Rezension

Ein rundum perfektes, emotionales und bezauberndes Debüt !

Löffelglück - Tracy Holczer

Löffelglück
von Tracy Holczer

Bewertet mit 5 Sternen

Oh was für ein wundervolles Debüt ! Es hat mich so sehr verzaubert, das ich gar nicht weiß wo ich mit meiner Meinung beginnen soll.

Vielleicht am besten mit der Optik, denn die ist, wie auch die Handlung sehr still und doch so beeindruckend. Auf dem Cover sieht man den Nacken- und Schulterbereich eines Mädchens, alles ist in schwarz-weiß gehalten, nur die Gänseblümchen, die in diesem Roman eine bedeutende Rolle spielen, und das Königskinder-Krönchen heben sich deutlich ab. Mich schlägt das Cover jedenfalls total in seinen Bann, ebenso wie die Handlung.

Ab der ersten Seite bin ich gefangen in Graces Geschichte. Sie beginnt am wohl dunkelsten Tag ihres jungen Lebens, als sie vor dem offenen Grab ihrer Mutter steht.
Grace ist Zwölf und plötzlich soll sie zu ihrer Großmutter ziehen, einer für sie Fremden, die sie noch niemals gesehen hat und die sie, nach den Erzählungen ihrer Mutter, auch niemals gewollt hat. Sie schmiedet einen Plan der dafür sorgen soll, das sie zurück zu ihrer besten Freundin Lacey ziehen kann, doch sie hat nicht mit dem Origami-Kranich gerechnet, hinter dem sie ein Zeichen ihrer Mutter vermutet und der eine ganze Kette an Hinweisen und Zeichen nach sich zieht....

Tracy Holczer hat hier ein wahrlich großartiges Werk geschaffen, das ich Euch dringend ans Herz legen möchte. Es geht darum seinen Platz im Leben und ein Zuhause zu finden. Es geht aber auch darum, das es okay ist einen geliebten Menschen loszulassen und um das Wissen, das er niemals ganz verschwinden wird, solange man ihn in seinem Herzen hat. Es geht aber auch um Vertrauen, um Kompromisse, darum das wir manchmal nur die Dinge sehen, die wir sehen wollen, ohne wahrzunehmen wieviel mehr eigentlich dahintersteckt, es geht darum Vorurteile abzulegen und es geht um Mut und Freundschaft.

Ich mochte Grace vom ersten Moment an total gerne. Sie ist für ihr Alter sehr reif, liebt Gedichte, kann allerdings nicht mehr Schreiben seitdem ihre Mutter gestorben ist. Sie empfindet Wut und auch ein bisschen Hass auf ihre Großmutter und will eigentlich nur weg oder ihr zumindest das Leben schwer machen. Dabei greift sie zu Tricks die mich sehr zum Schmunzeln gebracht haben, vorallem immer dann, wenn ihr ihre Großmutter einen Schritt voraus ist, denn die "alte Dame" ist keineswegs blöd und weiß genau, welches Ziel Grace verfolgt.

Naja und dann ist da noch der Kranich, der Grace sehr an ihre Mutter erinnert, denn die war eine großartige Künstlerin und hat Vögel, besonders Kraniche, immer über alles geliebt. Als Grace nun diesen Papier-Kranich findet, ist dies für sie ein Zeichen und der Beginn einer Suche nach weiteren Hinweisen.
Überall in Auburn Valley stößt Grace nun auf Teile und Geschichten ihrer Mutter und auch ihres Vaters und sie erkennt, wenn auch nur sehr langsam, wie sehr sie mit all dem verbunden ist, wie wichtig ihr die Menschen plötzlich werden und wie sehr sie hierhin gehört. Sie findet in Jo und deren kleinen Bruder Max, der vorgibt eine Mumie zu sein, tolle und loyale Freunde und sie beginnt sich mit ihrer Großmutter zu arrangieren, die ihr nach und nach ihre wahren Seiten und Facetten zeigt und der sie sich immer weiter annähert.

Tracy Holczer hat eine wundervolle Art diese Geschichte zu erzählen. Ihr Schreibstil ist leicht und der Ton ist "leise", obwohl Grace sich manchmal benimmt wie ein wütendes Trampeltier.
Sie streut an den richtigen Stellen reichlich Emotionen ein, so das ich das ein oder andere Tränchen genauso verdrücken musste, wie ich an anderer Stelle lauthals loslachen oder über Graces manchmal unbedarfte Art schmunzeln musste.

Für mich ist "Löffelglück" ein rundum perfekt gelungenes und emotionales Debüt, das ihr Euch dringend näher ansehen solltet und das in meinen Augen deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hat, als es bisher bekam !