Rezension

Ein Thriller, dem in meinen Augen das gewisse Etwas fehlt

Das Mädchen im Dunkeln
von Jenny Blackhurst

Bewertet mit 3 Sternen

Als Karen Brown ihre neue Patientin zum ersten Mal sieht, hält sie Jessica für einen psychologischen Routinefall: eine gelangweilte Frau, die ihren tristen Alltag mit einer heimlichen Affäre aufpeppt. Doch schon nach ihrem ersten Gespräch hat Karen das Gefühl, dass Jessica geradezu besessen ist von der Ehefrau ihres Liebhabers. Als wenig später die Leiche jener Frau gefunden wird, steht die Polizei vor Karens Tür. Sie gilt als dringend mordverdächtig. Karen ahnt, dass Jessica sie nicht zufällig ausgewählt hat - und dass es ein großer Fehler war, Jessica zu unterschätzen.

 

Mich faszinieren Bücher in denen es um die Psyche geht und in denen am besten auch mit der Psyche des Lesers gespielt wird. Auch bei dieser Story habe ich genau das erwartet –und eine etwas zähe Version davon bekommen.

Die Autorin springt in ihren Erzählungen kapitelweise zwischen den einzelnen Protagonisten des Buchs. So erfährt man von Jedem die Gedanken, Gefühle und Geheimnisse und erhält einen guten Blick hinter die Kulissen. Dazu gibt es noch einzelne Abschnitte, die Karen scheinbar mit einem Kollegen führt und Kapitel, bei denen der Leser nicht weiß, aus wessen Sicht diese geschrieben sind.

Ich mag eigentlich Bücher, in denen so viele Erzählstränge einen Kulissenblick liefern, besonders wenn sie im Abschluss gekonnt miteinander verknüpft werden. Leider fand ich es hier nicht komplett gelungen.

Das Buch beginnt relativ schleppend. Wir erfahren zuerst etwas über das Leben von Karen und ihren Freundinnen Bea und Eleanor. Wir erfahren etwas über ihre gemeinsame Vergangenheit und ihr jetziges Leben. Auch lernen wir Karens Patientin Jessica kennen.

Der Teil war für mich ehrlich gesagt, ziemlich langweilig. Er wollte nicht so recht in Fahrt kommen und plätscherte so vor sich hin. Von einer Info zur anderen und von einem Gespräch oder Gedanken zum nächsten. Dazu haben mich noch Karens Gefühle in ihren Sitzungen mit Jessica sehr irritiert. Ich habe ihr Verhalten etwas übertrieben empfunden. Es war für meinen Geschmack da schon zu stark hervorgehoben. Und auch schon in diesem ersten Drittel kam mir manches sehr verworren vor.

Der Mittelteil wird zum Ende hin doch spannender. Langsam werden einige Teile verworrener aber so, dass man doch in der Lage ist, eigene Vermutungen anzustellen, was mir im ersten Teil nicht so gelingen wollte. Man merkt hier, dass die Lage sich immer mehr zuspitzt und auch die Gemütszustände der drei Frauen immer wackeliger werden. Ich habe ab hier immer auf den richtigen Höhepunkt, auf das Inferno gewartet aber leider umsonst. Die Geschichte gewinnt zwar etwas an Fahrt und manchmal mischt sich ein wenig Ungläubigkeit hinein aber im Großen und Ganzen läuft diese verworrene Geschichte wie ein verknotetes Garnknäul den Abhang hinunter, um unten aufgefangen zu werden, in dem Versuch es wieder sauber aufzuwickeln.

Die Autorin hat wirklich versucht das Buch mit einem Knall enden zu lassen. Doch für mich galt hier, manchmal ist weniger mehr. Grade diese letzte Situation (ich will nicht spoilern) war für mich doch zu konstruiert. Und auch die restlichen Ereignisse waren für mich irgendwie noch zu ungeklärt. Einige Themen wurden am Ende überhaupt nicht mehr angesprochen, wieder andere wirkten für mich im Nachhinein zu geplant und fast schon unnötig. Das hat mir dieses ohnehin schon ruhelose und verworrene Ende leider nicht schmackhafter gemacht.

Ich gebe dem Buch trotzdem drei Sterne, da der Schreibstil angenehm zu lesen war und die Geschichte viel Potenzial beinhaltet, auch wenn dieses nicht voll genutzt wurde.