Rezension

Ein unglaublich berührendes Buch, welches trotz der Thematik Kraft spendet...

Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks - Cynthia Hand

Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks
von Cynthia Hand

Alexis' Bruder hat sich umgebracht und seit diesem Tag ist "Lexie" nicht mehr dieselbe. Ihr Pläne, am MIT angenommen zu werden und dort zu studieren, sind in weite Ferne gerückt und ihr Leben besteht momentan vor allem darin, den Tag zu überstehen und für ihre trauernde Mutter da zu sein. Glück ist für Lexie in weite Ferne gerückt und auch, wenn sie ihr Leben liebend gern als mathematische Gleichungen sieht und so ziemlich alles berechnen kann, kann sie nicht sagen, wie weit das Glück noch entfernt ist und wie lange es dauert, bis sie es wieder erreichen kann. Aber sie versucht es zu finden und bis dahin etwas zu führen, was man Leben nennt...

"Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks" ist ein Roman der Autorin Cynthia Hand, die ihr möglicherweise durch die "Unearthly" - Reihe kennt (Rezension zu Band 1 gibt es hier). Über Blogg Dein Buch bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und da es mich von der Thematik her sofort ansprach, bewarb ich mich als Rezensent. 

Bereits die erste Seite lädt uns ein, einen Einblick in Lexies Tagebuch zu halten, welches sie führt, seit ihr Therapeut Dave ihr dazu geraten hat. Eigentlich will Lexie nicht über ihre Gefühle nachdenken, geschweige denn einem blöden Tagebuch anvertrauen! Dennoch beschließt sie, es zu versuchen und schon bald schreibt Lexie über ihre Gedanken und Gefühle...Wenn man bedenkt, welchen Schicksalsschlag Lexie durchleiden musste und welcher Verlust damit einherging, so muss man die 18-jährige schon ein wenig bewundern. Auch wenn es schwerfällt, ein halbwegs normales Leben zu führen, versucht sie es dennoch und kümmert sich dabei auch um ihre Mutter, die unter dem Verlust ihres Sohnes extrem leidet. Lexie und ihr 2 Jahre jüngerer Bruder Tyler hatten stets ein gutes Verhältnis - eine Tatsache, die es umso schwerer macht, Ty's Tod nicht nur hinzunehmen, sondern ihn auch loszulassen. Immer und immer wieder macht sich Lexie die schwersten Vorwürfe, denn nach Ty's erstem Selbstmordversuch hatte sie sich vorgenommen, immer auf ihn aufzupassen. Doch wer gehen will, den kann man nicht aufhalten und dies muss auch Lexie auf die ganz harte Weise lernen. Sie zieht sich nicht nur von ihren Freunden zurück, sondern verlässt auch ihren Freund, mit den Worten, dass sie nicht an die Liebe glauben würde und alles nur auf der Basis chemischer Reaktionen zu begründen wäre. Man braucht lange, um Lexies verhalten wirklich nachvollziehen zu können, obwohl man sie von Anfang an doch versteht. Sie erleidet einen großen Verlust und es scheint fast so, als ob sie die Menschen, die sie liebt, lieber von sich wegstößt, damit sie nicht mehr so verletzlich ist, als noch einmal einen solchen Verlust erleiden zu müssen. 

Sich in Lexie's Welt einzufinden, fiel von Anfang an sehr leicht, denn ihre Gefühlswelt war sehr gut nachzuvollziehen und besonders der Mix aus unterschiedlichen Gefühlen war sehr realitätsnah und daher gut nachzuempfinden. Auch ihre Versuche herauszufinden, weswegen sich Ty das Leben genommen hat und die Angst davor, falsch zu handeln fand ich richtig toll, denn auch wenn sie sich selbst die Schuld an seinem Tod gibt, versucht sie dennoch, sich nicht ganz unterkriegen zu lassen. 

Die Charaktere, die Lexie umgeben sind ein Genuss, denn jeder von ihnen hat nicht nur IHREN Platz und ihre feste Rolle in Lexie's Leben, sondern verkörpert auch noch eine ganz eigene Persönlichkeit. Besonders Lexie's neue/alte Freundin Sadie gefiel mir sehr gut, ebenso Dave, ihr Psychiater und auch Steven, Lexie's Exfreund, der immer noch versucht, sich irgendwie um sie zu kümmern. 

Auch wenn es sich bei der Thematik um eine traurige handelt, von Tod, Verlust und Selbstmord, so wirkt das Buch dennoch niemals düster, oder deprimierend. Vielmehr zeigt es uns, dass wir uns auch in schwierigen Phasen nicht hängen lassen sollten und es immer einen Ausweg gibt, immer etwas, wofür es sich zu leben und vor allem zu kämpfen lohnt!

Insgesamt kann ich diesen Roman absolut jedem empfehlen, der gerne Romane liest, die nicht nur von Glück und Friede-Freude-Eierkuchen geprägt sind und sich nicht so leicht unterkriegen lassen möchte. Lexie's Stärke ist ein Anreiz dafür, sich stets zu bemühen, niemals aufzugeben und immer daran zu denken, dass man nicht immer die Schuld an etwas trägt und auch nicht alles verhindern kann - egal, wie sehr man es möchte.