Rezension

Ein starker Auftakt

Die Verratenen
von Ursula Poznanski

Wie mag sie wohl aussehen, unserer Welt in tausend Jahren? Sind unsere Ressourcen, die wir im hier und jetzt in vollen Zügen genießen und oft verschwenden, aufgebraucht? Hat der Mensch sie mit seiner kriegerischen Art zerstört? Ich kann es mir nur sehr schlecht vorstellen. Doch Ursula Poznanski hat eine konkrete Vorstellung davon, die sie in ihrem neuen Buch „Die Verratenen“ beschreibt.

Der Planet ist gezeichnet von Kriegen und Klimakatastrophen. Karge schneebedeckte Landschaften, auf denen nur selten ein Baum oder Strauch wächst, bieten nur noch wenig Lebensraum. Viele Menschen leben in kuppelförmigen Sphären, die errichtet worden sind, um Schutz vor der fortwährenden Kälte zu bieten. Einige leben auch in der eisigen Außenwelt, in der man nur selten einen Sonnenstrahl erblicken kann. Für sie ist jeder Tag ein Kampf ums Überleben.
Ria lebt in so einer Sphäre. Sie ist beliebt und talentiert und wichtiger Teil eines Systems, das die Welt wieder bewohnbarer machen soll. Eigentlich könnte ihr Leben nicht besser sein, denn sie wohnt in einer privilegierten Umgebung und engagiert sich für ein besseres Leben auf der Erde. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und Ria befindet sich plötzlich in einer ihr feindlich gesinnten Welt und muss um ihr Leben kämpfen. Nach Erklärungen suchend, findet sie jedoch nur Antworten, die ihre komplette Existenz in Trümmern legt und ihr ganzes gewohntes Leben in Frage stellt.

„Die Verratenen“ von Ursula Poznanski ist ein Buch, bei dem ich nicht zu viel über den Inhalt verraten möchte, denn es würde dem Buch einiges an Genialität nehmen. Es ist eine Geschichte, in der es um sechs Studenten aus einer Sphäre geht, deren Leben sich über Nacht komplett wendet und sie zwangsläufig zu Verbündeten macht -auch wenn sie eigentlich niemandem trauen dürfen- auf der Suche nach der Wahrheit. Einer Wahrheit, die sie vielleicht so nie erwartet hätten. Es geht um Freundschaft, Vertrauen, Zuneigung aber auch um Zweifel und Angst, denn die Menschen haben nicht alle ihre negativen Eigenschaften einfach so abgelegt.

Ich hatte etwas ganz anderes als eine Dystopie erwartet, denn Ursula Poznanski schreibt gerne realistische Thriller. Umso schöner und überraschender war für mich der Einstieg in diese spannende Zukunftsvision. Die Autorin beschreibt, in klaren Worten und einer bildhaften Sprache, diese Welt und zieht den Leser ohne große Umschweife mit hinein. Begeistert war ich nicht nur von dieser fantastisch beschriebenen dystopischen Welt, die dem Leser so präsent erscheint, sondern auch von der sehr klugen, rasanten und komplett kitschfreien Handlung. In dieser Geschichte gibt es viel Raum für eigene Spekulationen. Mir als Leser wurde es sehr schwer gemacht, dieses Buch aus den Händen zu legen, denn es wurde mit jeder Seite spannender und interessanter. Ursula Poznanski hat auch ihre Charaktere sehr facettenreich gestaltet und machte mich neugierig auf die Menschen in dieser Welt. Leider war dieses Buch zu schnell gelesen, doch auch wenn am Ende einige Rätsel gelöst wurden, blieben für mich einige Fragen offen und somit genug Stoff für zwei weitere Bände. Ich kann es kaum erwarten, diese Reihe weiter lesen zu können.

„Die Verratenen“ von Ursula Poznanski ist eine sehr gelungene Mischung aus Thriller und Dystopie und ein genialer Auftakt zu einer Trilogie. Für mich eine der besten Dystopien, die in diesem Jahr erschienen sind.