Rezension

Ein Trip durchs Universum der Gefühle

Ein bisschen wie Unendlichkeit - Harriet Reuter Hapgood

Ein bisschen wie Unendlichkeit
von Harriet Reuter Hapgood

Bewertet mit 3 Sternen

Gottie kennt jede Theorie zu Raum und Zeit und kann alles mit einer Formel erklären. Außer, warum ihr bester Freund Thomas, der vor einigen Jahren weggezogen war, plötzlich wieder auftaucht. Warum niemand ihre Verzweiflung über den Tod ihres Großvaters Grey versteht. Und warum sie in Flashbacks ganze Szenen ihres Lebens erneut durchlebt. Verliert sie den Verstand oder wird sie wirklich in die Vergangenheit versetzt? (Auszug Klappentext)

Schreibstil: Der Schreibstil ist flüssig und das Buch lässt sich so sehr gut hintereinander lesen. Die Geschichte wird aus Gotties Sicht in der Gegenwart erzählt. Das Layout gefällt mir gut, die Kapitel haben interessante Überschriften, ab und zu lockern andere Schriftarten oder herum wuselnde Buchstaben und Zahlen die Seiten auf. Zudem ist das Cover einfach bestechend herausragend.

Charaktere: Gottie (eigentlich Margot) konnte mich nicht überzeugen. Ihr ständiges Selbstmitleid und ihr Egoismus machten es mir nicht leicht mit ihr zurechtzukommen.

Thomas mochte ich auch von Anfang an auch nicht, weil ich auch nicht verstand, warum die beiden als „Best friends“ keinen Kontakt zueinander gehalten haben. Im Laufe der Geschichte wird er zwar etwas sympathischer, dennoch wirkt er sehr flach.

Die Handlungen und Absichten der Nebenfiguren wie Gotties Bruder Ned, ihren Vater und Jason konnte ich oft nicht überhaupt nicht nachvollziehen, weshalb ich mich auch mit diesen schwertat.

Meine Meinung:

Vorweg muss ich sagen, dass ich Zeitreiseromane sowie -filme liebe. Es ist ein extrem komplexes Thema, was mich immer wieder zum Nachdenken anregt.

Dieses Thema wird hier auch wirklich in der Geschichte um Gottie mit physikalischen Inhalten erklärt. Wer aber, so wie ich, nicht gerade ein Physik-Ass ist, dem reichen die Erklärungen von Raum-Zeit-Verschiebungen, Wurmlöchern und Paralleluniversen leider nicht annähernd aus um tatsächlich durchzublicken. Dazu hätte ich mir gern noch ein Glossar gewünscht, dass diese Formeln und Theorien näher erklärt. Ob ich es dann verstanden hätte, ist eine andere Frage, so ist es in jedem Fall für den Otto-Normal-Leser oft gar nicht verständlich.

Dieser Umstand ist so frustrierend, dass man sich schon fast über jeden „Flashback“ oder jedes Wurmloch, durch welches Gottie eingesogen wird, ärgert und noch verwirrter zurückbleibt. Man kommt sich schon beinahe überflüssig und doof beim Lesen vor. Ich hatte oft das Gefühl, hier nicht richtig anzukommen - was will mir die Geschichte sagen, wo will sie mit mir hin? Ich fühlte mich, als ob ich durch Nebel ging.

Das Hauptaugenmerk des Buches liegt auf Gotties Trauer und Verluste, die sie nicht überwinden kann. Sie igelt sich ein, rast durch ein Wurmloch ins nächste ohne das eine Besserung eintritt...

Ist unser aller Schicksal vorbestimmt? Oder kann man es ändern, ohne dabei das Leben der anderen zu sehr zu ändern? Der Leser erfährt erst am Ende, ob Gotties Psyche verrückt spielt, oder ob sie wirklich durch die Zeit reist.

Ich hatte mir mehrere mögliche Enden erdacht, von der bisher leider nichts so eingetreten ist. Was diese Geschichte, die mich insgesamt nicht besonders überzeugen konnte, rettet, ist nur der Spannungsbogen, der mich immer wieder auf eine Besserung der Story hoffen ließ und mich nur so durch die Seiten preschte.

Zum Schluss möchte ich nun noch sagen, dass dieser Roman der wohl schlechteste Roman über Zeitreisen ist, den ich bisher gelesen habe. Von denen hatten alle einmal Momente, bei dem ich zeitweise verwirrt war und noch einmal nachlesen musste. Dieses Nachlesen hat mir bei diesem Buch nicht geholfen!

Um es mit den Worten aus Gotties Welt zu beschreiben:

Diese Geschichte übte einen unendlichen Sog auf mich aus, katapultierte mich mit Lichtgeschwindigkeit durch die Kapitel, ließ mich ab und an in einem Wurmloch straucheln und spuckte mich verwirrt wieder in eine der möglichen Gegenwarten aus.

Ich vergebe trotz des Gemeckers 3 von 5 Sternen, einfach weil ich als Leser gut unterhalten wurde, wenn ich mir auch viel mehr erhofft hätte.