Rezension

Ein Setting, das begeistern konnte

Wédora - Staub und Blut
von Markus Heitz

Bewertet mit 4 Sternen

Liothan ist Holzfäller in Walfor, welches zum Königreich Telonia gehört. Doch neben diesem Beruf geht er noch einem zweiten nach: er ist ein Dieb. Ausgerechnet seine beste Freundin Tomeija seit Kindertagen ist hier die Scirgerefa, die Ordnungshüterin des Ortes. Diese warnt Liothan noch davor, bei einem der reichsten Kaufmänner der Gegend, Durus, einzusteigen, doch Liothan hört nicht auf sie. Es kommt wie es kommen muss und Liothan wird ertappt, als Tomeija ihm zur Hilfe eilt, geschieht allerdings etwas, womit sie nicht gerechnet hatten. Denn Durus scheint ein Witgo, ein Magier, zu sein und unversehens landen Tomeija und Liothan irgendwo mitten in einer Wüste und werden Zeugen eines Überfalls auf eine Karawane. Wo sind sie hier gestrandet? Was hat es mit der riesigen Stadt Wedora, die mitten in der Wüste liegt auf sich? Und vor allem: werden sie wieder zurück nach Hause gelangen?
Meine Meinung:
 Ich muss sagen, dass allein schon meine Inhaltsangaben nur minimal spiegelt, wie umfangreich und ausgeklügelt die Geschichte und auch die Welt rund um die Protagonisten und die Stadt Wedora ist. Denn schon nach der Ankunft in dieser Stadt überschlagen sich die Ereignisse und das immer wieder, ich bin hier durchaus beeindruckt, was Markus Heitz da für eine gigantische Welt erschaffen hat.
Schon das Cover zog immer wieder meine Blicke auf sich und es spiegelt hier die Wüstenstadt perfekt wieder. Man spürt beinahe die brennende Sonne und der Brunnen ist ebenfalls sehr wichtig für diese Geschichte, denn Wasser in der Wüste ist ein hohes Gut und hier nochmal ganz besonders.

Markus Heitz hat einen ganz besonderen Schreibstil, er ist durchaus flüssig zu lesen und dabei schafft er es mit leichten Worten eine völlig neue Welt zu schaffen und dabei klingt alles so, als gäbe es dies tatsächlich. Er beschreibt Orte und Ereignisse, als wäre er persönlich dabei gewesen und genau das macht auch für mich die Besonderheit dieses Fantasybuches aus.
Das Worldbuilding hat mich absolut fasziniert, High Fantasy in der Wüste und die Stadt mit seinen Eigenarten und Besonderheiten werden klar bei der gedanklichen Vorstellung. Zu größten Teilen versank ich hier in der Stadt, doch eins gab es, ich musste mich hier durchaus konzentrieren, damit ich nicht irgendetwas wichtiges überlas. Also eine sehr ausgeklügelte und absolut durchdachte, faszinierende Welt, die aber auch volle Aufmerksamkeit fordert. Aber genau das macht eine gute Fantasygeschichte ja auch aus.
Spannend und actiongeladen geht es hier beinahe permanent zu, immer wieder gelangen die Protagonisten in Situationen, die den Kampf fordern. Die Stadt ist voller Geheimnisse und Intrigen und Liothan und Tomeija geraten immer wieder in irgendwelche Hinterhalte oder Situationen in denen sie nicht nur ihr eigenes Leben verteidigen müssen. Doch es gibt auch Passagen zwischendurch, die zum Erläutern dienen, die notwendig sind, mich aber immer wieder mit den Gedanken abschweifen ließen, die Personen in die Geschichte einführten, mich aber nicht ganz so fesseln konnten, wie die Momente, die hier Knall auf Fall kommen.
Die Atmosphäre der Geschichte ist geradezu greifbar, man spürt fast die brennende Sonne, die staubige Luft und die sandigen Wege der Wüstenstadt.
Die Geschichte wird durch einen dritte Person Erzähler wiedergegeben. Dieser lässt den Leser bei allen Ereignissen teilhaben und man bekommt auch durch Einblendungen, was in der Heimat von Liothan und Tomeija vor sich geht, mehr mit, als die beiden Protgonisten. Wer aufmerksam bleibt, hat hier einen perfekten Überblick, allerdings noch lange nicht den Durchblick, denn es gibt hier so vieles, was geheimnisvoll ist und von dem man nicht ahnt, wohin es führt. Es bleiben also noch eine ganze Menge Fragen für den zweiten Band offen. Zwischendurch bekommt der Leser zwischen den beiden unterschiedlichen Handlungsschauplätzen auch noch Auszüge aus fremden Büchern, die die Geschichte der Stadt erläutern und auch dieses macht immens neugierig.
Die Protagonisten sind zwei absolut interessante Persönlichkeiten und waren mir durchweg sympathisch. Sie sind kampfstark, loyal, absolut smart und einfallsreich und haben das Herz am rechten Fleck. Sie geraten hier mitten hinein in die Intrigen und Kämpfe der Stadt und setzen sich ein. Tomeija trägt ein Geheimnis mit sich herum, aber auch hinter Liothan steckt noch einiges mehr, auf das man hier im ersten Band nur Blicke werfen kann. Ich schätze, dass auch da noch einige geschehen wird. Die Nebencharaktere sind zahlreich, aber auch diese sind durchdacht und nur selten das, was man auf den ersten Blick sieht. Viele sorgen für Überraschungen und treiben dadurch die Handlung immer mehr voran.
Mein Fazit:
Eine spannende Fantasygeschichte, die mich zum allergrößten Teil fesseln konnte, dabei gibt es eine Menge Kampf und ebenfalls eine Menge Geheimnisse. Viele Fragen bleiben ungeklärt, werden aber mit Sicherheit im zweiten Band noch aufgelöst. Ein Worldbuilding, das mich mit seiner Andersartigkeit und seiner durchdachten Art neugierig machte und fesseln konnte. Es gab nur kleinere Momente, die mich aus dem Lesefluss rissen, gerade dann, wenn sich mehrere neue Personen ins Geschehen mischten. Trotzdem ist es eine gelungene Geschichte, die ich gerne weiterempfehle und auf dessen Fortsetzung, die schon bereit liegt, ich mich freue.