Rezension

Ein Roman über die Essstörung, schweres Thema, mit Leichtigkeit gemeistert

Alles so leicht
von Meg Haston

Bewertet mit 5 Sternen

Was denkt man über Essstörungen, wenn man keine Betroffenen kennt? Was sagt einem Anorexie oder Bulimie? Abstand halten und sich mit Leichtigkeit für die Ignoranz entscheiden?

Was denkt man über Essstörungen, wenn man keine Betroffenen kennt? Was sagt einem Anorexie oder Bulimie? Abstand halten und sich mit Leichtigkeit für die Ignoranz entscheiden?

Die möglichen Ursachen der starken Unterernährung sind für die Mehrheit kaum bekannt und zugegebenermaßen wohl auch nicht interessant. In einem Roman über dieses sensible Thema zu schreiben ist eine große Herausforderung, es ist nicht leicht den richtigen Ton zu finden. Meg Haston balanciert dennoch gekonnt in ihrem ersten Jugendroman zwischen Nähe und Distanz zur Patientin Stevie, der Hauptfigur in „Alles so leicht“.

Man würde meinen, wenn es um eine Krankheit geht, erwarten die Leser gähnende Langeweile und trockene Fakten, möglicherweise noch eine mehr oder weniger wissenschaftliche Belehrung zum richtigen Umgang mit kranken Mitmenschen. Nichts davon wird in dieser Geschichte wahr. Stattdessen befindet man sich inmitten eines tatsächlichen und mentalen Abenteuers mit viel Spannung, mit hoffnungsvollen Szenen und deprimierenden Rückschlägen.

Die präzise Sprache, die gleichermaßen verständnisvoll und vertraut klingt, verzaubert und überzeugt. Es gibt keine überladenen Tragödien, es wird lediglich die Geschichte einer glücklichen Heilung geschildert und die unglücklichen Umstände, die zur Entstehung einer seelischen Störung führten. Die parallel verlaufenden Fäden – Vorgeschichte und Gegenwart – verflechten sich zu einer wunderbaren Lösung. Dabei kommt es zu einem Wechselspiel von Verzweiflung und Lichtblicken: Was ist die Welt dort draußen noch wert, wenn Stevie von ihrem eigenen Vater unerwartet und ohne Vorbereitung in eine Heilanstalt eingewiesen wird, wenn ihre Freunde ihr nicht helfen und ihre einzige Kontaktmöglichkeit zur Außenwelt, ihr Handy, versagt?

Durch die gelassenen und gefühlvollen Dialoge zwischen Therapeutin und Patientin lässt Meg Haston Einblick in traurige Schicksale und zeigt einen möglichen Ausweg. Unverbindlich und für alle genießbar.

Der Titel bildet eine wohl getroffene Anspielung auf die Unterernährung und die Leichtigkeit, mit der sich die Autorin mit dem Thema auseinandersetzt.