Rezension

Ein temporeiches Jugendbuch mit Stärken und Schwächen

Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken
von Sabaa Tahir

Bewertet mit 4 Sternen

Einige Worte zum Inhalt

Es ist eine Welt der Unterdrückung: Männer mit silbernen Masken, ausgebildet in der erbarmungslosen Militärakademie Schwarzkliff, verbreiten Angst und Schrecken in der Bevölkerung der Kundigen. Während Elias seine grausame Ausbildung zur Maske absolviert, lebt die Kundige Laia mit ihrer Familie in stetiger Angst und Armut. Als Laias Familie ermordet und ihr Bruder gefangen genommen wird, macht sie sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen Widerstand, der sich gegen das Imperium auflehnt und von dem sie sich die Rettung ihres Bruders erhofft. Ihr erster Auftrag birgt tödliche Gefahren: Getarnt als Sklavin wird Laia in Schwarzkliff eingeschleust, wo sie der furchtbaren Kommandantin dienen soll.

Meine Meinung

Wie ihr wisst, liebe ich Fantasy, daher war dieses Buch genau das Richtige für mich. Das orientalische, recht mittelalterliche Wüstensetting hat mir von der ersten Seite an sehr gut gefallen, weil ich persönlich nur sehr wenige Fantasybücher kenne, die sich eines solchen Settings bedienen. Da man als Leser direkt in die Handlung hineingeworfen wird, muss man sich erst einmal orientieren und versuchen, die beschriebene Welt einzuordnen. Es dauert ein Weilchen, bis man sich eingefunden hat, und ich hätte mir an mancher Stelle vielleicht ein kleines Glossar gewünscht, um den Überblick zu behalten. Ich muss außerdem sagen, dass ich es sehr schade finde, dass die Karte, die in der englischen Version vorhanden ist, in der deutschen Ausgabe völlig weggelasen wurde. Sehr gerne hätte ich mich anhand einer Karte orientiert und ich kann gar nicht verstehen, weshalb der Verlag sie nicht abgedruckt hat.

“Nachts erdrückt dich die Einsamkeit, als würde der Himmel selbst auf dich herabstürzen, um dich in seinen kalten Armen zu ersticken.” – S. 458

Das Buch ist unter meinen Augen nur so dahingeschmolzen. Die Handlung entspinnt sich rasant und bietet so manche Spannungskurve, sodass keine Langeweile aufkommt. Mit der Protagonistin Laia bin ich allerdings nicht hundertprozentig warmgeworden, denn sie ist ein kleiner Jammerlappen und ein schwaches, naives und zutiefst verängstigtes Mädchen. Natürlich ist dies nachvollziehbar, schließlich wird bereits zu Beginn des Buches ihre Familie ermordert und ihr Bruder festgenommen. Allerdings ist mir Laia mit ihrer Art nach einer Weile einfach etwas auf den Nerv gegangen, wesgwegen ich die Kapitel aus der Sicht von Elias mehr genossen habe. Elias empfand ich als weitaus tiefgründiger und sympathischer. Er steht, anders als seine Mitschüler, in keiner Weise hinter dem Imperium, sondern sehnt sich nach Gerechtigkeit und Freiheit, was er natürlich niemanden wissen lassen darf. Es ist ein sehr spannender Gegensatz, der zu einigen brenzligen Situationen führt.

Sehr gut finde ich es, dass Sabaa Tahir die Beziehung zwischen Elias und Laia nicht überstürzt hat. Dies wäre in meinen Augen unrealistisch gewesen, schließlich gehören die beiden völlig entgegengesetzten Lagern an und Laia empfindet große Furcht vor den Masken und somit auch vor Elias. Deswegen fand ich die langsame, subtile Entwicklung umso schöner.

Der Fantasyaspekt kommt zwar zum Tragen, dominiert allerdings nicht. Erst im Laufe des Buches wird das Augenmerk auf magische Kreaturen wie Ghule und Dschinn gelenkt.

Etwas, was mir etwas negativ aufgefallen ist, sind kleine Logikfehler: So lässt Laia beispielsweise in einer Szene einen Brief fallen, den sie allerdings einige Zeilen später dann nicht vom Boden aufhebt, sondern aus ihrer Tasche holt. Und ihre Trödelei bei manchen Botengängen, die normalerweise zu einer harten Bestrafung durch die Kommandantin führen würde, wurde gar nicht weiter beachtet.

Was in vielen Rezensionen angemerkt wird, ist, dass das Buch zu brutal sei. Ich persönlich empfand dies nicht so. Eher hätte ich mich gewundert, wenn Gewalt keine Rolle gespielt hätte, denn wir befinden uns in dem Buch in einer sehr gefährlichen, erbarmungslosen Welt und Laia ist als Sklavin für die Kommandantin und die anderen Masken von keinem Wert. Aus diesem Grund fand ich das Maß an Gewalt passend, auch wenn manche Szenen natürlich erschreckend sind. Aber mal unter uns: Es gibt wirklich wesentlich brutalere Fantasybücher.

Den Schreibstil empfand ich als angenehm, aber nicht herausragend. Die eingestreuten Details waren schön, allerdings fehlte mir eine gewisse Poetik der Sprache, was wohl an der Erzählperspektive und den Charakteren liegt.

Nach dem Lesen des ersten Bandes bin ich sehr gespannt auf den zweiten, der leider erst im nächsten Jahr erscheint. Die Buchreihe konnte mich schon jetzt anfixen und ich freue mich darauf, Elias und Laia weiterhin auf ihren Abenteuern zu begleiten.

Fazit

Elias & Laia ist ein Fantasyjugendbuch, das seine Stärken und Schwächen hat. Wenn ihr Rätsel, ein rasantes Tempo und ein orientalisches Setting mögt, solltet ihr eure Nasen unbedingt in dieses Buch stecken!