Rezension

Ein Roman mit gesellschaftspolitischem Hintergrund, mit gut ausgearbeiteten Personen, interessant und kurzweilig zu lesen

Unterleuten
von Juli Zeh

Bewertet mit 5 Sternen

Da ist dieses Dorf im Brandenburgischen mit nur 200 Einwohnern, mitten in der Natur, umgeben von Feldern und Wäldern, nahe an Berlin und doch unendlich weit von all' dem, was eine Großstadt ausmacht. Aber die Vorstellung von dörflicher Idylle kann man getrost vergessen, im Roman, und wahrscheinlich auch in Wirklichkeit. Überall, wo Menschen so nahe beieinander leben und sich kennen, vielleicht schon seit längerem, gibt es Beziehungsgeflechte, konkurrierende Vorstellungen, Altlasten.

Das trifft für Unterleuten besonders zu, denn hier ist man nach der Wende UNTER unterschiedlichsten LEUTEN. Da sind die Ostler, die im Sozialismus ihre Strategien des Tauschens, der Gefälligkeiten und der Abhängigkeiten entwickelt haben und die arroganten Westler, die aus der Hektik der Großstadt flüchten, um hier ihre Vorstellungen von ruhiger Abgeschiedenheit in der Idylle zu verwirklichen und dabei so viel verkehrt machen.

Doch unter der dünnen Decke der dörflichen Harmonie schwelen alte Konflikte, die in dem Moment aufbrechen, als am Rande des Dorfes Windräder errichtet werden sollen. Da stehen nicht nur neue Bewohner gegen alte, sondern jeder gegen jeden, weil alle nur ihre eigenen Interessen sehen und so mancher alte Rechnungen begleichen will. Anscheinend wirken in diesem kleinen Dorf die gleichen Mechanismen wie überall im Land und in der Welt überhaupt.

Es ist zwar ein umfangreiches Buch mit vielen Kapiteln, jeweils aus der Perspektive der Hauptpersonen erzählt, aber es lässt sich leicht und locker lesen.