Rezension

Ein ungewöhnliches Drachen-Abenteuer

Lady Trents Memoiren 1 - Marie Brennan

Lady Trents Memoiren 1
von Marie Brennan

Bewertet mit 4 Sternen

Leser "herkömmlicher" Fantasy, in der Drachen gejagt werden oder als Sidekick eines Helden im Kampf gegen einen Tyrannen dienen seien an dieser Stelle gewarnt: Diese Reihe ist etwas gänzlich Anderes!

"Die Naturgeschichte der Drachen" ist der Auftakt zu einer ganz und gar ungewöhnlichen Buchreihe über eine Frau und ihre Passion für Drachen. Ihre wissenschaftliche Passion wohlgemerkt.

An meiner etwas umständliche Ausdrucksweise merkt man vielleicht, ich bin noch voll im Buch drin :D
Wie der Titel schon verrät, ist das Buch vom Stil her tatsächlich wie eine Biografie verfasst. Die Erzählerin, deren Erinnerungen wir hier teilen, ist Lady Trent, eine Drachenforscherin, in diesem ersten Band ihre Jugend und ihre erste Expedition zur Erforschung der großen Echsen schildert.
Angesiedelt ist das ganze in einer fiktiven Welt, deren Gesellschaft ähnlich ist, wie im viktorianischen England.

Das Buch behandelt in der ersten Hälfte die zwar eher wenig spannende, dafür aber umso amüsantere Kindheit und Jugend von Lady Trent. Ein junges Mädchen entdeckt ihr Interesse an "unschicklichen" Büchern und der noch viel unschicklicheren Untersuchung von Tieren und vor allem von Drachen. Das treibt ihre Mutter in den Wahnsinn und bewegt ihren Vater dazu, besonderen Maßnahmen für eine mögliche Heirat zu treffen.

In der zweiten Hälfte wird es dann wesentlich spannender und auch mysteriöser, als Lady Trent mit ihrem Ehemann zu ihrer ersten Drachen-Expedition aufbricht.
Die Schilderungen der Ereignisse passieren dabei eher rational und etwas distanziert. Ein wenig, wie man es aus den Erzählungen von Arthur Conan Doyle und seinen Zeitgenossen kennt.
Aber auch wenn Lady Trent immer wieder betont, dass sie nicht wie ihre Geschlechtsgenossinnen zu besonderer Theatralik und Emotionalität neigt, wird sie doch immer mal wieder von ihren Gefühlen übermannt und zu Kurzschlussreaktionen verführt. Und das sorgt immer wieder sowohl für gefährliche und spannende Verwicklungen, wie auch für herrlich witzige Momente.

Da Lady Trent während der Geschehnisse dieses Bandes gerade mal 19 Jahre alt und entsprechend unerfahren ist, kommt sie dem Leser eventuell immer wieder sehr naiv und unbedacht vor. Aber wer von uns war das nicht mit 19.
Ich vermute, dass sie mit wachsender Erfahrung und im Verlauf weiterer Abenteuer zu einer höchst interessanten und fesselnden Protagonistin und Erzählerin werden wird.

Da ich eine Vorliebe für Geschichten mit viktorianischem Setting habe, hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es mal etwas anderes in einer Flut von heroischen und epochalen Erzählungen über und mit Drachen. Hinzu kommt, dass das Buch durch diverse atemberaubende Illustrationen nicht nur ein Lesevergnügen ist, sondern auch irgendwie sehr "real" wird, so als könnte man tatsächlich hinaus in die Welt gehen und Drachen erforschen.
Ich werde die Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen. Band 2 liegt schon bereit!