Rezension

Ein unterhaltsamer Krimi mit originellen Charakteren und einer Menge ostfriesischem Flair!

Krabbenbrot und Seemannstod - Cornelia Kuhnert, Christiane Franke

Krabbenbrot und Seemannstod
von Cornelia Kuhnert Christiane Franke

Es ist Winter in Neuharlingersiel und im Hafenbecken findet man die Leiche des Geschäftsführers der Krabbenschälfabrik. Für die Kripo in Wittmund steht als Täter Hauke Matthiesen fest, dessen Frau ein Verhältnis mit dem Toten gehabt haben soll. Doch die Einheimischen kennen Hauke besser. Auf eigene Faust ermitteln Dorfpolizist Rudi, Postbote Henner und Lehrerin Rosa - und finden den wahren Grund heraus: den Krabben-Preis-Krieg zwischen Fischern und Großhändlern.

Dieser Krimi verspricht eine flotte Unterhaltung mit echten Originalen.

Rudi, der allein erziehende Dorfpolizist mit seinem klapprigen Moped ist immer ohne Waffe unterwegs. Die braucht er hier in der friedlichen Gegend ja nun wirklich nicht. Gegen seine dösbaddeligen Kollegen in Wittmund ist er ja direkt ein Vorzeigekommissar und ahnt gleich, dass Hauke als Täter nicht in Frage kommt.

Rosa ist Grundschullehrerin neu nach Neuharlingersiel gezogen. Mit ihrer herzlichen, fröhlichen Art kommt sie gut an und wird auch gleich von den neuen Nachbarn gut aufgenommen.
Sie steckt ihre Nase in alles hinein und geht den Sachen auf den Grund, das gefällt mir an ihr. Eine Frau zum Pferde stehlen.

Mit Henner kann man gut klönen. Er ist so ein gutmütiger Typ, der auf seiner Posttour gern mal ein Tässchen Tee trinkt und den neuesten Tratsch hört. Selbst gibt er wohl eher wortkarge Antworten nach landestypischer Art: Jo!

Dieser Krimi hat mich sehr gut unterhalten und dabei authentisch den typischen norddeutschen Küstenwinter mit Rauhreif, Eisgang

und stürmischem Wind treffend beschrieben. Gegen den winterlichen Frost gibt es bei den Bewohnern auch mal den ein oder anderen Schnaps, Grog oder deftigen Grünkohl mit ordentlich Fleischeinlage. Auch die ostfriesische Teezeremonie wird vorgestellt. Wer Neuharlingersiel kennt, denkt sofort an den idyllischen Anblick der Krabbenfängerflotte in dem kleinen Hafen und wird bei der Lektüre verführt, diesen Ort aufzusuchen. 

Einige plattdeutsche Dialoge sind gut eingebaut und bringen noch einmal mehr das gemütliche ostfriesische Lebensgefühl dem Leser nahe.

 

Was ich an diesem Krimi bewundere, ist die Art und Weise wie hier unterhaltsam Tatsachen zur Krabbenfischerei und deren Problematik dem Leser beigebracht werden. Von den holländischen Stahltrawlern und von Fangquoten haben sicher schon viele gehört, aber die Bedeutung für die deutsche Krabbenfischerei wird hier im Buch noch einmal deutlich gemacht. Durch den Preiskampf muss so mancher Fischer sein Boot aufgeben und sich andere Arbeit suchen.

Wer einen gut unterhaltenden Krimi sucht, die Nordsee liebt und Spaß hat an urigen Charakteren, dem kann ich "Krabbenbrot und Seemannstod*" uneingeschränkt empfehlen.