Rezension

Ein schönes Abenteuer

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek - David Whitehouse

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
von David Whitehouse

Ich habe mich auf ein Abenteuer eingelassen. Ein Buch, dessen Titel mich sofort mitreißt und dass ich unbedingt lesen wollte. Und dann habe ich Meinungen gehört, die nicht zu dem passten, was ich mir vorgestellt habe. Und auch nach dem Lesen muss ich sagen: Das passt nicht zu meinen Vorstellungen zum Titel und trotzdem bin ich überaus angetan.

Aber von vorne.

Titel und Cover:

Abgesehen vom Titel, der zunächst einmal besonders Bücherwürmer wie mich anspricht und eine abenteuerliche Reise rund um Bücher und deren Geschichten verspricht, begeistert mich das Cover.

Ja, wenn man das Buch gelesen hat, dann versteht man es erst im Ganzen, insbesondere was es mit dem Meer und der Klippe auf sich hat. Und einen Kritikpunkt habe ich hier doch: Es wäre toll gewesen, wenn der Bücherbus wie im Buch grün wäre und nicht blau-weiß. Aber die Klippe aus Büchern, das Meer und ja, auch die fahrende Bibliothek, das ergibt doch einen wundervollen Traum von Bücherwürmern und lässt mich in der Buchhandlung sofort zu diesem Buch greifen.

Inhalt:

Bobby Nusku, der nur noch seinen gewalttätigen Vater hat, dessen unfreundliche Freundin und keine Freunde außer Sunny, der ihn beschützen will, dann aber wegzieht, lernt eines Tages die kleine Rosa kennen. Rosa muss man einfach mögen, weil sie besonders ist. Und auch Val, Rosa’s Mutter, gibt Bobby das Gefühl, plötzlich willkommen und geborgen zu sein. Zusammen machen sich diese drei mit dem gestohlenen Bücherbus auf den Weg zu einer Abenteuerreise und lernen hier auch den großen Joe kennen, der sich ihnen anschließt.

Der Anfang der Story gefiel mir schon sehr gut, weil auch sofort etwas passierte. Und dann wurde es erst einmal ruhig. Ich kam nur schleppend in die Geschichte rein und ich wartete gespannt auf den Bücherbus. Vielleicht hatte ich hier auch zu viel erwartet und zwar, dass sofort zu Beginn des Buches der Bücherbus zum Einsatz kommt und das Abenteuer beginnt. Ich wollte mich endlich auf die Reise machen. Meine Meinung: Das Warten lohnt sich! Die einzelnen Charaktere haben jeder für sich etwas Besonderes und man kann sich gut in die Personen hineinversetzen. Und das liegt an der Perspektive, aus der die Geschichte erzählt wird. Eigentlich fixiert sich der Erzähler auf die Sicht von Bobby, aber ab und zu, und das finde ich besonders gut an dieser Erzählweise, erhält man Einblicke in das Seelenleben der anderen Mitwirkenden. Und auch diese Einblicke sind der Grund, warum mir bis auf wenige Ausnahmen fast alle Charaktere total sympathisch sind.

Was meiner Meinung nach etwas zu kurz kommt ist die Freundschaft zwischen Sunny und Bobby. Ja, Sunny ist weggezogen und es ist schwer dann hier wohl weiterzuerzählen, allerdings finde ich, dass man hier besonders sieht, wie stark Freundschaften sein können. Sunny, der sich selbst verletzt, um ein Cyborg zu werden, der Bobby immer vor bösen Menschen beschützen kann und Bobby, der nie aufhört an Sunny zu denken. Das klingt nach einer lebenslangen Freundschaft. Bobby hofft auf diesem Abenteuer auch seinen Freund wiedersehen zu können.

Und Val hat zum ersten Mal seit langem wieder jemanden, mit dem sie über fast alles reden kann, jemanden, der sie auch versteht. Besonders erfreut ist sie natürlich darüber, wie Bobby Rosa behandelt. Als ganz normalen Menschen und das, trotz ihrer offensichtlichen, geistigen Behinderung. Die vielen Bücher, die sie alle auf ihrer Reise lesen, schweißt sie zusammen und schon bald wird der Bücherbus ihr zu Hause. Hier fühlen sie sich geborgen.

Ich möchte euch natürlich nicht zu viel von der Story verraten, nicht mehr als die Inhaltsangabe es tut, aber wer auf Bücher steht, die sich um Freundschaften drehen, die vermutlich für immer bestehen bleiben und von zufällig zusammengewürfelten Personen handeln, die sich als Familie sehen, sollte dieses Buch gelesen haben. Drei Sätze möchte ich dazu aus diesem Buch zitieren:

„Familie ist dort, wo man sie findet. Eine Familie muss nicht aus einem Vater, einer Mutter, einem Sohn und einer Tochter bestehen. Familie ist dort, wo es genug Liebe gibt.“

Es geht hier nicht immer darum, wer mit wem blutsverwandt ist. Vielleicht kann man auch diejenigen Familie nennen, die man vielleicht seelenverwandt nennen könnte. Für viele kann das die beste Freundin oder der beste Freund sein, für andere ist es vielleicht der Partner. Vielleicht ist es tatsächlich ein Blutsverwandter. Eins jedoch glaube ich zu wissen: Für jeden Menschen gibt es diese besonderen Menschen, die man Familie nennt. Und die sollte man sich bewahren.

Mein Fazit:

Ein wirklich lesenswertes Abenteuer, dass sehr viel mehr Tiefe hat, als es zu Anfang den Anschein hat. Es bekommt von mir 4 von 5 Sterne.