Rezension

Ein solides Debüt, aber ohne Besonderheiten

Auf immer gejagt - Erin Summerill

Auf immer gejagt
von Erin Summerill

Bewertet mit 3 Sternen

Erin Summerill hat einen wunderbaren Schreibstil. Besonders der Einstieg von „Auf immer gejagt“ ist besetzt von poetischen Einschüben, die den Leser in eine atmosphärische Welt zweier verfeindeter Königreiche zieht und dabei Magisches entfacht. Allerdings bricht die Ausdrucksweise der Protagonistin in Dialogen vermehrt mit diesem Stil, weshalb man sich nicht gänzlich fallen lassen kann. Mit Verlauf der Geschichte wechselt der Stil meiner Meinung nach, sodass es keine Brüche mehr gibt, jedoch das Poetische in den Hintergrund rückt. So liest sich das Buch schließlich insgesamt sehr flüssig und angenehm.  
  Tessa (im Englischen „Britta“), welche hier als Ich-Erzählerin fungiert, hat mir als Protagonistin recht gut gefallen. Obwohl ihr die Angst allein zu sein sehr auf's Gemüt schlägt, bemüht sie sich stark zu sein. Allerdings hätte ich mir in Bezug auf Cohen (ihrem Loveinterest) ein bisschen mehr Rückgrat gewünscht. Sie denkt häufig darüber nach, wie sehr sie von ihm verletzt wurde, doch kommt nicht drum herum, ihn in so gut wieder jeder Auseinandersetzung anzuschmachten. Ihre Faszination für Cohen wirkt deshalb stellenweise auf mich unglaubwürdig und somit aufgesetzt.    
  Cohen selbst bleibt zu Beginn der Geschichte noch etwas farblos. Seine Verhaltensumschwünge sind teilweise nicht nachvollziehbar und diese Motivlosigkeit geht einem regelrecht auf die Nerven. Mit Verlauf der Story gewinnt Cohen dann aber an Substanz, insbesondere durch viele Gespräche mit Tessa und man kann ihm mehr Verständnis entgegenbringen.
  Die weiteren Charaktere scheinen recht einfach gestrickt zu sein. Demnach zeichnen sie sich nur durch eine markante Eigenschaft beziehungsweise durch eine hervortretende Handlungsweise aus. Das macht sie leider etwas langweilig und ich konnte kaum eine Verbindung zu ihnen aufbauen.
  Hauptsächlich liegt der Fokus also auf der Beziehung zwischen den beiden Protagonisten Tessa und Cohen. Man kann mehr oder weniger von einem Road-Trip Buch sprechen, da sie sich die meiste Zeit auf der Flucht beziehungsweise auf der Suche nach dem Mörder von Tessas Vater befinden. Die spannungsfördernden Elemente verlaufen dabei alle ziemlich gleich ab, sodass sie ihrer Funktion nicht ganz gerecht werden. Dementsprechend bleibt das Erzähltempo relativ stabil und die auf „Action“ ausgelegten Szenen konnten mich nicht mitreißen.
  Mehrfach habe ich jedoch gelesen, dass das Ende noch einmal den Spannungsbogen hebt und zum Weiterlesen der Reihe animiert. Leider ist dies bei mir nicht der Fall. Der eingeführte Aspekt ist für mich inzwischen aufgebraucht und ich ertrage ihn nicht mehr in Büchern für junge Erwachsene. Da ich ohnehin einige Parallelen zu weiteren Büchern gesehen habe (atmosphärisch etwa Grischa, Witch Hunter oder Young Elites), hatte ich gehofft, dass diese Reihe einmal ohne das Klischee der heutigen Jugendbücher auskommt, aber hier folgt die Autorin der Norm. Mich schreckt das nun eher ab und ich werde vermutlich nicht weiterlesen.

Insgesamt fand ich das Buch durchaus unterhaltend, aber letztlich ohne Besonderheiten. Es liest sich angenehm aufgrund der hervorragenden Ausdrucksweise der Schriftstellerin, doch der fehlende Spannungsaufbau und der zu vorhersehbare Verlauf lassen das Buch leider im Genre untergehen.