Rezension

Ein Wechselbad der Gefühle, das viel zu schnell ein Ende gefunden hat

On Stage in London - Mina Mart

On Stage in London
von Mina Mart

Klappentext: Manche Dinge sind unverzeihlich. Als Eliza den Entschluss fasst, ihr Studium in London weiterzuführen, will sie alles vergessen, was zwischen Finn und ihr passiert ist. Mithilfe neuer Freunde und fernab von der Stadt, in der ihr alles genommen wurde, scheint ihr endlich ein Neuanfang zu gelingen. Bis eine einzige Nacht, ein einziger Song ihre sorgfältig errichtete Fassade zum Bröckeln bringt …

Auch das Cover zu Band 2 ist durchaus einen zweiten Blick wert. Die dramatische, z.T. sogar düstere Stimmung der Geschichte wird durch die schwarzen Nebelschwaden und die wiederum nur schemenhaft dargestellte Gestalt im Vordergrund bestens umgesetzt. Allerdings hätte vermutlich auch ein Einhorn im Engelskostüm abgebildet sein können, denn ich war vor allem am Inhalt des Buches interessiert, nachdem die liebe Autorin Mina Mart den vorherigen Teil mit einem fiesen Cliffhanger beendet hatte.

Mehrere Monate hatte ich also Zeit mich auf das Erscheinen der Fortsetzung und gleichzeitig auch den Abschluss der Reihe zu freuen. Und jetzt nach 489 E-Book-Seiten bin ich einfach nur froh, dass ich vor einigen Monaten auf die Buchreihe aufmerksam geworden bin, denn Elizas und Finns Geschichte ist eines meiner Highlights in diesem Jahr.

Da ich Teil 1 schon vor einigen Monaten beendet hatte und in der Zwischenzeit natürlich nicht auf dem Trockenen saß, was Bücher betrifft, hatte ich etwas mit dem unmittelbaren Einstieg der Fortsetzung zu kämpfen, denn Mina fackelt zu Beginn nicht lange und wirft uns Leser direkt zurück ins Geschehen. Um wieder einen Überblick zu bekommen, habe ich mir nochmals "Backstage in Seattle" vorgeknöpft und bald wieder alle Zusammenhänge und Namen im Kopf.

Auch dieses Mal war Minas Schreibstil einfach genial und konnte mich wieder von der ersten Seite an für sich einnehmen. Man könnte meinen es wäre schon ihr 10. und nicht erst ihr 2. Werk. Wie schon bei "Backstage in Seattle" schaffte sie es durch die Wiedergabe einzelner Szenen als eine Art Rückblende der Ereignisse einen fesselnden Spannungsbogen zu kreieren. Außerdem konnte ich als Leserin wieder in den Kopf beider Protagonisten schlüpfen und ihre Sorgen und Ängste nachempfinden, denn auch "On Stage in London" wird aus Elizas und Finns Perspektive erzählt. Ebenso gut haben mir die Titel der Kapitel gefallen, die den Zeilen bestimmter Lieder entsprungen sind. Den ein oder anderen Song habe ich sogar wiedererkannt. Manchmal habe ich mich dabei gefragt, ob die Lieder nicht sogar für das Buch geschaffen worden sind, da sie die folgenden Buchseiten so gut umschrieben haben.

Ich bin ein eingefleischter Happy-End-Fan und habe es mir auch für Eliza und Finn gewünscht. Allerdings hatte ich zu Beginn überhaupt keine Fortstellung, wie Finn eine solche Tat jemals wieder gutmachen könnte. Demnach rückte ein "Friede-Freude-Eierkuchen"-Ende in weite Ferne und auch die Stimmung war vor allem zu Beginn sehr bedrückend und ausweglos. Ich würde jetzt gerne weiter über den Inhalt der Geschichte sprechen, aber nachdem ich mehrfach angesetzt und doch immer zu viel über den weiteren Fortgang verraten hätte, bleibt mir nichts anderes übrig als zu sagen: es lohnt sich definitiv! Auch wenn man als Leser höllisch aufpassen musste, um nichts zu verpassen, denn durch dieses Buch hat sich Autorin Mina Mart eindeutig die Krone für kryptische Andeutungen und Hinweise verdient. Diverse Male hatte ich das Gefühl irgendetwas verpasst zu haben, um einige Seiten später die Lösung meiner Fragen zu erhalten. Das hat mich zwar etwas wahnsinnig, aber die Geschichte gleichzeitig zu etwas Einzigartigem gemacht.

Die beiden Hauptpersonen Eliza und Finn haben mich auch dieses Mal in ein Wechselbad der Gefühle gestoßen. Kaum hatte man das Gefühl, dass sich etwas verändert hätte und man der Lösung des Problems (naja eigentlich der VIELEN Probleme) zwischen den beiden näher gekommen wäre, wurde schon das nächste Fass geöffnet. Meine Haare standen vermutlich durch das viele Raufen ebenso wie die von Finn ab. Nie wusste ich sicher, ob sich die beiden als nächstes Anschreien oder Küssen würden. Elizas und Finns Gefühle wurden dabei so authentisch beschrieben, dass ich richtig mit ihnen mitleiden konnte.  

Allerdings drehte sich das Buch nicht nur um eines der unkonventionellsten Liebespaare, über das ich je gelesen habe, sondern auch um Jen, Sam, Ally und Tom sind wieder mit von der Partie und mischen in der Geschichte ordentlich mit. Darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut.

Auch das Ende des Buches wusste zu überzeugen: es war nicht zu kitschig, sondern passte zum Grundgedanken und der Idee der Geschichte.

Fazit: Phänomenaler Abschluss einer Geschichte, die mich von der ersten Seite an mitreißen konnte. Eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr!