Rezension

Ein starker, ehrlicher Roman und ein absolut beeindruckendes Debüt.

Kinder des Jacarandabaums - Sahar Delijani

Kinder des Jacarandabaums
von Sahar Delijani

Das hier war kein Ort für Glück. Das hier war Evin. Ein Ort, der für Angst gemacht war, für brütende, brodelnde, dampfende Angst. - Zitat Seite 60

Meine Gedanken zu dem Buch:

"Sahar Delijanis fesselnder Roman ist eine glühende Anklage gegen die Tyrannei, eine ergreifende Ehrung all jener, die deren Narben zu tragen haben, und eine Huldigung des ewigen Strebens nach Freiheit, das dem Menschen innewohnt" - so die Worte des Schriftstellers Khaled Hosseini zu diesem bewegenden Roman. Und damit hat es Hosseini ganz genau auf den Punkt gebracht. Besser kann man es definitiv nicht in einem Satz zusammenfassen, weshalb ich auch erst gar nicht den Versuch dazu starten möchte.
Schon der Blick in die Leseprobe dieses beeindruckenden Debüts bestätigte mir, dass ich dieses Werk unbedingt weiter lesen muss. Ein Blick in die Vita der Autorin zeigte mir, dass sie selbst 1983 im Evin-Gefängnis in Teheran geboren wurde. Auch ihre Eltern wurden für ihren aktiven Widerstand gegen das islamische Regime in Gefangenschaft genommen - und dies zu einer Zeit, als ihre Mutter gerade mit ihr Schwanger war. Es interessierte mich, ob "Kinder des Jacarandabaums" nun eine Art autobiografischer Roman werden würde. Dies ist so nicht ganz der Fall. Es gibt natürlich Kapitel, in denen es um eigene und familiäre Erfahrungen geht. So basieren vor allem die ersten Kapitel auf der persönlichen Erfahrung ihrer Mutter, die sie hinter Gittern im Evin-Gefängnis zur Welt bringen musste. Eine Erfahrung, die sie an ihre Grenzen treibt. Doch sie ist mit ganzem Herzen Mutter und kämpft um und für ihr Kind. Immer mit dem Wissen, dass sie ihr Kind nach der Geburt weggeben muss. haben.

"Sie alle wussten, dass es nicht so bleiben würde. Jeder Tag konnte der letzte sein. Sie wussten es alle. Auch Azar. Sie musste bereit sein, wenn der Tag kam." - Zitat Seite 178 

Sahar Delijani wuchs ebenfalls bei ihren Großeltern auf, und sie gab so den Kindern ihres Romans ebenfalls einige persönliche Dinge mit auf den Weg. Aber es lag nicht in ihrer Absicht, komplett autobiografisch zu schreiben. So wollte die Geschehnisse darstellen, über die sie viel mit ihrer Familie gesprochen hat, über die immer erzählt wurden. Sie suchte während der Entstehung des Buches auch immer wieder die direkten Gespräche mit ihrer Mutter und der Familie, und verarbeitete und verstrickte dies gekonnt in ihrer Geschichte der Kinder des Jacarandabaums. Aber dennoch ist es ein Roman, in dem diese realen Geschehnisse mit fiktiven Gedanken verbunden wurden.
Sahar Delijani betrachtet den Jacarandabaum als wie symbolisches, utopisches Bild für die Iranische Revolution von 1979. Sie gibt den Kindern der Revolution, die ohne ihre Eltern aufwachsen mussten, ein Gesicht, eine Stimme. Lässt sie und ihre Gedanken, ihre Gefühle und Emotionen zu Wort kommen. Kinder, die bei Familienangehörigen aufwuchsen, weil ihre Eltern für ihre politische Aktivität verhaftet wurden. Kinder, die nicht verstehen konnten, was da passierte und warum sie nicht bei ihren Müttern und Vätern sein durften. Kinder, denen ihre eigenen Eltern fremd wurden ... "Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn sie einem sagen, dass jemand deine Mutter ist, und du nichts als Angst empfindest, weil du eine völlig Fremde vor dir hast. Erst später erkennst du, dass sie alles ist, was du hast." - Zitat Seite 179 Aber ich nur die Kinder kommen zu Wort, nein, auch die Mütter und Väter, die unter der Gefangenschaft und unter dem Verlust ihrer Kinder litten. Delijani schreibt immer aus den Sichten verschiedener Frauen, deren Schicksal doch eng miteinander verknüpft ist. Ich begab mich auf deine Lesereise, die in den 80er ihren beginnt und mich bis in die Gegenwart führt, in der sich der Kreis der Geschehnisse schließt. Die Kinder werden erwachsen und erkennen das tatsächlich Ausmaß der Dinge, lernen ihre Eltern aus einem neuen Blickwinkel kennen und erkennen, wofür ihre Eltern gekämpft haben.

Kurz & gut - mein persönliches Fazit

Kinder des Jacarandabaums ist ein sehr starker, ehrlicher Roman und ein absolut beeindruckendes Debüt. Ich habe eine bewegende Lesereise hinter mir, dich mich emotional sehr mitnahm und mir große Einblicke in die Geschichte des Landes seit Beginn der Revolution gibt. Die Autorin kratzt nicht nur an der Oberfläche, nein, sie blickt tief in die Seele der Menschen, die litten und noch heute leiden unter dem Kampf für Demokratie und Freiheit. Offen, ehrlich und dabei unglaublich berührend. Eine absolute Leseempfehlung.

© Rezension: 2014, Alexandra
buecherkaffee.blogspot.de