Rezension

Ein tolles Buch aus dem wahren Leben mit vielen Einblicken in die umfangreiche Arbeit einer Familienhelferin. Humorvoll, herzlich, bewegend und regt zum Nachdenken an.

Feinripp und Schlagsahne - Liz May

Feinripp und Schlagsahne
von Liz May

Feinripp und Schlagsahne von Liz May

Inhaltsangabe/Klappentext:

Gloria braucht dringend mehr Geld um ihre sündhaft teure Dreizimmerwohnung zu finanzieren. Ihre Stellengesuch-Anzeige ist ein Volltreffer: Ihr wird ein Job als sozialpädagogische Familienhilfe angeboten. Mit Feuereifer stürzt sie sich in ihre Aufgabe und trifft auf Menschen, die sie bislang nur aus der Theorie ihres Studienfaches kannte. Je länger Gloria arbeitet, desto mehr verändert sich ihr Blickwinkel auf das, was sie bis dato für normal hielt. Selbst ihre eigene Liebesgeschichte entbehrt nicht eines gewissen Wahnsinns: Nichts ist so skurril, wie das Leben selbst ...

Meine Meinung:

Liz May hat mich mit ihrem Debütroman überzeugt. Der lockere, humorvolle Schreibstil machte es mir leicht in die Geschichte einzutauchen.

Gloria mochte ich sofort. Sie ist ehrgeizig, hat ein Ziel vor Augen und macht nichts halbherzig. Ich konnte mich in sie reinversetzen und mit ihr fühlen. Als sie merkt das sie mit ihrem Geld nicht rumkommt sucht sie sich sofort eine arbeit und endet erstaunlicherweise als Familienhelferin. Mehr oder weniger vom neuen Chef ins kalte Wasser geschmissen, so nach dem Motto "hier dein neuer Fall - mach mal" meistert sie ihre Arbeit erstaunlicherweise sehr professionell und man hätte meinen können sie würde diese Arbeit schon jahrelang ausüben.  Sie konnte sich gut in die Lage ihrer Klienten versetzen und egal wie auch die Bedingungen waren, sie hatte nur ein Ziel "sie wollte helfen". Dabei spielte es für sie keinen Unterschied warum die jeweiligen Klienten in Notlage gerieten, sie machte ihren Job und half ihnen ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Neben Gloria gab es eine Reihe von Nebencharakteren die mir auch recht gut gefallen haben. Ich mochte Henk mit dem sie in einer Wohngemeinschaft lebte, Lisa die ihr als Praktikantin zur Seite gestellt wurde und  Scholli in den sie sich verguckt hat. Alle Charaktere hatten Ecken und Kanten, das mag ich sehr gerne weil sie dadurch realistischer rüber kommen. Es gab aber auch Charaktere die ich nicht mochte, so zum Beispiel ihren Chef,Herr Klemm, der meiner Meinung nach schon zu viel in seinem Beruf gesehen hat und dadurch abgestumpft ist oder aber der einfach den falschen Beruf hat.

Das Buch bzw. die Geschichte selbst fand ich einfach nur prima. Glorias Klienten waren kunterbunt, teilweise erwartete sie das pure Chaos aber mit etwas Geschick und sehr viel Gefühl meisterte sie alles und zwar ohne Hilfe. Mich hat die Geschichte fasziniert, gerade auch weil sie einen sehr zum Nachdenken anregte. Eine Geschichte aus dem wahren Leben die mich oftmals traurig und nachdenklich stimmte, die mich aber auch zum Schmunzeln und Lachen brachte. Es öffnet einem die Augen und zeigt wie gut es uns doch geht, aber auch das viele Familien ungewollt und durch tragische Vorfälle in Not gelangen aus der sie alleine nicht mehr raus kommen. Teilweise war das Buch sehr bewegend und den Familien muss Gloria wie ein Engel vorgekommen sein, sie packte mit an und nahm ihren Job sehr ernst.

Besonders gut gefallen hat mir der Einblick in das Leben einer Familienhelferin. Das Buch spiegelt das umfangreiche Berufsfeld einer Familienhelferin und bietet Einblicke die man sonst nicht bekommt. Nachdem ich das Buch gelesen habe ziehe ich den Hut vor jeder Familienhelferin, eine harte Arbeit bei der man immer erreichbar sein muss und manchmal das Privatleben auf der Strecke bleibt. Es gab viele Momente in dem Buch wo mir die Spucke weggeblieben ist und ich echt nicht wusste wie ich an Glorias Stelle gehandelt hätte, aber sie meisterte wirklich alles intuitiv mit dem richtigen Gespür. Gefallen hat mir auch das man nebenbei etwas über ihr Leben erfahren hat, das eine Liebesgeschichte ihren Lauf nahm aber auch wie Gloria durch ihre neue Arbeit ihr eigenes Leben überdachte und merkte wie gut es ihr ging. An ihr hätte sich manch einer der langjährigen Kollegen eine Scheibe abschneiden können. Vermutlich war oder ist diese Arbeit auch etwas wie Berufung, man muss mit vollem Herzen dabei sein um ihn ausüben zu können. In jedem Falle hat mich Gloria überzeugt und ich konnte mich gut in sie reinversetzen.

Mein Fazit:

Ein tolles Buch das Einblicke gewährt die man sonst nicht hat. Mich hat dieser Debütroman überzeugt, meine Erwartungen wurden erfüllt und ich würde gerne noch mehr aus dem Leben von Gloria lesen. Mit dem Wissen im Kopf das die Geschichte aus dem wahren Leben kommt berührt es unheimlich, macht nachdenklich und man freut sich mit Gloria das sie etwas bewirken konnte.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung und fünf Sterne für ein rundum gelungener Debütroman