchen. Amalie kann ihr Glück kaum fassen. Doch es gibt auch einen Wermutstropfen, denn Amalie muss ihre Tochter für eine lange Zeit in Deutschland zurücklassen.

Im Jahr 2009 reist die Professorin Nadine nach Australien, um einem Aborigine-Stamm ein Artefakt zurückzugeben, das vor langer Zeit unrechtmäßig auf die Reise nach Deutschland geschickt wurde. Ihre achtzehnjährige Tochter Alina begleitet sie, um von dort aus ins Erwachsenenleben zu starten. Doch schon bald wird Alina vermisst. Nadine ist entsetzt, denn vor Jahren hat ihr das Schicksal schon einmal einen geliebten Menschen genommen. Sie stellt auf eigene Faust Ermittlungen an und gerät dabei selbst in große Gefahr....

Annette Dutton erzählt die Geschichte um das Geheimnis jenes Tages aus wechselnden Perspektiven und verwendet verschiedene Zeitebenen. In der Vergangenheit beobachtet man den Lebensweg von Amalie Dietrich und in der Gegenwart lernt man die Professorin Nadine, und ihren Auftrag, das Artefakt in Australien zurückzugeben, näher kennen. Beide Geschichten sind vollkommen unabhängig voneinander, sodass man sich beim Lesen der unterschiedlichen Stränge die Frage stellt, wie sie wohl zusammenlaufen werden. Trotz der Zeitsprünge fällt die Orientierung in diesem Buch nicht schwer. Durch entsprechende Kapitelüberschriften weiß man genau, wo und zu welcher Zeit die Handlung sich gerade zuträgt.

Der Handlungsstrang um Amalie ist sehr interessant. Man bekommt einen guten Einblick in ihr Leben und die besonderen Umstände, mit denen sie zurechtkommen muss. Annette Dutton beschreibt die Protagonisten und Handlungsorte in diesem Erzählstrang so lebendig, dass man sich alles mühelos vorstellen und mit den Akteuren mitfiebern kann. Die Handlung um Nadine verblasst daneben zunächst etwas. Obwohl Nadine ein dramatisches Erlebnis in ihrer Jugend durchleben musste, beobachtet man sie beim Lesen erst ein wenig distanziert und kann keine richtige Beziehung zu ihr aufbauen. Doch auch ihr Handlungsstrang nimmt später deutlich an Fahrt auf und entwickelt sich zu einem wahren Pageturner.

Der Schreibstil von Annette Dutton ist flüssig und sehr angenehm lesbar. Man gerät in den Sog der Ereignisse und folgt gebannt dem Geschehen. Das mag mit daran liegen, dass die Perspektiven häufig an entscheidenden Stellen stoppen, an denen man sehr gerne weitergelesen und erfahren hätte, was nun passiert. So wird man dazu verführt mehr Kapitel zu lesen, als man eigentlich geplant hatte. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse in beiden Erzählsträngen. Hier steigert sich die Spannung. Das Ende kommt dann allerdings ein wenig abrupt. Ein etwas sanfterer Ausklang wäre hier wünschenswert gewesen.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen allerdings sehr gut unterhalten. Ich habe das Buch morgens begonnen und dann an einem Tag durchgelesen. Daran kann man gut erkennen, dass mich die Geschichte regelrecht in ihren Bann gezogen hat. Allerdings muss ich zugeben, dass ich von der Zusammenführung der beiden Erzählstränge und dem recht abrupten Ende etwas enttäuscht bin. Deshalb ziehe ich auch ein Bewertungssternchen ab.