Rezension

Ein spannender und magischer Buchreihenauftakt

Witches of Norway 1: Nordlichtzauber - Jennifer Alice Jager

Witches of Norway 1: Nordlichtzauber
von Jennifer Alice Jager

Inhalt:
Immer wenn Elis Gefühle in Aufruhr geraten, setzt sie Magie frei. Das kleine Erdbeben, welches sie auslöst, als sie erfährt, dass ihr Freund sie verlassen möchte, ist also für Elis nichts Neues. Nicht jedoch für ihre Freunde.
Schnell steht für den Vater fest, dass das Mädchen lernen muss, ihre Kräfte zu kontrollieren. Er schickt Elis nach Norwegen zu den entfernten Verwandten. Hier soll sie den Ursprung ihrer Hexenkräfte finden und lernen damit umzugehen. Zugleich muss sich Elis aber auch ihren Unterhalt im Hause der Andersons verdienen, indem sie dort als Kindermädchen auf die verwöhnten und nicht gerade einfachen Kinder der Familie aufpasst.
Und das ist erst der Anfang von dem neuen, aufregenden Leben, welches Elis erwartet.

Schreibstil:
Witches of Norway 1 ist eine sehr lebhafte Geschichte. Immer wieder lernt man neue Charaktere kennen und reist gemeinsam mit der Protagonistin von einem Handlungsort zum nächsten.
Dieser Zuschnitt der Geschichte birgt Vor- und Nachteile. Man erlebt als Leser ein sehr aufregendes und fesselndes Abenteuer, lernt immer wieder neue und interessante Menschen kennen, doch irgendwie fällt es schwer, während des Lesens zu erkennen, wo die Geschichte hin will.
So beginnt man gemeinsam mit der Hauptcharakterin in einer Welt ähnlich der unseren. Elis hat eine beste Freundin, einen Verlobten und dieses klitzekleine Problem mit der Magie, die immer dann freigelassen wird, wenn sie sich aufregt.
Schnell entscheidet der Vater, dass Selbsterkenntnis nur back to the roots zu haben ist und schickt Elis zu ihren Verwandten nach Norwegen. Dort angekommen stellt Elis fest, dass keiner der Familienmitglieder seine Magie zu verstecken braucht. Das Leben im Haus der Andersons ist konfus. Hier wohnen die unterschiedlichsten Charaktere. Man trifft auf die nette und freundliche Amalie, die gehässige und fast schon böswillige Anna, die beiden streichlustigen Söhne Theo und Morton und den nerdhaften Sander sowie allerlei Dienstmädchen. Dass dieses Leben aufregend ist, mag man sich denken können.
Hier stagniert die Handlung nicht. Elis gerät in fremde Welten und trifft auf neue Charaktere. Immer wieder habe ich versucht, während des Lesens zu erkennen, was für die Geschichte wichtig ist. Viele Fragen taten sich auf. Warum strebt der Verlobte die Trennung an? Hat die beste Freundin etwas damit zu tun? Wer ist eigentlich Stian? Was hat es mit dem gegnerischen Hexenzirkel auf sich?
Viele attraktive Männer begegnen der Protagonistin und immer wieder denkt man sich: Das könnte doch ein Kandidat für eine romantische Wendung werden. Zwar scheint Elis für sich schon den Fokus auf einen der Helden gelegt zu haben, doch ist man sich als Leser nicht ganz so sicher, welchen man selbst ins Herz schließen sollte. Der verwirrt und nerdhaft wirkende Sander hat ebenso viel Sexappeal, wie der mysteriöse und charismatisch wirkende Stian, aber auch der impulsive Kjell könnte durchaus jemand sein, den man gerne einmal näher kennenlernen möchte.
Diese Unsicherheit beim Leser entsteht vermutlich auch dadurch, dass viele der Charaktere durch ihre Eigenheiten interessant wirken, jedoch werden auch alle gleichermaßen in den Fokus gerückt. Keiner behält eine ständige Position an der Seite der Protagonistin, was auch kaum möglich ist, weil diese sich stets auf der Reise befindet.
Elis selbst ist, wie auch die anderen Charaktere der Geschichte, eine sehr gut ausgearbeitete Persönlichkeit. Sie unterscheidet sich von den anderen Romanfiguren und besitzt somit einen ganz eigenen Charme. Egal, auf wen die Protagonistin trifft und egal, wie die erste Begegnung ausfällt, Elis gelingt es immer wieder hinter die „harte Schale“ ihres Gegenübers zu blicken. Mit ihrer empathischen Art gelingt es ihr schnell einen Eindruck zu gewinnen, warum der andere ist, wie er ist. So knüpft sie zum Beispiel auch zu als Cholerikern verschrienen Hausherren, gefährlichen Hausgeistern und verwöhnt wirkenden Kindern eine zarte Bindung.
Gewiss ist, dass den Leser hier eine abenteuerliche und auch sehr magische Geschichte erwartet. Umso weiter die Geschichte voranschreitet, umso mehr Magie wird freigesetzt. Hier gibt es zum Beispiel eine Ahnentafel in Abbildung eines Baumes, der nach und nach seine Äste und die dahinter verborgenen Personen offenbart. Das Haus der Andersons sorgt dafür, dass die Bewohner, egal, welche Sprache sie sprechen, einander stets verstehen. Staubputzen mit einem Wedel? Braucht man nicht. Das läuft mit einer einzigen Handbewegung. Die Kaffeetasse umrühren? Warum? Man kann doch den Löffel einfach durch Telekinese zum Schwingen bringen.

Fazit:
Witches of Norway ist ein abenteuerlicher Auftakt einer magischen Buchreihe. Die Charaktere in der Geschichte verstehen zu überzeugen. Die rasche Abfolge von Szenen und die stete Interaktion der Charaktere sorgen für einen erlebnisreichen Handlungsstrang, jedoch werden im ersten Band sehr viele Fragen aufgeworfen, ohne dass eine Klärung am Horizont zu erahnen ist.
Zwar ist ein Glossar am Ende des Buches nicht notwendig, um einen Überblick über die Vielzahl der Charaktere und das Geschehen zu behalten, doch sehnt man sich nach Ende des Buches schnell die Fortsetzung herbei. Man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht, für welchen der zahlreichen attraktiven Helden Elis Herz nun wirklich schlägt und sehnt sich nach der Antwort auf die verschiedensten Fragen, die sich während des Lesens stellen.

Buchzitate:
Es war als würde ich in die Augen eines unschuldigen Kindes blicken, und doch gab es keinen Zweifel daran, dass er schon viel erlebt hatte – zu viel, um sich diese Unschuld gänzlich bewahren zu können. Aber ein Teil davon war noch da.
All die Wut, die in ihm tobte, war die eines Raubtieres, eines Löwen, der in die Ecke getrieben worden war. Er hielt daran fest, weil er alles andere schon losgelassen hatte.