Rezension

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Ein Spionageroman zwischen Rommels Schatz und den "alten Kameraden"

Das Schattencorps (eBook) - Bernd Ohm

Das Schattencorps (eBook)
von Bernd Ohm

Bewertet mit 4 Sternen

„Das Schattencorps“ von Bernd Ohm spielt in der kurzen heißen Zeit des Kalten Krieges, im Jahr nach dem Mauerbau und der Konfrontation der Blockmächte in der Türkei und China. Nicht ohne Grund ist das Buch als „Spionageroman“ untertitelt, denn die Handlung spielt sich im unklaren Nebelfeld der westlichen und östlichen Geheimdienste ab, von denen gar nicht klar ist, ob sie mitmischen, wer für welchen Dienst steht und mit welchem Ziel eigentlich. In diesem Nebel bewegen sich überdies die alten Nazikader, die sich entweder dem Zugriff der Justiz entzogen oder sich einfach nach der Niederlage des Deutschen Reichs weggeduckt haben, ohne ihre inneren Überzeugungen von Blut und Boden aufzugeben. das ist die Situation, in die der Handlungsfaden führt:

Hans Barkhusen ist Anfang Dreißig, Taucher und ehemaliger Napolaschüler mit anschließender Guerillaausbildung, der von seinem Schwager Fritz Lehmann in eine abenteuerliche Kiste hineingezogen wird: Hans soll helfen, den sagenhaften „Rommelschatz“ zu heben, der aus dem im Mittelmeer versenkten „Raubgold“ der nordafrikanischen Juden bestand. Dazu soll Hans auch seine alten Kontakte spielen lassen, nämlich zu einer „Werwolf“-Truppe, die nach dem Krieg nicht von den Nazis, sondern von den Briten in Wasserkampf und Guerillataktik ausgebildet wurden. In diesem Dunstkreis befinden sich auch die Waffenhändler Ira von Mallank und Max von Krein, die in die Aktion eingebunden werden, sowie Hans‘ ehemaliger britischer Führungsoffizier Rowland.

Schnell wird klar, dass alles viel verworrener ist, als Hans und der Leser ahnen: Was planen eigentlich die alten Nazis? Wer trauert dem Reich nach und will es womöglich wieder auferstehen lassen? Welche Kriegsspiele veranstalten die „alten Kameraden“ in den Wäldern bei Hamburg? Wie spielt Schwager Fritz von er Münchner Kripo mit hinein und wen schleppt Max von Krein, der reichsdeutsche Tausendsassa, an, um die Schatzsuche zu unterstützen?

Die ganze Truppe begibt sich nach la Spezia, um dort in einem Katz-und-Maus-Spiel dem Rommelschatz hinterherzujagen und den anderen Beteiligten die Maske vom Gesicht zu reißen. Dabei begleitet der Leser den Protagonisten Hans Barkhusen, dessen abgeklärte Weltsicht - als Mensch nämlich dem Menschichsein treu bleiben zu wollen - ihn immer sympathischer werden lässt. In der italienischen Hafenstadt nimmt die Handlung gehörig Fahrt auf, während die Geheimdienste ihre sich überlagernden Interessen durchzusetzen versuchen.

Stil und Erzählweise

Bernd Ohms „Spionageroman“ nutzt die Leerstellen der Geschichte zwischen Kriegsende und Neubeginn geschickt, um die Motivationen seiner Figuren aus zum Teil nicht historischen Situationen und Lebensstationen herzuleiten. Das ist ebenso gekonnt wie auch die der Handlung zugrundeliegende Konfliktkonstruktion. Allerdings fällt es beim Lesen nach Beginn sehr schwer, die einzelnen Interessengruppen, ihre Vertreter und die Interessen auseinanderzuhalten. Auch die Entscheidung, Hans’ Hintergrund auf den ersten hundert Seiten nur langsam und durch ständige Andeutungen zu enthüllen, sorgt für eine gewisse Unschärfe, die wiederum meine Ungeduld geweckt hat. Der Roman ist im Präsens geschrieben, was eine ungewöhnliche Autorenentscheidung ist, die der Handlung allerding keineswegs zu fließen hilft.

Fazit

„Das Schattencorps“ ist ein verschachtelt konstruierter, historischer Krimi, der die beunruhigende Frage aufwirft, was die nach dem Kriegsende übriggebliebenen Nazis mit gern noch unserer Welt angestellt hätten. Wer die Romane der Großmeister Eric Ambler oder John le Carré kennt und mag, wird mit dieser deutschen Variante gut bedient sein.

Kommentare

hobble kommentierte am 24. August 2017 um 06:40

Klingt interessant