Rezension

Ein spannender, manchmal etwas unglaubwürdiger Kriminalroman mit dem Thema 'Selbstjustiz'

Wer Furcht sät - Tony Parsons

Wer Furcht sät
von Tony Parsons

Bewertet mit 4 Sternen

Der deutsche Titel passt meines Erachtens überhaupt nicht; der englische Originaltitel trifft es besser: 'The Hanging Club'. Dieser besteht aus mehreren Personen, die sich jene vornehmen, die ihrer Meinung nach für ihre abscheulichen Taten nicht genügend bestraft worden sind. Vornehmen bedeutet hier: sie erhängen die Täter in einem geheimnisvollen, sehr alt erscheinenden Raum und stellen die Filmaufnahmen in die Öffentlichkeit. Diese Personen nehmen das Gesetz in ihre Hand, üben also Lynchjustiz aus, und das wird mit allen möglichen Argumenten immer wieder kurz angerissen.

Der ermittelnde Polizist Max, allein erziehender Vater, wird z.B. gefragt: "Was würdest du machen, wenn es Scout wäre, Max?" … Wir wussten beide, was ich tun würde. (Scout ist Max kleine Tocher). Andererseits vertritt er das Gesetz und stellt sich auf dessen Seite, was ihn später in Gefahr bringt.

"Es geht um die Frage: Wer hat sie Gott gleichgestellt? Wer hat sie zu Richtern, Geschworenen und Henkern in einer Person ernannt? Sie vertreten nicht das Gesetz." (S. 87, Max zu seinem Freund Jackson)

Vor einer Pressekonferenz: "Die Nachricht, die wir vermitteln müssen, lautet, dass niemand das Gesetz selbst in die Hände nehmen darf, Pat. Weil damit das Gesetz nicht verbessert wird. Es wird davon zerstört." S. 92

Das zeigt das Dilemma, in das manche Menschen hin und wieder geraten. Theoretisch sollte man sich an die Gesetze halten, in Wirklichkeit beeinflussen einen persönliche Faktoren. Das wird auch Max an sich selbst erfahren, der zwar keinen Rachemord begeht, sich aber auch nicht immer an die Grenzen und Vorschriften der Gesetze hält.

Menschlich verständlich ist das, aber im Buch kommt meiner Meinung nach klar zum Ausdruck, dass es nicht richtig ist. "Aber sie bringen auch nur Dreckskerle um, oder?" - "Das Gesetz ist nicht nur für nette Menschen da." 86

Es geht natürlich nicht nur um dieses Thema, auch wenn es oft durchklingt. Polizeiliche Ermittlungsarbeit spielt auch eine Rolle und am Ende gibt es einen spannenden, wenn auch unwahrscheinlichen Showdown.

Ein solider, teilweise spannender Krimi, der 3. mit dem Ermittler Max Wolfe, der den Leser zu Gedanken um ein heikles Thema anregt.