Rezension

Ein ungewöhnlicher Krimi

Föhnlage
von Jörg Maurer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Bevor ich dieses Buch gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass es sehr unterschiedlich diskutiert wurde. Die einen lieben den Humor in diesem Buch, die anderen fanden ihn gähnend langweilig. Dies hat mich ehrlich gesagt sehr irritiert, doch da ich das Buch nun einmal zu Hause hatte, wollte ich mir selbst einen Reim darauf machen und habe es nun gelesen. Nun kann ich die völlig auseinander driftenden Meinungen durchaus verstehen: Dieser Krimi von Jörg Maurer ist alles andere als Standart-Krimi-Kost. Sicher, als Aufhänger dient ein spektakulärer Zwischenfall in einem Bayerischen Ort, aus dem sich ein Kriminalfall entwickelt, doch das Drumherum ist ebenso wichtig, wie die Aufklärung des Falles. Dass dieses Buch ungewöhnlich ist für einen Krimi liegt zum einen am Schreibstil des Anutors zum anderen am Kommissar. Jennerwein ist nämlich kein 08/15-Kommissar, der unter Eheprobleme und übermäßigem Alkohol- und/oder Nikotinkonsum leidet, denn all das tut er gerade nicht. Er raucht nicht, trinkt nicht und hat keine Ehefrau. Er sieht zudem auch absolut durchschnittlich aus, hat aber eine Auflösungsquote von 100% bei seinen bisherigen Fällen. Dafür leidet er unter einer sehr ungewöhnlichen Krankheit: Akinetopsie. Dies ist eine Wahrnehmungsdbehinderung, bei der Bewegungen nicht gesehen werden, sondern nur fotoähnliche Bilder, so dass Handlungen wie ein Glas Wasser einschenken beinahe unmöglich werden. Doch beim ihm ist es kein Dauerzustand, sondern tritt nur in Anfällen auf.
Der Schreibstil des Autors ist schwer zu beschreiben. Er ist irgendwie satirisch, aber irgendwie auch Slapstick. Irgendwie irre und dennoch auf eine gewisse Weise sehr intelligent. Eigentlich kann man das nicht wirklich in Worte fassen, wie Maurer schreibt, man muss es einfach gelesen haben. Zum Beispiel begibt sich die gesamte Soko zur einer rauchfreien Raucherpause. Doch die Mischung hat mir persönlich sehr gut gefallen, vor allem der Humor hat es mir angetan, dabei kann ich nicht mal sagen, dass ich herzhaft gelacht hätte, doch diese eher schwarze Seite mag ich sehr. Ich kann jedoch auch nachvollziehen, dass das nicht jedem gefällt. So erscheint die Polizeiarbeit nicht so ernst, obwohl der Fall sehrwohl ernsthaft bearbeitet wird, doch auch dadurch habe ich mich jedenfalls sehr gut unterhalten gefühlt und zwischendurch immer wieder gestaunt, welche genialen Bilder er zeichnet und welche Vergleiche er zieht.
Der Fall an sich hat mir auch sehr gut gefallen, da er schön konstruiert war. Ich wusste erst nicht, wie all das ganze zusammenhängen soll, da die Ermittler im Dunkeln tappen, der Leser aber schon einen Teil der Handlung aus der Sicht der Bösewichte erlebt. Hinterher fügte sich alles in einem recht spannenden Finale zusammen.
Ich fand es etwas schade, dass hier der Schwerpunkt nicht auf Lokalcholorit gelegt wurde, dennoch wird deftig gegessen und gemeinsam gewandert, doch hier hätte für meinen Geschmack noch mehr kommen können. Doch auch das verpackt Maurer humoristisch: Nicht einmal fällt der Name des Bayerischen Kurorts, doch durch die zahlreichen Beschreibungen, kann man es sich – spätestens im zweiten Band – sehr gut zusammenreimen.

Fazit: Mit Föhnlage hat Jörg Maurer einen außergewöhnlichen Krimi geschrieben, was vor allem an seinem Schreibstil und seinem Humor liegt. Vor allem letzterer ist sicherlich nicht jedermans Sache und so sollte man vielleicht erst in dieses Buch hineinlesen, bevor man es sich kauft. Ich habe mich – vor allem gerade wegen des Schreibstils – bestens unterhalten gefühlt. Das Buch ist im Gesamten wirklich toll, es hat leglich das letzte Quäntchen zur vollen Punktzahl gefehlt – dieses hätte z.B. durch mehr Text und dadurch mehr Atmosphäre gelingen können. Mir hat das Buch jedenfalls sehr gut gefallen und es wird mit Sicherheit nicht das letzte Buch aus dieser Reihe gewesen sein.