Rezension

Ein Roman voller Poesie!

Liebe am Papierrand - Yoko Ogawa

Liebe am Papierrand
von Yoko Ogawa

Eine junge Frau, verlassen von ihrem Ehemann, leidet an einer seltsamen Ohrenkrankheit. Sie nimmt Geräusche war, die gar nicht da sind. Eines Tages lernt sie einen Stenographen kennen und ist fasziniert von seiner Tätigkeit, vor allen Dingen von seinen Fingern. An seine Finger muss sie immer wieder denken, die Finger, die ständig in Bewegung sind, die mitschreiben. Die Finger, die sie so gerne betrachtet. In dem Haus, in dem sich die beiden kennengelernt haben, lebte einst eine Fürstenfamilie. Der 13jährige Sohn der Familie fiel vom Balkon und lebte jahrelang schwer verletzt in seinem Zimmer. Der Vater ließ Jasmin in dem Zimmer aufstellen, Unmengen an Jasmin, denn der Duft des Jasmins schien die Leiden des Jungen zu mindern. Auch die junge Frau meint den Duft des Jasmin wahrnehmen zu können. Sie bittet den Stenographen, ihre eigene Geschichte für sie aufzuschreiben. Während er schreibt, scheint es ihr immer besser zu gehen. Sie kann sich immer mehr erinnern, doch sein Papier geht zur Neige. 

Wer schon einmal einen Roman von Yoko Ogawa gelesen hat, wird auch "Liebe am Papierrand" lieben! Es ist ein sehr außergewöhnlicher Roman. Die Sprache so federleicht. Man vernimmt die einzelnen Zeilen wie einen leichten Hauch. Poetische Bilder ziehen herauf. Obwohl es immer wieder um die Ohren der jungen Frau und die Finger des Stenographen geht, entwickelt dieser Roman einen unheimlichen Sog, allerdings auf ganz leise Weise. 

Was hat die junge Frau, deren Namen wir nie erfahren werden, tatsächlich erlebt? Hat sie alles nur geträumt, während sie hohes Fieber hatte? Hat sie alles tatsächlich erlebt? Sind es Erinnerungen, die sie verarbeiten muss? Lesen Sie selbst, träumen Sie, finden Sie es heraus. 

"Liebe am Papierrand" - ein Roman voller Poesie! Wunderschön!