Rezension

Ein Tag, an dem alles ist, wie es sein soll...

Ein Tag ohne Zufall - Mary E. Pearson

Ein Tag ohne Zufall
von Mary E. Pearson

*Worum geht's?*
Der neunzehnte Oktober ist Destinys persönlicher Unglückstag. Bereits zu Beginn des Tages weiß sie, dass sie nichts gutes erleben wird, denn genau vor zehn Jahren, als sie sieben Jahre alt war, haben ihre Eltern begonnen, sie von einem Internat in das nächste zu schicken. Seitdem zieht sie sich immer weiter von ihren Mitschülern zurück. Wofür Freundschaften schließen, wenn man sowieso bald in das nächste Internat gehen muss? Doch ausgerechnet heute an ihrem Unglückstag soll sich alles ändern, denn plötzlich findet Destiny vor der Schule eine Limousine mit laufendem Motor und drei Mitschüler, die - rein zufällig - ebenfalls Lust haben, dem tristen Internatsleben zu entkommen. Zusammen erleben sie einen Ausflug voller seltsamer Ereignisse und am Ende des Tages erfährt Destiny die Wahrheit über ihr Leben...

*Kaufgrund:*
Mary E. Pearson hat mich bereits mit "Zweiunddieselbe" begeistern können. Umso erfreuter war ich, als ich beim Durchstöbern von amazon.de auf ein neues Buch der Autorin aufmerksam wurde.

*Meine Meinung:*
"Ein Tag ohne Zufall" wirft den Leser ohne große Erklärungen mitten in Destinys Leben, wodurch die Handlung anfänglich sehr verwirrend und chaotisch erscheint. Dies ist jedoch keinesfalls als Kritikpunkt aufzufassen. Pearson schafft es durch ihre rasanten Einstiege, beim Leser eine große Neugierde zu wecken und ihn bereits zu Beginn an das Buch zu fesseln. Nicht zuletzt durch ihren wunderbaren, flüssigen und einfühlsamen Schreibstil konnte ich das Buch bis zur letzten Seite nicht mehr aus der Hand legen.

Die Geschichte handelt von Destiny und ihren drei Mitschülern Mira, Seth und Aidan - vier grundauf verschiedene Persönlichkeiten, die plötzlich aufeinander treffen. Zusammen erleben sie einen wundersamen Tag, der sie alle verändern soll. Dabei reiht sich in den 24 Stunden, die der Roman beschreibt, ein beinah unmöglicher Zufall an den nächsten. Destiny jedoch glaubt nicht an Zufälle. Sie ist der Meinung, dass es für alles eine logische Erklärung gibt. So auch für das Verhalten ihrer Eltern, sie nicht mehr bei sich haben zu wollen. Bloß Tante Edie besucht sie ab und an in den verschiedenen Internaten. Je weiter der seltsame Tag voranschreitet, desto näher kommt Destiny der Wahrheit. Ich selbst war von der Auflösung aller Ereignisse sehr schockiert. Ich hätte mit allem gerechnet, nur nicht mit einer solchen Lösung. Allein diese unerwartete, sehr überraschende Wendung macht "Ein Tag ohne Zufall" für mich zu einem Lesemuss.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Protagonistin Destiny erzählt, doch auch durch diese Perspektive fällt es dem Leser nicht leicht, sich mit ihr zu identifizieren. Sie besitzt ab der ersten Seite das volle Mitgefühl des Lesers, aber nur langsam gelingt es ihm, hinter Destinys Fassade zu blicken, die sie in den letzten zehn Jahren mühsam aufbaute. Sie ist sehr verschlossen und zurückhaltend, beobachtet lieber andere Menschen als mit ihnen in engeren Kontakt zu treten. Zudem leidet sie unter einer Zwangsneurose und muss ihr gesamtes Leben mit Zahlen verbinden. Was steckt hinter all dem? Im Handlungsverlauf beginnt ihre Maske zu bröckeln und ihr wahres Gesicht wird sichtbar. Ihr berührendes und bewegendes Schicksal und die traurige Wahrheit, die hinter ihrem Leben steckt, verleihen dem Roman das gewisse Etwas. Noch lange nach der letzten Seite wird das Buch im Gedächtnis des Lesers bleiben und ihn zum Nachdenken anregen.

Zudem ist "Ein Tag ohne Zufall" ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig Nebencharaktere sind. Mira, Seth und Aidan sind für die Geschichte und vor allem für Destiny so wichtig und entscheidend, dass es mir schon fast weh tut, sie als Nebenfiguren zu bezeichnen. Auch sie glänzen wie Destiny - wenngleich auch nicht so stark wie die Protagonistin - mit Tiefgründigkeit, einer ergreifenden Geschichte und individuellen Persönlichkeiten, die man von Nebencharakteren leider nur selten kennt.

Obwohl die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite mitreißt und man nicht aufhören kann zu lesen, so sei an dieser Stelle doch erwähnt, dass es sich nicht um leichte Lesekost handelt. Pearson verpackt sie zwar durch ihren Schreibstil und ihre jungen Charaktere in einen Jugendroman, aber auch ältere Leser werden von "Ein Tag ohne Zufall" begeistert sein.

*Cover:*
Das Cover ist nicht nur hübsch anzusehen, es bezieht sich auch auf den Inhalt: Die Pfauenfeder spielt eine wichtige Rolle in "Ein Tag ohne Zufall". Außerdem finde ich es sehr schön, dass dieses Cover dem von "Zweiunddieselbe" nicht unähnlich ist. Durch den Schriftzug und die Machart kann man den Büchern ansehen, wer sie geschrieben hat.

*Fazit:*
Im Klappentext des Buches wird die Geschichte so kommentiert: "Ein grandioser Roman um Täuschung, Selbsttäuschung und lang gehütete Geheimnisse, um Zufall und Schicksal". Kurz und knapp bringt dieser Satz den Roman perfekt auf den Punkt und ich möchte mich dieser Meinung ohne Einwände anschließen. Die Geschichte um Destinys Schicksal ist berührend und besonders die Auflösung am Ende hat mich sprachlos gemacht. Man kann dieses bewegende Buch nicht aus der Hand legen! Ich vergebe volle 5 Sterne - unbedingt lesen!