Rezension

Ein typischer Brown

Inferno - Dan Brown

Inferno
von Dan Brown

Bewertet mit 4 Sternen

Nach bewährtem Strickmuster - spannend, symbolhaft, gut zu lesen und mit einer ordentlichen Portion Wikipedia-Wissen aufgefüllt. 3 1/2 Sterne.

Inhalt
Der neueste Fall für Professor Robert Langdon, den Symbolismus-Experten schlechthin mit dem ultimativen fotografischen Gedächtnis, von dem sich sogar Google noch etwas abschneiden könnte. Dumm nur, dass ausgerechnet Mister Detailverliebt an Amnesie leidet und in einem Krankenhaus in Florenz mit einer Schussverletzung aufwacht - ohne die leiseste Ahnung zu haben, warum er eigentlich in Italien ist und wer ihm das Garaus machen will. Also ist erst einmal Fliehen vor unbekannten Verfolgern angesagt, die ihm im Krankenhaus an die Wäsche wollen. Gott sei Dank hat seine attraktive, junge Ärztin ihn geistesgegenwärtig beschützt und nun sind die beiden verzweifelt daran, am Leben zu bleiben und zu entschlüsseln, was wohl das Röhrchen, das in Roberts Jacke steckte, zu bedeuten hat...
 

Meine ausführlichere Meinung
Kennt man einen Dan Brown, kennt man alle. Natürlich stimmt das so nicht ganz, aber das typische Strickmuster seiner vorherigen Bände ist auch hier nicht von der Hand zu verweisen. Viele kurze Kapitel; nichts ist so, wie es anfangs scheint; eine attraktive Begleiterin, die Langdon zur Seite steht; ganz viel Kunstgeschichte und Rätsel, die es zu entschlüsseln gilt. Dabei doch meist spannend und flüssig geschrieben, sodass man als Leser nicht enttäuscht wird. Mir gefällt "Inferno" auf jeden Fall um einige Klassen besser als "Das verlorene Symbol", welches im Gegensatz zu den ersten Bänden ein wenig an Durchschlagkraft eingebüßt hatte.

Themenschwerpunkt ist dieses Mal Dantes "Göttliche Komödie" bzw. Kunstwerke, die davon inspiriert wurden - vom künstlerischen bzw. symbolischen Standpunkt betrachtet. Auch wenn man diese nicht kennt bzw. noch nie von ihr zuvor gehört hatte, keine Bange: Brown nimmt sich die Zeit, um alles klitzeklein zu erklären - wobei es zumindest meiner Meinung nach oft nicht nötig wäre, eine spannende Fluchtszene durch eine Seite Beschreibung eines Kunstwerkes, an dem Robert und seine Begleiterin gerade vorbeilaufen, zu unterbrechen.

Überhaupt ist "Inferno" ein toller Reiseführer für Florenz, später auch für Venedig und Istanbul, weil die dortigen Sehenswürdigkeiten, deren Geschichte und Bedeutung ausführlichst beschrieben werden. Da hätte man an der ein oder anderen Stelle ruhig kürzen dürfen. Andererseits weiß ich jetzt auch, wie schwer eine venezianische Gondel ist. Wer weiß, vielleicht nützt mir dieses Wissen ja mal was. Ich habe mir auf jeden Fall schon fest vorgenommen, "Inferno" als Reiseführer zu benutzten, sollte ich demnächst mal in einem dieser Schauspielorte landen.

Manche Dinge sind mir ein bisschen arg konstruiert, teilweise sogar unlogisch und es erschien mir das ein oder andere Mal, als wäre das Buch mehr in Hinblick auf eine Verfilmung geschrieben worden anstelle als Roman. Aber vielleicht leide ich auch nur unter Cliffhanger-Overload, die so gut wie am Ende jedes Kapitels zu finden sind.

Der Schluss war dann aber doch noch in gewisser Weise eine große Überraschung. Alles in allem war es gute Unterhaltung, mit sicherlich der ein oder anderen überraschenden Wendung, man muss und sollte aber auch nicht alles hinterfragen. Etwas weniger Wikipedia-Wissen hätte dem Buch übrigens sicherlich nicht geschadet - da könnte Brown beim nächsten Mal ruhig kräftig streichen.
 

Fazit
Für Dan-Brown-Freunde sowieso ein Muss, für andere gewiss ebenfalls eine nette Bett- oder Strandlektüre, wenn man nicht gerade Wissenschaftler ist. Für letztere ist "Inferno" sicherlich zu futuristisch...