Rezension

Ein schräges Paar

Nach dem Winter
von Guadalupe Nettel

Bewertet mit 3 Sternen

Claudio und Cecilia lernen sich in Paris kennen und empfinden sofort eine starke Anziehungskraft füreinander, obwohl beide eher Einzelgänger sind.

Insbesondere Claudio, der auch von seinen Freunden als sonderbar angesehen wird, hadert mit anderen Menschen, ist ganz mit sich und seinen Ritualen beschäftigt und äußert in einem Ausbruch sein Bestreben: "Ich will eine Maschine sein! Ich will ein Roboter sein! Ich will eine unfehlbare Maschine sein!".

Cecilia hat durchaus eine soziale Ader. So weicht sie nicht von der Seite eines kranken Freunds. Aber auch sie hat Momente, in denen sie sich in ihrer Wohnung verkriecht, sich nicht mehr wäscht, die Welt draußen ausblendet.

Insofern zeigt dieser Roman, dass auf jeden Topf ein Deckel passt. Doch auch wenn beide Protagonisten als Ich-Erzähler von ihren Motivationen und Gedanken berichteten, sind diese schwer nachzuempfinden, weil sie sich auf sich ähnelnde Situationen beziehen (andere werden ausgeblendet) und gedämpft wirken. So bleibt das Glücksgefühl der Protagonisten und meines als Leser etwas auf der Strecke.