Rezension

Ein Thriller der enorm fordert und verdammt unter die Haut geht

Die Überlebende - Lisa Gardner

Die Überlebende
von Lisa Gardner

Bewertet mit 4 Sternen

Hierbei handelt es sich um den 6.Band der Reihe um Detective D.D. Warren. Die einzelnen Bände lassen sich aber gut unabhängig voneinander lesen, da die Fälle in sich abgeschlossen sind.
Wieviel kann ein Mensch ertragen?
Die Thematik die uns hier aufs deutlichste offenbart wird, mag ich persönlich sehr gern.
Es geht um Entführungen und ihre sich daraus resultierenden Folgen.
Im Zentrum des Ganzen: Flora Dane.
Eine bemerkenswerte Frau, die mich wirklich komplett überrascht hat.
Flora hat 472 Tage in Gefangenschaft zugebracht und ist daraus als Überlebende hervorgegangen.
Unvorstellbar und doch ist es so.
Fünf Jahre später taucht sie an einem Tatort erneut auf, erneut hat sie gesiegt.
Und plötzlich ist sie wieder verschwunden..
Das alleine bringt schon ins grübeln und doch ist es der Anfang von unaussprechlichen Qualen, einem Martyrium das kein Ende nimmt und unfassbaren seelischen Veränderungen.
Lisa Gardner hat mich mit ihrem fließenden und lebendigen Schreibstil sofort wieder in den Bann gezogen.
Die Spannung ist bei diesem Thriller eher unterschwellig spürbar.
Da sie das Ganze wirklich mit sehr vielen Details hervorbringt, bleibt es leider auch nicht aus, daß zwischendrin ein paar Längen entstehen. Was aber eher daherkommt, das es von der Atmosphäre her etwas trocken und düster erscheint.
Dabei erfahren wir hier die Perpektiven von Flora und D.D. Warren. Was ein wirklich gutes Gesamtpaket ergibt. Auf der einen Seite kann man wunderbar mit ermitteln und jeder Spur auf das deutlichste nachkommen. Auf der anderen Seite hat man Flora, die uns zum einen in die Vergangenheit entführt, aber auch in der Gegenwart an einigem teilhaben lässt.
Ich fand es wirklich enorm faszinierend, aber auch sehr interessant.
Dabei muss ich sagen, ist es von Anfang an geheimnisvoll und alles andere als vorhersehbar.
Flora selbst mochte ich vom ersten Moment an, dabei hatte ich wirklich das Gefühl ich treffe auf zwei Personen.
Die Autorin zeigt hier sehr gut auf, was so eine Entführung aus einem Menschen macht. Welche Wege er gehen kann und was letztendlich mit ihm passiert.
Das man selbst an ihm zweifeln würde.
Zu Beginn hatte ich noch keine Ahnung warum ich immer wieder in die Vergangenheit entführt wurde, aber ich war mir sicher, daß ganze spielt noch eine entscheidene Rolle.
Und das tat es.
Flora Geschichte ist gewaltig, schmerzvoll und führt die wahren menschlichen Abgründe vor Augen.
Ich hatte so oft Mitgefühl mit ihr, aber auf der anderen Seite hatte ich auch eine dunkle Ahnung.
Was wenn der Mensch den du liebst, als ein völlig anderer aus dieser Zeit hervorgeht?
Kannst du ihn dennoch lieben und als Opfer betrachten?
Diese Geschichte empfand ich als sehr komplex.

Erste Hinweise brachten mich auf die Spur und ich ergründete, analysierte und verinnerlichte das Ganze.
Es bauen sich Grenzen auf, die leicht zu überspringen sind und dennoch unüberwindbar erscheinen.
Seelische Qualen die kaum zu heilen sind und der wahre Alptraum irgendwo darunter lauert.
Immer wenn ich dachte, jetzt blicke ich klar, war ich aufs erneute geschockt und entsetzt.
Es ist mir unter die Haut gegangen und gleichzeitig habe ich immense Wut verspürt.
Es ist keine leichte Kost, gerade auf der emotionalen Ebene nimmt es enorm mit.
Die Autorin hat hier Wendungen eingebaut, die mich wirklich erschüttert aber auch überrasht haben.
Eine Geschichte die von 472 Tagen, den unaussprechlichen Qualen und einer Veränderung lebt.
Einer Veränderung, die den ganzen Lauf verändert und merklich die Blickwinkel verschiebt.
Immer wieder tauchen Frage auf und man grübelt und grübelt.
Währenddessen fragt man sich immer wieder ob Flora es schaffen würde oder letztendlich daran zugrunde geht.
Wodurch man noch mehr mit ihr mitfiebert und mitzittert.

Bei den letzten hundert Seiten dachte ich, ich muss das Buch weglegen, ich kann nicht weiterlesen.
Was aber daran liegt, das man sich emotional zu sehr darin vertieft, all die Schmerzen, die Qualen und Ängste fühlt und kaum noch ein entkommen daraus sieht.
Besonders der Showdown hat mir dann noch einiges abverlangt und der Abschluss hat mir wirklich sehr gut gefallen.
D.D. Warren selbst hat mir mit ihrer Ermittlungsweise sehr gut gefallen und auch der Psychologe war wirklich ständig ein Geheimnis für mich.
Im Zentrum steht jedoch der Fall, wodurch Detective D.D. Warren etwas blass erscheint.
Die Charaktere sind wirklich gut ausgebaut und mit merklicher Tiefe versehen, so das man sich wirklich in sie hineinversetzen und ihre Handlungen nachvollziehen kann.
Alles in allem ein Thriller der enorm fordert und verdammt unter die Haut geht.

Fazit:
Der 6. Band der Reihe um Detective D.D. Warren beschäftigt sich mit Flora Dane und ihren 472 Tagen einer Gefangenschaft.
Doch das ist erst der Anfang, es wird schlimmer, wendungsreicher, bewegender und abgründiger.
Psychologisch gut ausgebaut und vollkommen mitreißend.
Wieviel kann ein Mensch ertragen, um sich selbst nicht am Ende zu verlieren?
Das wird hier sehr deutlich aufgezeigt und noch viel mehr.

Kommentare

hobble kommentierte am 30. Juli 2017 um 07:44

macht neugierig