Rezension

Ein typischer Suterroman, spannend geschrieben, mit einer hintergründigen Botschaft (Gentechnik und ihre Möglichkeiten), ganz besonderen Charakteren und deren Lebensgeschichte und einem überraschenden Ende.

Elefant - Martin Suter

Elefant
von Martin Suter

Bewertet mit 5 Sternen

Martin Suter, Elefant, Diogenes 2017, ISBN 978-3-257-86310-9

 

Als der obdachlose Schoch an einem Junitag des Jahres 2016 aus seinem Rausch in seiner Höhle am Ufer der Limmat in Zürich erwacht, sieht er etwas leuchten. Ein kleines rosa Wesen, das aussieht wie ein Spielzeugelefant, streckt seinen Rüssel ihm entgegen. Er denkt, er habe einen Drehrausch und wendet sich um, um noch einmal einzuschlafen. Als er wieder aufwacht, liegt einer seiner beiden Schuhe außerhalb der Höhle und nicht an dem Platz, wo er sie immer hinstellt, und sei er noch so betrunken. Er bringt den rosa Elefanten zu Valerie, einer Tierärztin , die sich kostenlos um die Tiere der Obdachlosen kümmert, weil er, wohl durch die Butterblumen, die er ihm gefüttert hat, fürchterlichen Durchfall bekommen hat und zu sterben droht.

 

Schnitt. Im April, 2013 entnimmt der heruntergekommene Tierarzt Harris einem Elefantenbaby im Busch von Ceylon die Ovarien und bringt sie in einer Kühlbox auf einer langen Flugreise in die Schweiz.

 

Dort will der Genforscher Roux in einem Experiment einen kleinen rosa leuchtenden Elefanten züchten, mit dem er das große Geld machen will. Gut recherchiert und auf dem Stand der Wissenschaft, erzählt Martin Suter nun die spannende Geschichte, wie mit Hilfe eines Zirkus und dem dort arbeitenden burmesischen Elefantenflüsterer Kaung ein solches Wesen durch eine künstliche Befruchtung zur Welt kommt.

 

Er ist der Meinung, etwas so Besonderes habe etwas Göttliches und müsse unbedingt versteckt werden. Nun erzählt Martin Suter gekonnt eine immer stärker werdende Spannung aufbauend, die Geschichte, wie Sabu Barisha, wie der Elefant genannt wird, zwischen 2013 und Juni 2016 seinen Weg zu dem Obdachlosen Schoch und der Ärztin Valerie gefunden hat. Als sich die beiden Zeitstränge treffen in der Gegenwart, ist die Geschichte aber noch lange nicht zu Ende, sondern nimmt erst richtig Fahrt auf.

 

Martin Suter berichtet in einem Nachwort, wie ihn  ein Satz des Hirnforschers Mathias Juncker nicht mehr losgelassen habe, den er vor zehn Jahren bei einem Kongress zum Thema Alzheimer traf und der ihm sagte, es wäre gentechnisch möglich, einen winzigen rosaroten Elefanten zu erzeugen. Suter hat weiter recherchiert, sich über das Phänomen des primordialen Zwergwuchses informiert und sich über das Wesen und Verhalten von  Elefanten im Zoo Zürich kundig gemacht.

 

Herausgekommen ist ein typischer Suterroman, spannend geschrieben, mit einer hintergründigen Botschaft (Gentechnik und ihre Möglichkeiten), ganz besonderen Charakteren und deren Lebensgeschichte und einem überraschenden Ende.

 

Eine wunderbare Lektüre.