Rezension

Ein Thema, das sonst verschwiegen wird

Die Tage, die ich dir verspreche - Lily Oliver

Die Tage, die ich dir verspreche
von Lily Oliver

Bewertet mit 4.5 Sternen

In „Die Tage, die ich dir verspreche“ von Lily Oliver geht es um Gwen & Noah, die sich unter widrigen Umständen kennen lernen. Gwen ist in Depressionen verfallen seitdem sie ihr Herztransplantat bekommen hat. Sie fühlt sich unter Druck gesetzt & hat auch schwere Schuldgefühle dem Spender & seiner Familie gegenüber. Deshalb beschließt sie, dass sie lieber sterben & ihr Herz jemand anderen spenden möchte. Daraufhin postet sie einen Foreneintrag zu diesem Thema. Doch der Moderator dieses Forums, Noah, löscht ihren „Herz zu verschenken“-Post direkt, da er es für einen blöden Scherz hält. Auf Nachfrage Gwens antwortet Noah mit einem sarkastischen Spruch, das Gwen allerdings ernst nimmt. Da Noah ihr also geschrieben hatte, dass er ihr Herz selber haben möchte, steht Gwen am nächsten Tag direkt vor seiner Tür. Nun muss Noah versuchen Gwens Plan aufzuhalten & ihr zu zeigen, wie schön doch das Leben sein kann.

 

Der Schreibstil war angenehm & dem Thema angemessen. Dabei wird die Geschichte abwechselnd aus beiden Sichtweisen erzählt. Am Anfang jedes Kapitels steht zusätzlich noch ein kurzer Foreneintrag bzw. eine Antwort aus dem Forum, dass zum Inhalt des Kapitels passt.

Die Charaktere waren jünger als ich gedacht hatte. Gwen ist 19 Jahre alt & Noah ist höchsten 1-2 Jahre älter. Dementsprechend habe ich ihnen so manche Ideen als Naivität durchgehen lassen. Zum Beispiel wusste Gwen nicht unter welchen Umständen Herzen & andere Organe eigentlich transplantiert werden können, obwohl sie ja lange damit zu tun hatte. Damit konnte ich mich abfinden, da sie noch relativ jung war & daher vielleicht ein bisschen naiv. Wenn sie älter gewesen wäre, hätte mich das eventuell mehr gestört. Vor allem hätte die Prämisse der Geschichte wahrscheinlich nicht funktioniert, wenn Gwen dies gewusst hätte.

Ansonsten fand ich die beiden sympathisch & konnte sie gut verstehen. Besonders Gwens Zwickmühle wurde so gut dargestellt, dass man ihren Ausweg vollkommen nachvollziehen konnte, auch wenn man es auch nicht gut hieß. Noahs Situation war ebenfalls interessant & seine Handlungen verständlich dargestellt.

Die Handlung weist nicht unbedingt einen roten Faden oder sehr viel Ereignisse auf, sondern lebt davon, dass die Charaktere & ihre Ansichten sich weiter entwickeln. Das fand ich aber auch sehr passend & war nie gelangweilt. Ich fand dieses Wandeln zwischen Gwens abgrundtiefen Angst & der neu gefundenen Freude am Leben sehr faszinierend & gut dargestellt. So manche Plotpunkte waren natürlich dadurch abzusehen, wie der Ausgangspunkt der Geschichte sich darstellt, aber das fand ich nicht störend. Das hier auf die möglichen negativen Folgen einer Transplantation eingegangen werden gefällt mir, weil diese Seite der Dinge eher weniger beleuchtet wird. Diesen Punkt betont die Autorin auch in ihren Anmerkungen.

Letztendlich war mit der Sexanteil dieses Buches für das ernste Thema etwas zu viel. Es kommt zwar nicht so oft zum eigentlichen Akt, allerdings wird von beiden Charakteren oft darüber nachgedacht. Sie driften von ernsten Themen oder Gedanken oft dazu ab & finden dann den Weg auch meist zurück. Das an sich fand ich auflockernd, aber letztendlich war es ein bisschen zu oft. Stark gestört hat es nicht, aber es hat manchmal abgelenkt.

 

Fazit: Die Geschichte von Gwen & Noah ist emotional & hat ernste Themen. Aber beschäftigt sich ebenfalls mit Problemen junger Erwachsener. Beides wird gut dargestellt & hat mir gefallen. Wer einen New Adult Roman sucht, der ein ernstes Thema behandelt & mal eine Seite der Transplantationen zeigt, die sonst eher verschwiegen wird, ist hier genau richtig. Von mir hat es 4,5 Sterne bekommen.