Rezension

Ein schweres aber wertvolles Buch.

Bevor ich jetzt gehe - Paul Kalanithi

Bevor ich jetzt gehe
von Paul Kalanithi

Bewertet mit 5 Sternen

Paul Kalanithi ist vom Beruf Neurochirurg, doch auch ein Arzt bleibt nicht davor bewahrt zu erkranken, Paul bekommt die Diagnose Krebs und mit einem Mal ist alles anders. Er stellt sich die ganz großen Fragen im Leben: Was bedeutet das Leben? Was ist wichtig im Leben?
Und für ihn beginnt ein Kampf den er nur verlieren kann, er erzählt von seinem Leben, von seinem bevorstehenden Tod..

Meinung:
Schon wenn man sich mit dem Klappentext beschäftigt merkt man, dass es ein ungewöhnliches und schwieriges Buch ist. Ich habs gelesen und es war wirklich nicht immer einfach und doch bin ich froh drum, dass ich es getan habe, auch wenn ich nun das Gefühl habe das unmögliche zu tun, nämlich eine Rezension zu einem solchen Buch zu schreiben..

Der Tod war für mich selbst immer ein bisschen unfassbar, doch als ich im letzten Jahr wieder in Verbindung damit gekommen bin und auch jemanden verloren habe, der noch nicht in dem Alter ist wo der Tod "dazu gehört" hat sich was für mich verändert und es ist schwierig für mich. Auf einmal ist die Distanz weg, selbst wenn ich von dem Tod des Menschen gar nicht persönlich betroffen bin, macht es mir zu schaffen..
Und so war für mich der Gedanke das Buch eines toten Mannes zu lesen, der auch noch darüber schreibt auf der einen Seite zwar wahnsinnig interessant auf der anderen Seite aber auch wahnsinnig schwer.

Und in der Hinsicht wurden meine Erwartungen dann auch erfüllt.
Der Aufbau des Buches hat mich aber überrascht, neben Vorwort und Nachwort ist das Buch in zwei Teilen geglidert - Der Arzt und Der Patient - im ersten Teil erfahren wir warum Paul Arzt werden wollte, wie seine Ausbildung verlief und wie er dort mit dem Leben und dem Tod umgegangen ist.
Auch für mich war das ein wahnsinnig interessanter Einblick, aber auch da war der Tod anwesend und es war beklemmend.
In diesem Abschnitt hatte ich das Gefühl ihn sehr gut kennenzulernen, er lebte für diesen Beruf und gerade im Umgang mit seinen Patienten war ich wirklich berührt, interessant war hier auch wieder, dass er erläutert wie sie mit Patienten vorgehen, wenn sie eine schlechte Nachricht zu überbringen haben, was sie dabei meiden und warum. Das war sehr informativ.
Bei diesem Teil, habe ich das Buch immer mal wieder weglegen müssen, es ist erdrückend, auch wenn Paul es durchaus schafft neutral über den Tod zu reden und das Leben dafür umso mehr hervorhebt und feiert, es war schwierig. Es sind einzelne Schicksale von Menschen die ich nicht kenne, aber durch Paul ist man beinahe wahrhaftig dabei und ich zumindest sah sie vor mir und hatte das Gefühl ihre Gefühle spüren zu können, da war nicht nur Angst und Traurigkeit, sondern auch Mut, aber es ist eine geballte Kraft die auf mich zu kam, dem musste ich mich einige Male entziehen.

Im zweiten Teil wurde das alles natürlich nicht besser, denn nun war Paul der Patient, wir erfahren welche Behandlungsmethoden er bekommt, welche Entscheidungen er für sein Leben trifft und wie er sich mit den Fragen des Lebens auseinandersetzt. Hier gibt es viele Denkanstöße und dieses Buch zeigt wie wichtig und wertvoll das Leben ist.
Letztendlich mag da jeder seine eigene Ansicht draus gewinnen und ich persönlich konnte manche Entscheidung die Paul traf nicht wirklich nachvollziehen, aber das war durchaus okay.
Die medizinischen Vorgänge werden auch hier sehr detailiert beschrieben, man ist hautnah dabei, nur das man das Ende von Anfang an kennt und so wurde auch dieser Teil ziemlich hart, gerade wenn vielleicht doch mal ein Hoffnungschimmer aufkommt und auch beim Anblick des Verfalls.
Und ja auch hier tat es mir gut, immer mal wieder vom Buch Abstand zu gewinnen, mich leichterem zu widmen, meine liebsten um mich herum zu sehen und die Zeit mit ihnen zu genießen.
Und das ist auch der Punkt warum ich trotzallem sehr froh bin, mich an dieses Buch herangewagt zu haben, denn ich glaube es öffnet jedem die Augen für das was wichtig ist im Leben (was das ist entscheidet natürlich jeder für sich) aber bei mir ist das Geschehen.

Und auch sonst hab ich einfach das Gefühl gehabt einen sehr mutigen Menschen kennenlernen zu dürfen, auch wenn er schon längst nicht mehr unter uns vereilt, aber er hat es geschafft mich zu berühren und mich zum nachdenken anzuregen und dafür bin ich dankbar.
Auch das Nachwort seiner Frau, war einzigartig und zeigt noch mal genau wie viel er anderen bedeutet hat, ich gebe zu, da sind dann endgültig die Tränchen gekullert. ;)
 

Fazit:
Dieses Buch schlussendlich zu bewerten fällt mir nicht leicht, es ist ein mutiges, einzigartiges aber auch schweres Buch, auch wenn es leichte und wertvolle Momente darin geben mag. Von daher sollte man in der richtigen Verfassung dazu sein und ich war es teils nicht, dennoch bin ich froh es gelesen zu haben, sehr froh und dass es so schwer für mich war, zeigt mir eigentlich nur noch mehr, wie gut dieses Buch ist.