Rezension

Ein traurig stimmendes Thema gut umgesetzt

Du erinnerst mich an morgen - Katie Marsh

Du erinnerst mich an morgen
von Katie Marsh

Bewertet mit 4 Sternen

Zoe steht kurz davor, ihre große Liebe Jamie zu heiraten.

Dann jedoch kommt ein Anruf der ihre ganze Vergangenheit im Gepäck hat und sie flieht geradezu vor dem Traualtar, um ihrer Mutter, mit der sie jahrelang keinen Kontakt hatte, zu helfen.

Auf einmal sieht Zoe sich mit ihrer Vergangenheit konfroniert und fühlt sich verpflichtet, ihrer Mutter beizustehen. Denn Gina ist anscheinend schwer krank und wird sich bald nicht mehr selbst um sich kümmern können.

Während Zoe’s bisheriges Leben komplett umgekrempelt wird - ihr Fast-Ehemann geht alleine auf Flitterwochen Reise, sie kann sich nicht mehr richtig auf ihren Job konzentrieren, die Sorgen um ihre Mutter nehmen zu… - muss sie einen Weg finden, ein neues Leben aufzubauen.

Gleich zu Anfang hat man das Gefühl, dass da noch irgendwas anderes ist, weswegen Zoe so bereitwillig den „schönsten Tag im Leben“ sausen lässt. Noch dazu, da sie selbst eine große Wut auf ihre Mutter zu haben scheint, wenn sie jahrelang schon keinen Kontakt mehr zu ihr hatte. Bis man jedoch dahinter kommt, was in der Vergangenheit alles passiert sein könnte, dauert es etwas.

Die Geschichte ist, genau wie Katie Marsh’s vorheriger Roman, unterteilt. Einmal in Abschnitte in der Gegenwart. Hier erfährt man, wie es Zoe geht, wie sie mit ihrer Mutter umgeht, was mit ihrem Job, ihren Freunden und ihrem Fast-Ehemann passiert. Das reicht von den alltäglichen Problemen bis zu Gedanken, ob nicht doch noch eine Zukunft mit Jamie möglich sein könnte.

Auf der anderen Seite lernen wir durch Geburtstagsbriefe, die Zoes Mutter Gina jedes Jahr für Zoe geschrieben hat, wie die Vergangenheit und die Mutter-Tochter-Beziehung so verlief. Alles schien sehr harmonisch und relativ geregelt und „normal“ zu verlaufen. Bis zu dem Tag, an dem die Kluft zwischen den beiden Frauen sich auftat…

Manche der Entwicklungen und der Ereignisse waren relativ gut absehbar. Trotzdem war es interessant zu erfahren, wie unterschiedlich die Sichtweisen von Mutter und Tochter waren.

In der Jetzt-Zeit hat mich besonders berührt, wie echt die Verzweiflung rüberkam. Wie man sich wohl fühlt, wenn ein geliebter Mensch an Alzheimer erkrankt. Auf der einen Seite möchte man sich um denjenigen kümmern, möchte, dass es ihm gut geht. Auf der anderen Seite ist sehr gut nachvollziehbar, was genau das für eine Belastung auch für die pflegenden Angehörigen ist und dass eben nicht jeder sich selbst um alles kümmern kann. Die Gewissenbisse, die Zerrissenheit, die Sorge um das was passiert. Das alles war gut spür- und nachvollziehbar.

Die Geschichte drumherum kam mir an manchen Stellen etwas langatmig vor und gegen Ende des Buches hatte ich das Gefühl, dass es jetzt etwas abrupt wurde.

Letzten Endes ist es aber der in meinen Augen gelungene Abschluss einer Geschichte, die mich, trotz einiger Längen, sehr berührt hat.