Rezension

ein Spion der besonderen Art

Der Spion mit dem Strumpfband - Lisa McAbbey

Der Spion mit dem Strumpfband
von Lisa McAbbey

Bewertet mit 5 Sternen

Clarissa Greenly arbeitet nach dem Bankrott ihrer Familie in einer Buchhandlung, um das hart erkämpfte Geld unter anderem auch für die Schulden ihres Vaters auszugeben. Ihr Vater sitzt nämlich im Gefängnis und kommt dort erst frei, wenn er schuldenfrei ist. Da das Geld von der Arbeit in der Buchhandlung nicht ausreicht, hat sich Clarissa als Spionin für die Spinne anstellen lassen. Nunmehr arbeitet sie im Verborgenen für die königliche Familie. Als ihr ein neuer Auftrag erteilt wird, kann sie nicht ahnen, dass der Mann, den sie ausspionieren soll, ihr einen Strich durch die Rechnung macht. Denn der Earl von Hawkhurst hat eine Ausstrahlung, bei der sich Clarissa sicher ist, dass er ihr Untergang sein wird. Doch weiß sie von der Spinne, dass der Earl auch ein Hochverräter sein soll und sie dringend an das rote Notizbuch kommen muss, das sich bei ihm zu Hause befindet. 
Schon mit ihrem Roman "Die Eroberung des Normannen" hat mir die Autorin eindrucksvoll bewiesen, wie gekonnt sie mit Worten umgehen kann. Mit ihrem aktuellen Roman hat sie sogar nochmal eine Schippe draufgelegt und so fliegt man förmlich durch die Geschichte, getragen von einem sehr faszinierenden Schreibstil. 
Zu Anfang lernen wir Clarissa kennen, die eher schüchtern daherkommt. Doch im Laufe der Geschichte merkt man, dass sie auch ein loses Mundwerk haben kann, wenn es darauf ankommt. Es ist also schon vorprogrammiert, dass sie mit dem unnahbaren James Bauclerc, dem Earl von Hawkhurst aneinandergeraten muss. 
Es handelt sich hier um eine historische Liebesgeschichte, immer wieder gespickt mit einigen Einwürfen bezüglich der Belagerung der Insel Menorca durch die Franzosen im Jahre 1756. Doch dies steht nicht im Vordergrund, sondern eben Clarissa und James. 
Die Autorin lässt die Clarissa und James immer wieder aneinandergeraten. Und meist trennen die beiden sich in Streit. Die Wortgefechte zwischen den beiden sind köstlich. Ich hätte stundenlang lesen können, wie die beiden miteinander umgehen, sich um den Bart streichen, in Streit ausbrechen oder gar in verfängliche Situationen geraten.
Dies natürlich auch nur, weil Clarissa in verschiedenen Verkleidungen vor den Earl tritt, um ja herauszufinden, wo sich dieses rote Notizbüchlein denn befindet. Dabei hat Clarissa so einige Ideen. Ihre Verkleidung als junger Mann bei einer Ausstellung oder als Dirne sind da nur zwei Beispiele. 
Und doch wirkt es, als wäre ein großer Graben zwischen den beiden, bedingt eben durch ihr aktuelles Leben. Clarissa, als verarmte Lady, die mit allen Mitteln versucht, sich und ihrem Vater ein neues Leben aufzubauen. James auf der anderen Seite, der alles besitzt. 
Außerdem befinden wir uns im schönen London, eine Stadt, die ich - könnte ich zeitreisen - im Mittelalter gerne besuchen würde. Die Faszination und der Flair sind unwiderstehlich anziehend und passt einfach für das Setting.
Der Adel, das Nachtleben und die tägliche Routine sind eine perfekte Mischung gerade für diese Story. 
Die Liebesgeschichte steht klar im Vordergrund, erst nach und nach kommt dabei auch raus, was es mit diesem roten Notizbuch auf sich hat, dass Clarissa stehlen soll.
Ich muss aber sagen, dass mich die Autorin schon von den ersten Seiten her hatte. Denn die Beschreibung der Arbeit von Clarissa in dem Buchladen hat viele, viele Pluspunkte gebracht. Denn was wünscht sich eine Leserin nicht mehr, als von Büchern und vom Lesen zu lesen. ;)
Auch die anderen Charaktere waren sehr sympathisch, angefangen bei Besitzer des Buchladens bis hin zu Clarissas Vater Francis oder James Mutter Violet, die - ganz im Sinne ihres Namens - nur violette Kleider trägt. Gerade diese schrulligen Kleinigkeiten sind mir extrem aufgefallen. Und haben die Personen und die Geschichte noch liebenswerter gemacht.
Fazit:
Ein gelungener Liebesroman vor der Welthauptstadt London im Jahre 1756.