Rezension

Ein sehr eindrucksvoller Roman - ein Buchhighlight

Der Himmel über unseren Träumen - Heidi Rehn

Der Himmel über unseren Träumen
von Heidi Rehn

Bewertet mit 5 Sternen

 In ihrem Buch "Der Himmel über unseren Träumen" beschreibt die Autorin Heidi Rehn auf eine sehr interessante und fesselnde Art die Geschichte um Vera Cohn. Die Zeitreise geht zurück in die frühen Fünfziger Jahre, greift aber rückblickend in die Zeit kurz vor dem Zweiten Weltkrieg.
Der Roman beginnt mit dem Prolog Ende April 1938 an Veras achtem Geburtstag. Von ihrer Großmutter Rebecca hat sie ein ganz besonderes Geschenk erhalten: Ein Skizzenbuch, darin gezeichnet Veras Lieblingsorte in München und nicht zu vergessen die Paradiesstraße und Hummelreichstraße, in der die Familie und Freunde wohnen.
Es wird für Vera immer ein Stück Heimat sein,w enn sie mit ihren Eltern ins Exil geht. Von Frankreich aus geht es dann für Jahre nach Amerika. Dort war die Familie vor der Judenverfolgung im Dritten Reich sicher. Doch nicht alle lieben Menschen konnten sie auf diesem Weg begleiten.
Im Sommer 1954 kehrt Vera nach München zurück. Nach der Rückkehr der Familie aus dem Exil nach Deutschland hatte sie Architektur studiert, ihre Eltern lebten in Bonn, wo ihr Vater, SPDler, im Bundestag saß. Ihre Mutter wollte nie mehr einen Fuß in die ehemalige Heimatstadt München setzen.
Veras Stelle als Architektin, als Frau, in Sandrarts Büro, erregt Aufsehen, erzeugt Mißgunst. Zumal auch ihr Name auf die jüdische Herkunft weis. Gab es doch laut Auskunft einiger Herren von oben genug "Kameraden" von früher, der Heimatschutzarchitektur. An ihrer Seite Arthur Brandt, Kollege. Das vorherrschende Klischee "die Frau gehört an den Herd" wird in der Geschichte immer wieder einmal hervorgehoben. Die Protagonistin Vera vertritt allerdings einen anderen Standpunkt. Doch das schafft Probleme, denn nicht jeder steht der ihrer Zeit weit voraus denkenden modernen Vera aufgeschlossen gegenüber.
Es ist eine Zeitreise, auf die der Leser sich begibt. Man erfährt so einiges über das Leben des Wiederaufbaus nach dem Krieg. Mit ihrem Skizzenbuch von der Großmutter begibt sich Vera so oft es geht mit ihrem Jugendfreund auf eine Reise, eine Zeitreise in die Vergangenheit. Vieles was in Trümmern liegt, soll wieder aufgebaut werden. Und auch Vera möchte dabei sein.
Es sind die Geister der Vergangenheit, die sie bei diesen Erinnerungsgängen begleiten.
Das Verhältnis zwischen Vera und Arthur ändert sich in eine Liebesbeziehung. Doch Vera ahnt, dass Arthur etwas mit sich herumträgt, was ihn belastet. Und Schatten auf ihre Beziehung wirft. Auch die Mutter ist voreingenommen und vermutet ihn Arthur einen "versteckten" Anhänger des damaligen Regimes. Es kommt zum Eklat.

Heidi Rehn brilliert wieder einmal durch ihre Liebe zum Detail, und so manches Mal hatte ich mir gewünscht, auf diesen Spaziergängen mit dabei zu sein. Sie geht gekonnt mit den Begegnungen und Ereignissenim Leben der Charaktere um und zeigt auf, wie sich eine Situation unerwartet in eine neue verwandeln kann. Veras Persönlichkeit ist authentisch, nachvollziehbar und für den Leser der heutigen Zeit modern, klug, selbstsicher, zielstrebig. Für die damalige Zeit, nach dem Krieg und Wiederaufbau, eine emanzipierte Frau.

"Der Himmel über unseren Träumen", eine Familien- und Liebesgeschichte, geprägt durch die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs, durch Intrigen und Emotionen. Es ist der Autorin eindrucksvoll gelungen, hierbei die damalige Zeit bildlich zu beschreiben. Heidi Rehn präsentiert hier eine berührende, interessante und tiefgründige Geschichte. Ein Roman, der mir noch lange im Kopf bleibt.