Rezension

Ein unterhaltsamer Psychothriller, der vor allem von seiner beklemmenden Atmosphäre lebt

Was in heller Nacht geschah - Karen Winter

Was in heller Nacht geschah
von Karen Winter

Bewertet mit 4 Sternen

Die deutsche Bestsellerautorin Judith Wagner kehrt nach erfolgreicher Veröffentlichung ihres neuesten Romans auf die norwegischen Lofoten zurück. Dorthin, wo die Handlung ihres Wirtschaftskrimis spielt. Denn obwohl ihr Buchprojekt längstbeendet ist, lässt sie dessen Handlung einfach nicht los. Doch kaum ist die Autorin auf der kargen Inselgruppe angekommen, vermischen sich Fiktion und Realität. Und plötzlich findet sich Judith in erschreckend realen Szenen ihres Krimis wieder und begegnet sogar der Hauptfigur. Nur, dass der Mann, dessen Erscheinen ihr Angst einjagt nicht Einar Thorsen heißt, sondern Rune Kristensen und enorm wütend über Judiths Veröffentlichung ist.

"Was in heller Nacht geschah" ist nach  "Wenn du mich tötest" der zweite Psychothriller, den die deutsche Autorin Karen Winter veröffentlicht hat. Mit einer undurchsichtigen Handlung und mystischen Elementen gelingt es ihr eine unterschwellige Spannung aufzubauen, die von unerklärbaren Ereignissen und starken Gefühlen getragen ist. So steht ihre Hauptfigur Judith Wagner vor einem Grabstein, den es gar nicht geben kann, rettet ein Kind, das bereits in ihrem Roman in Gefahr geraten ist oder trifft auf Menschen, die sie selbst erfunden hat. Ein beängstigendes und wirres Geschehen, das zum einen aus der Sicht von Judith selbst geschildert wird, zum anderen kommen neben Rune Kristensen, auch sein Onkel Knut und die auf den Lofoten untergetauchte Künstlerin Greta zu Wort.

Authentisch geschilderte Figuren und die lange Zeit nicht zu erklärende Erlebnisse der deutschen Autorin ziehen den Leser in seinen Bann, der gleichzeitig auch durch eine unheimlich wirkende Atmosphäre und die zu ihm passenden karg geschilderten Landschaftsbeschreibungen gefesselt wird. Schnell kommt bei ihm ein Gefühl der Beklemmung auf, die er Seite für Seite spürt. Und trotzdem er bis fast zum Schluss nicht weiß, ob Judith die seltsamen Dinge wirklich erlebt oder ob sie nur Visionen ihres kranken Hirnes sind, lassen sie ihn erst ruhen, wenn es eine plausible Erklärung dafür gibt. Allerdings sind einige der geschilderten Vorkommnisse zu weit hergeholt und die Handlung an sich hätte um einiges rasanter vonstattengehen können. Aber gut unterhalten hat die Geschichte der verzweifelten Autorin allemal.

Fazit:
Ein unterhaltsamer Psychothriller, der vor allem von seiner beklemmenden Atmosphäre lebt und von Figuren, die angenehm vielschichtig und authentisch in Erscheinung treten.