Rezension

Ein stiller, schöner Roman über eine dauerhafte Freundschaft

Etta und Otto und Russell und James - Emma Hooper

Etta und Otto und Russell und James
von Emma Hooper

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Abschied auf Zeit

„Deshalb möchte ich etwas tun und tun und nie mehr aufhören. Wenn wir etwas tun, dann leben wir, und wenn wir leben, dann siegen wir, oder?"

Seit ihrer Jugend verbindet Etta, Otto und Russell eine ganz besondere Freundschaft, die auch jetzt im Seniorenalter fast ungetrübt weiterbesteht. Einst war Etta die gleichaltrige Lehrerin der beiden jungen Männer, die sich aus ganz verschiedenen Gründen in sie verliebt haben. Doch dann kam der Krieg und erstickte jedwede Zuneigung direkt im Keim. Mit Otto verbindet sie fortan eine intensive Brieffreundschaft, die schon bald ihr beider Lichtblick wird und Russell, der auf Grund seiner körperlichen Behinderung ausgemustert wurde, bleibt vor Ort ihr wichtigster Ansprechpartner und Vertrauter.
Doch als der Krieg zu Ende geht, wandelt sich ihre Beziehung, damit sie allen Beteiligten gerecht wird und was als komplizierte Dreiecksbeziehung hätte enden können, findet einen Kompromiss. Nach all den Jahren gehen die drei immer noch einen gemeinsamen Weg, der sie erst im hohen Alter voneinander trennt, denn da beschließt die nunmehr 83-jährige Etta, sich einen Lebenstraum zu erfüllen: einmal das Meer sehen. Und zurück bleiben die zwei Männer, die nun wiederrum ganz unterschiedlich mit dieser Trennung umgehen.

Der Roman von Emma Hooper kombiniert viele interessante Themen miteinander, denen alles eins gemeinsam ist: Wie nehmen Menschen Abschied, welche Pläne schmieden sie und warum und wie trägt uns die Hoffnung durchs Leben, so dass wir ein Wiedersehen feiern, statt eine Entscheidung zu bedauern. So wird der Leser im Laufe der Geschichte zum Beobachter einer lockeren und doch innigen Freundschaft zwischen drei Menschen, die sich gegenseitig Halt geben und einander die Welt bedeuten. Wir finden hier große Gefühle im Briefwechsel, dann wieder in Rückblenden und berührenden Kindheitserinnerungen und schließlich in uneigennützigen Handlungen, die von Liebe geprägt sind.

Dabei bedient sich die Autorin einer kindlichen, teils naiv wirkenden Sprache, die kurze Leseabschnitte mit verschiedenen Zeitebenen verbindet. Daraus entwickelt sich ein einfühlsamer, stiller Roman mit ganz eigenen, durchaus besonderen Hauptprotagonisten, die einerseits sehr bedeutsam für die Geschichte sind aber andererseits nur durch ihre Interaktion miteinander ihre volle Wirkung entfalten.

Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für diesen sinnerfassenden Roman über Freundschaft, Liebe, einen trennenden Krieg, eine verbindende Nähe und den Mut und die Kraft einen unerwarteten Neubeginn zu wagen, ganz egal wann der Zeitpunkt dafür gekommen ist.