Rezension

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Ein spannendes, fantastisches Leseerlebnis

LÚM - Zwei wie Licht und Dunkel - Eva Siegmund

LÚM - Zwei wie Licht und Dunkel
von Eva Siegmund

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Nacht der Mantai entscheidet in Adeva über das Leben aller 15-jährigen. Wer hier keine Gabe empfängt, gilt als Kema, als „leer“. Als Meleike in dieser schicksalhaften Nacht als Einzige leer ausgeht, ahnt sie nicht, dass eine noch größere Aufgabe auf sie wartet. Und das diese ihr alles abverlangen wird. Erst als sie dem Jungen aus ihren Visionen begegnet, erkennt Meleike, wohin ihre Bestimmung sie führt: nach Lúm, der strahlenden Stadt des Lichts.

Es dämmerte bereits, als sie die Lichtung betraten. Schweigend und voller Erwartung waren sie die ganze Nacht gelaufen, um dorthin zu gelangen. Adeva, ihre Stadt, war riesig und erstreckte sich von Horizont zu Horizont, innerhalb ihrer Grenzen gab es keine Wälder, keine Lichtungen. Doch diesen Ort brauchten die Pekuu jedes Jahr ein Mal, in dieser einen Nacht.“ 
(Buchanfang)

Lúm – die strahlende Stadt des Lichts
Adeva – eine Stadt der Trümmer, der Dunkelheit; dem Reservat des Unionsstaats des Lichts.
In diesen beiden Städten leben die Hauptprotagonisten Flynn und Meleike. Was sie beide miteinander verbindet, findet sich in dem Roman von Eva Siegmund. In deren Vita ist nachzulesen, dass sie ein außerordentliches Textgespür besitzt. Dass sie selbst einmal so ein Debüt als Autorin hinlegt, allererste Sahne! Mein Bezug zu Dystopien erläutere ich noch einmal am Schluss.
Nach dem Ende des Dritten Weltkrieges haben die Überlebenden sich zu einem Unionsstaat zusammengetan unter dem Namen „Unionsstaat des Lichts [UdL]“. Dass aber auch in diesem Staat „Licht“ und „Schatten“ herrschen, zeigt sich durch die beiden Handlungsorte Lúm und Adeva. Während auf der einen Seite der Wohlstand regiert, kämpfen die Menschen hinter dem Wald, der beide trennt, ums Überleben. Das wird ganz klar deutlich, als Flynn auf Meleike trifft und sie von ihm eine Köstlichkeit, einen Riegel, aus seinem Rucksack zum Essen bekommt. So etwas Herrliches hatte sie nie zuvor gegessen. Meleike, das 15-jährige Mädchen, welches in der Nacht der Mantai ohne Erkennung einer Gabe leer ausgeht. Dass sie etwas ganz besonderes ist, geht aus den Worten ihrer Großmutter hervor. Maela, die große Seherin in Adeva, weiß um die Gabe ihrer Enkelin und durch einen notwendigen Schritt offenbart sich Meleike ihre einzigartige Gabe. Die Menschen in Adeva sind erstant, aber auch entsetzt, auch Meleikes Mutter.
Im Perspektivenwechsel von Meleike und Flynn wird der Leser in beide Welten eingeführt, erfährt die Hintergründe, warum Flynn vor seinem eigenen Vater fliehen muß. Und warum Bianca, seine Mutter, ihm dabei hilft, ins Reservat der Pekuu zu gelangen.
Die Charaktere sind glaubhaft beschrieben, sympathisch und das schließt auch wichtige Nebenfiguren ein. Mit dem flüssigen Schreibstil der Autorin ist es ein pures Vergnügen, sich durch die kurz gehaltenen Kapitel zu lesen. Die Sprache ist altersgerecht und ich als „ältere“ Leserin habe die Story für sehr gut befunden. Eine Handlung, in die man sich auch mit Unterbrechungen sofort wieder hineinfindet.
Ich gehe bewusst nicht weiter auf diese ein, es würde einfach zu viel spoilern. Nur so viel:
Meleike und Flynn, beide sind mit einem einzigartigen Zeichen am Handgelenk gezeichnet, was kein anderer in dem Unionsstaat besitzt.
Wohl wissend, dass ich nicht dem Hype von „DTvP“ erlegen bin und immer noch nicht gelesen geschweige den Film gesehen habe, lasse ich mich gern überzeugen. Dystopien, die mich wirklich interessieren und fesselnd geschrieben sind, lese ich. Mit „Lúm – Zwei wie Licht und Schatten“ habe ich mit meinem Bauchgefühl wieder einmal richtig gelegen und bin wirklich froh, es gelesen zu haben.
Inhaltlich ein Erlebnis, und das beeindruckende Cover ein Hingucker.