Rezension

Ein Schriftsteller als Ermittler

Nacht über Föhr - Volker Streiter

Nacht über Föhr
von Volker Streiter

Bewertet mit 5 Sternen

~~Im Zuge seiner schriftstellerischen Arbeit kommt der Auto Johann Kohl auf die kleine Insel Föhr. Gleich am Tag nach seiner Ankunft wird die Leiche eines ermordeten Jungen gefunden, der Täter ist scheinbar schnell ermittelt, ein Südseeinsulaner, der seit Jahren auf der Insel lebt, aber dennoch aufgrund seiner Hautfarbe ein Außenseiter ist. Doch Kohl und vor allem die Schwester des Ermordeten, Laura, haben Zweifel an dieser einfachen Lösung. Ihre Untersuchungen führen sie bis in die höchsten Kreise der Föhrer Gesellschaft sowie einflussreicher Badegäste. Dabei decken sie einige düstere Geheimnisse auf und geraten, was Laura betrifft, in höchste Gefahr.

"Nacht über Föhr" bietet ein Wiedersehen mit dem bereits aus "Das Geheimnis des Strandvogts" bekannten Johann Kohl. Sein Gerechtigkeitssinn macht es ihm unmöglich, die vorschnell abgeschlossene Ermittlung zu akzeptieren. Dabei stellt die Insel eine klassische locked-room Situation dar, der Täter muss ihr entstammen und kann auch nicht ohne Weiteres einfach türmen. Bitter ist eigentlich die Vorstellung, dass sich in 170 Jahren kaum etwas geändert hat, kaum jemand kann sich vorstellen, dass die Täter aus der eigenen Gesellschaft stammen könnten, dagegen sind Fremde, auch, wenn sie wie im Roman beschrieben, schon seit Jahrzehnten dort leben, die "natürlichen" Verdächtigen.

Nebenher bietet der Roman einige historische Fakten aus der Zeit vor dem deutsch-dänischen Krieg, die den meisten unbekannt sein dürften, etwa die Tatsache, dass eine Staatsgrenze quer über die Insel verlief.