Rezension

Ein spannender Thriller mit einem Mörder, der den Namen “die Bestie” zurecht trägt

Die Mädchenwiese - Martin Krist

Die Mädchenwiese
von Martin Krist

Alex Lindner hat vor Jahren seinen Job bei der Kripo aufgegeben und lebt seit dem zurückgezogen in der Provinz. Jedoch scheint er keine Ruhe zu finden, denn plötzlich wird das Dorf Finkenwerda von Morden erschüttert. Morde, die genauso aussehen wie vor einigen Jahren – er damals der Ermittler. Lisa ist verschwunden, ihrem Bruder Sam will niemand zuhören, die Mutter ist verweifelt. Alles deutet darauf hin, dass Lisa von zu Hause weggelaufen ist, dann wird allerdings doch eine Fandung rausgegeben. Alex weiß, dass “die Bestie” von damals zurück ist. Dieser Serienkiller hat den Namen ganz zu recht: Er verstümmelt Mädchenkörper und quält sie zu Tode.

Nachdem ich den Klappentext gelesen und den Trailer geschaut habe, war ich sehr neugierig auf das Buch und der Autor hat mich wirklich nicht enttäuscht. Warum ich dann keine 5 Sterne vergeben habe? 5 Sterne vergebe ich nur, wenn das Buch mich nicht mehr losgelassen hat, ich ständig daran denken musste und es einfach das gewisse Etwas hat um ein Lieblingsbuch von mir zu werden. Thriller haben es da schon mal etwas schwer bei mir und sie bekommen nur selten die Höchstpunktzahl, deswegen sind 4 Sterne eine super Leistung.
Wir haben es mit verschiedenen Protagonisten zu tun, was auch durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven verstärkt wird. Die Kapitel schwanken zwischen Erzählungen aus der Vergangenheit (welche Person das ist, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten) und der Gegenwart. Hier stehen abwechselnd Alex der Ex-Kommissar, Lisa das verschwundene Mädchen, ihr Bruder Sam und ihre Mutter Laura im Vordergrund. So bekommt der Leser die verschiedenen Gefühle der Charaktere bestens mit und erhält einen guten Überblick über die Handlung.
Mit dem Handlungsstrang aus der Vergangenheit hatte ich am Anfang meine Probleme. Man wusste nicht um wen es sich handelt und was das alles mit der eigentlichen Geschichte zu tun haben soll. Am Ende der löst der Autor dies natürlich auf und führt den Leser währenddessen auf die ein oder andere falsche Fährte. Ich tappte am Anfang ganz im Dunkeln wer “die Bestie” sein könnte und irgendwann war jeder verdächtig. Ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem Leser! Genial!
Tiere sollten nicht Büchern gequält oder getötet werden, auch nicht in Thrillern. Da muss ich immer mit mir kämpfen, um das Buch dann weiterlesen zu können. Hier habe ich generell Probleme und kann so etwas nicht gutheißen. Am besten sollten sie gar nicht erst in Thrillern mitspielen, das geht doch nie gut aus – leider.
Der Schreibstil von Martin Krist bzw. Marcel Feige hat mir sehr gut gefallen und selbst wenn mir die Handlung und die Charaktere nicht zugesagt hätten, würde ich weitere Bücher von ihm lesen wollen. Ich schmeiße Sebastian Fitzek, Arno Strobel und Wulf Dorn gerne mal in einen Topf, weil sie die drei großen deutschen Thrillerautoren (für mich) sind. Martin Krist gehört ab jetzt auch zu ihnen, wobei der Schreibstil ganz anders ist. Anders, aber ebenfalls gut. Hoffentlich werden wir noch mehr von ihm zu lesen bekommen!
Kommen wir nun noch zu den Charakteren. Nach der Trennung hat Laura ihr Leben nicht mehr Griff, ihre Kinder entgleiten ihr immer mehr. Lisa wird zum Rebell und Sam benimmt sich immer seltsamer. Sie kann zu den beiden nicht mehr durchdringen, versucht es nicht mal mehr, ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Kein Wunder also, dass Lisa sie anlügt und zu ihrem Freund verschwindet. Sam hingegen scheint in einer anderen Welt zu leben, bekommt nicht immer alles mit und Probleme sich bei den Erwachsenen Gehör zu verschaffen.
Alex hat es nach den Morden vor einigen Jahren nicht gerade einfach, deshalb ist er in die Provinz gezogen und betreibt die Kneipe seiner verstorbenen Eltern. “Die Bestie” will ihn nicht in Ruhe lassen und versucht ihn in die Morde mit reinzuziehen. Alex beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, was Lauras Schwager Frank, er selber Polizist ist, natürlich gar nicht gefällt und so gerät Alex selber in Verdacht.
Die Charaktere sind gut durchdacht und ausgebaut. Laura hat so einen Rabenmutter-Touch, fängt sich jedoch im Laufe der Geschichte. Mit Sam konnte ich nicht richtig warm werden, er war mir ein bisschen zu seltsam. Lisa hat mir sehr leid getan und das nicht nur, weil sie zum Opfer wird, sondern weil sie von ihrer Mutter vernachlässigt wird und gerade in ihrem Alter ist die Bindung zur Mutter sehr wichtig.
Insgesamt hat mir der Thriller wirklich gut gefallen. Martin Krist kann mit Sebastian Fitzek & Co. defintiv mithalten und ich freue mich auf weitere Bücher von ihm. Den Leser erwartet ein spannender Thriller mit einem Mörder, der den Namen “die Bestie” zurecht trägt!