Rezension

Ein Spiel mit Worten und eine Hommage an die Literatur. Leider viel zu vorhersehbar und rosarot, um authentisch zu sein

Das Glück der Worte
von Sonia Laredo

Bewertet mit 3 Sternen

Brianda ist eine spanische Lektorin und nachdem sie ihren heißgeliebten Job verliert, flüchtet sie völlig überstürzt in den Norden. Eine Reise ins Ungewisse beginnt. Doch wie das Schicksal es will, landet sie in einem verschlafenen, aber idyllischen Nest, das sie unverzüglich in ihren Bann zieht. Als sie auch noch die Bekanntschaft mit einem Buchhändler macht, scheint ihr Glück perfekt und Brianda wagt den Schritt zu einem völligen Neuanfang.

"Eine sinnliche Erzählung voller Farben und Düfte, über das was im Leben wichtig ist: Freundschaft, Liebe, Glück - und das richtige Buch" (Klappentext). Diese Aussage kann ich absolut unterschreiben. Wenn das Buch etwas ist, dann leidenschaftlich. Sei es die Liebe zu Büchern oder der Natur, die Autorin zieht den Leser in einen Bann der Farben und Schönheit und zaubert unterschiedliche magische Momente, Orte oder Objekte. Beim Lesen konnte ich spüren, dass diese Geschichte mit viel Hingabe konstruiert wurde und das ist etwas sehr wertvolles.

Was die Hauptprotagonistin Brianda abelangt, die ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt, bin ich sehr zwiegespalten. Einerseits verdient sie Bewunderung für die Dinge, die sie eigenständig in ihrem Leben erreicht hat. Denn im Alter von 18 Jahren verlor sie beide Elternteile und war fortan auf sich gestellt, musste völlig selbstständig den schweren Schritt ins Erwachsenenleben machen. Was ihr aber mehr oder minder glücklich gelungen ist, immerhin absolvierte sie ihr Studium und arbeitete dann mehrere Jahre in einem Verlag und eigenete sich einen enormen literarischen Wissenschatz an. Beziehungen hatte sie einige, geliebt hatte sie dabei nie. Da liegt die Vermutung nahe, dass sie eine junge, starke Frau ist, die selbstbestimmt leben möchte und sich behaupten kann. Dem ist leider, wie mir im Laufe der Geschichte klar wurde, nicht so. Ihre unheilvolle Begegnung mit einem Fremden ließ sie völlig erzittern, bei jeder weiteren Begegnung mit ihm schmachtete sie ihn an, konnte sich kaum artikulieren und ließ ihn mit sich machen, was er wollte. Dazu gelegentliche Stimmungsschwankungen und für mich war die leicht naive (aber auf keinen Fall dumme), devote Protagonistin geboren. Leider kann ich mich mit solchen Damen nur wenig identifizieren und schon garnicht sympathisieren.

Ein weiterer Kritikpunkt, der das Buch letztendlich für mich "zerstört" hat, ist die Handlung. Die Autorin hat entweder im Buch kleine Hinweise verstreut oder aber die Handlung war von sich aus so vorhersehbar und klischeehaft, dass mich leider garnichts überraschen konnte, weder positiv, noch negativ. Die letzten Seiten zogen sich für mich wie Kaugummi, da außer der arg konstruierten Handlung, die zu einem arg konstruierten Ende finden musste sowie einer Prise literarischen Vergleichen, für mich nichts mehr zu erwarten war. Insgesamt waren für mich weder die Einstellungen, noch die Verhaltensweisen der einzelnen Charaktere nachvollziehbar. Vielleicht ist es eher ein Buch für Menschen, die sich damit trösten können, dass der Protagonistin ein glücklicher Zufall nach dem nächsten widerfährt, ohne die realistischen Fügungen infrage zu stellen. Für mich ist so etwas leider immer sehr schwer nachvollziehbar und ich kann die Geschichte dementsprechend auch nur schwer wertschätzen.

Letztendlich habe ich doch 3 von 5 Sternen vergeben, da nicht bloß der Schreibstil sehr blumig und elegant war, sondern ich auch einige Lebensweisheiten mitnehmen konnte.