Rezension

Ein spannender Roman, indem Wahrheit und Fiktion miteinander verschwimmen

Vintage
von Grégoire Hervier

Bewertet mit 4 Sternen

Thomas Dupré liefert für seinen Chef eine teure Vintage-Gitarre nach Schottland aus. Dort trifft er auf Lord Winsley, der eine beträchtliche Sammlung an seltenen Gitarren besitzt. Er bietet dem jungen Musiker eine Million, wenn er für ihn die legendäre ,,Gibson Moderne" ausfindig macht. Für Thomas beginnt eine spannende Reise, die ihn bis nach Australien und in die USA tief in die Ursprünge des Blues führt... .
Grégoire Hervier hat hier einen fesselnden Roman geschrieben, indem er Fiktion und Wahrheit miteinander verschmelzen lässt und seine Handlung nach und nach zu einem echten Krimi verdichtet. Besonders ist auch, dass es im Buch keine Kapitel gibt, sondern ein Intro, verschiedene Strophen und auch einen Refrain. 
Erzählt wird stets aus der Ich-Perspektive von Thomas. Er ist ein junger Musikjournalist, der auch in einer Band spielt, aber ansonsten kaum Erfolge vorweisen kann. Gleich am Anfang merkt man schnell, dass er wirklich Ahnung von Gitarren hat und diese wirklich mit Leidenschaft spielt. Während seiner Recherchen arbeitet er professionell, aber geht auch waghalsige Risiken ein. Manchmal kommt ihm allerdings auch der Zufall zur Hilfe, was der Geschichte nicht unbedingt gut tut.
Der Autor schafft es, durch seinen sehr detaillierten Schreibstil, die Musikstücke und die einzelnen Klänge so deutlich zu beschreiben, dass man fast meint, man könnte den Sound der Gitarren durch das Buch beim lesen hören. Auch wenn ich persönlich kaum Ahnung von den Ursprüngen des Rock und des Blues habe und mich sonst für Vintage-Gitarren gar nicht interessiere, hat mich die Handlung gepackt. Ab einem gewissen Zeitpunkt wird das Buch einfach ungalublich spannend und man fiebert richtig mit, ob Thomas die ,,Gibson Moderne" wirklich noch findet oder ob er letztendlich doch wieder nur auf eine Fälschung stößt. 
Wichtig fand ich auch, dass der Autor ganz klar herausstellt, wie okkulte Einflüsse die Musik großer Stars geprägt haben. Obwohl ich davon schon einmal gehört habe, hat es mich doch erschreckt, wie starkt sich die Ideologie von Menschen wie Aleister Crowley darin wiederspiegelt. 
Insgesamt hat mich ,,Vintage" mehr begeistert, als ich vorher gedacht hätte. Man erhält hier einen äußerst spannenden Roman und lernt gleichzeitig noch viel über Musik an sich. Gerne empfehle ich das Buch weiter.