Rezension

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Ein Roman, der sich zu lesen lohnt!

Nora und die Novemberrosen - Tania Krätschmar

Nora und die Novemberrosen
von Tania Krätschmar

Bewertet mit 5 Sternen

Als Nora und ihre drei Freunde eine verlassene Gärtnerei in der Mark Brandenburg entdecken, beschließen sie: Sie werden die verkrauteten Beete beackern, die maroden Gewächshäuser bepflanzen und sich hier ihr eigenes Paradies schaffen. Doch die Verwaltung findet das nicht akzeptabel und sperrt die vier aus. Ist der Traum verblüht? Keineswegs: Kurzerhand besetzen Nora und die Novemberrosen die alte Gärtnerei. Plötzlich sprießen Schlagzeilen, die Zahl ihrer Unterstützer wuchert – auch wenn das verwunschene Grundstück das Geheimnis seiner Vergangenheit noch längst nicht preisgegeben hat …

"Nora und die Novemberrosen" ist der Titel des neuen Buches von Tania Krätschmar. Der Klappentext hat mich sehr angesprochen, ebenso ist das Cover ein Hingucker.   Ich kenne ja inzwischen schon einige Bücher von der Autorin und war gespannt, welche Geschichte sich hinter diesem Titel verbarg.
Der Prolog beginnt zu Zeiten des Dritten Reichs im vergangenen Jahrhundert. Handlungsort ist eine Gärtnerei in der Mark Brandenburg.
Zitat S. 7/9
"Das Loch zu graben war anstrengend gewesen. Trotz der Kälte war ihr ganz heiß. Aber nun stand die Rose da, wo sie hingehörte - hinter den beiden Gewächshäusern, deren Glasscheiben beschlagen waren.  …Die Rose würde Triebe haben und irgendwann ihren Platz vor der dunklen Hecke erhellen wie ein vom Himmel gefallener Stern. … "Wachse schön", flüsterte sie dem kleinen Rosenstock zu und berührte rasch, wie zur Bestätigung, den Anhänger an der feinen goldenen Kette, die sie um den Hals trug."

Gegenwart - Handlungsort Berlin: Hier macht der Leser die Bekanntschaft mit den Bewohnern eines Hauses, die allesamt füreinander da sind. Da ist die alleinerziehende Nora mit ihrer Tochter Fanny, der Rentner Udo, dessen Frau vor nicht langer Zeit verstorben war und er nunmehr täglich zum Friedhof geht, die resolute Margarete und Ellie. Sie kümmern sich auch um Fanny, während  Nora in einem großen Gartencenter ihren Job nachgeht. Dann verliert sie ihren Job. Und zu allem kündigt ihr Vermieter in einem Brief "grundlegende Veränderungen" an, welche er in einem persönlichen Gespräch in absehbarer Zeit erläutern wird. Nun denken natürlich alle, dass das Haus wohl verkauft werden soll und sie sich neue Wohnungen suchen müssen.
Während eines Ausflugs in die Mark Brandenburg, woher Udos Frau stammte, stoßen sie durch Zufall auf eine ziemlich abseits gelegene verfallene Gärtnerei.
Zitat S. 75
"Wie geheimnisvoll!
Eine alte Gärtnerei.
Ein wucherndes grünes Rätsel.
Pflanzen, deren Alter niemand kannte."
Dass hier etwas ganz Besonderes war, spürten sie. Denn wie sonst konnte es sein, dass in ihnen längst vergessene Erinnerungen wach wurden? In ihnen wächst eine Idee. Sie wollten die Gärtnerei wieder beleben. Die Nachforschungen ergaben, dass das Haus schon Jahrzehnte leer stand. Nun war es Eigentum des Bundes, so schien es jedenfalls. Denn Erben konnten keine ermittelt werden. Für das Quintett wird dies ihr neuer Rückzugsort. Sie finden Hinweise auf den alten Besitzer, forschen nach, und letztendlich müssen sie das Grundstück besetzen. Ganz langsam lüftet sich das Geheimnis, als ein fremder Mann mit ausländischem Akzent auf dem Grundstück auftaucht.
Zitat S. 301
"My dear Liam, diesen Brief schreibe ich auf Deutsch.
Seit du als Vierjähriger Apfelkerne in die Erde gesteckt, sie jeden Tag gegossen und die kleine Pflanze dann gehegt und gepflegt hast, wusste ich, dass uns etwas verbindet. … Die Liebe zum Gärtnern."

In einer teils bildhaften, flüssiger Sprache, unterhaltsamen Dialogen hat die Autorin wiederum eine ganz tolle Geschichte zu Papier gebracht. Ich mochte die Hauptfigur. Sie war authentisch, aber auch ihre Mitbewohner-/streiter, alles passte perfekt.
Und was es mit den Rosen, den Novemberrosen, auf sich hat? Lest selbst. Es lohnt sich.
Man sollte nie seine Träume vergessen, viel mehr wagen, und doch glückliche Momente genießen.
Zitat S. 318
Schillernde weiße Flügel flatterten zu Boden. Fanden sich zwei kleine Hälften  auf ihrem kurzen Weg zur Erde, konnte man einen winzigen Moment lang einen grünen Stern erkennen."

Die Geschichte um Nora, ihren Freunden und der alten Gärtnerei hat ihren Ursprung im Dritten Reich. Jeder weiß um die Judenverfolgung.  Vielleicht gibt es doch schicksalhafte Fügungen und ein Ende ist auch immer wieder ein Anfang.
Von mir gibt es daher eine klare Kauf- und Leseempfehlung