Rezension

Ein spannender, erschreckend realer Politkrimi

Die schützende Hand
von Wolfgang Schorlau

Bewertet mit 5 Sternen

4,5 Sterne
Im Moment ist das Thema, die NSU ihre Taten und die Folgen, gerade wieder hochbrisant, wo die Verhandlungen unter anderem  gegen Beate Zschäpe laufen.
Das Buch ist aus der Sicht mehrer Personen geschrieben, die dann zu Wort kommen, wenn sie in der Geschichte eine Rolle spielen. Die kurzen Kapitel und der angenehme Schreibstil machen es leicht das Buch zu lesen.
Der Stuttgarter Privatdetektiv Dengler, ist finanziell weit unten angelangt. Unerwartet  bekommt er anonym einen großen Geldbetrag zugesandt.  Da er das Geld dringend benötigt, nimmt er es an, ohne zu wissen, was dafür gefordert wird. Als er dann endlich erfährt was von ihm verlangt wird, ist er überrascht. Ein aufgeklärter, bekannter  Fall soll von ihm überprüft werden. Er bindet seine Stammtischbrüder und seine Freundin Olga mit ein. Aus guten Quellen , bekommt er sogar die Offiziellen Unterlagen die er benötigt. Beim recherchieren aller zur Verfügung stehenden Materialien, wird schnell klar, hier ist was faul. Eine weitere größere Geldsumme hat zur Folge, dass sich Georg Dengler noch  intensiver mit den NSU- Verbrechen und Verfolgungen befasst. Motiviert dazu, ist er aber auch, weil frühere Chefs von ihm ihre Finger mit im Spiel haben. Auf eine Art, die sehr zu denken gibt. 
Dem Leser offenbart sich auch so einiges aus Politik und über den Auftraggeber, was Dengler verborgen bleibt.
Erschreckend an diesem Krimi ist, wie stets bei der Dengler - Reihe, der Bezug zur Realität. Vieles von dem, was der Privatdetektiv aufdeckt, hat Schorlau akribisch recherchiert und durch harte Fakten belegt. Es ist klar, dass Politik und Geheimdienste ihre eigenen Süppchen kochen. Dennoch fragt man sich, trotz der Beweislage, ob das tatsächlich so zugeht, in diesen Reihen. 
Ein spannendes Buch, in dem glaubhaft,  in Romanform,  Zweifel an Politik und Staatssicherheit im Umgang mit dem nationalsozialistischem Untergrund geweckt werden. 
Den halben Stern Abzug gibt es für immer mal, für mich,  unrealistische Geschehnisse. So nimmt Dengler das dringend benötigte Geld an, ohne zu wissen was dafür verlangt wird. Nach dem Motto, es kann ja keiner nachweisen, dass er es bekommen hat. An anderer Stelle wird erwähnt, dass er den Auftrag einer Versicherung abgelehnt hat, ohne Angaben von Gründen, weil ihm daran etwas nicht zusagte. Das passt irgendwie nicht. 
Davon abgesehen ein lesenswertes Buch, auch für Leute die das Thema Politkrimi eher abschreckt.