Rezension

Ein weiblicher Harold Fry

Etta und Otto und Russell und James - Emma Hooper

Etta und Otto und Russell und James
von Emma Hooper

Bewertet mit 3.5 Sternen

Etta ist schon über 80 und hat noch nie das Meer gesehen. Was liegt also näher, als sich eines Morgens mit Gewehr und Proviant zu Fuß auf den Weg zu machen? Sie läuft über Felder, strandet an Seen und trifft andere Menschen. Wer sich hier an Harold Fry erinnert fühlt, der liegt ganz richtig. Was dieses Buch ein wenig davon unterscheidet, ist dass es auch ein Buch über das Leben von Etta, ihrem Mann Otto und Nachbar und Kindheitsfreund Russel ist. Wir erfahren, wie die drei sich kennenlernten, was sie miteinander verbindet. Aber auch, wie Otto während Ettas Abwesenheit seine Kreativität entdeckt und Russel sich endlich auf seinen eigenen Weg macht.
Die Geschichte plätschert entspannt vor sich hin und ist durch die vielen Zeit- und Perspektivwechsel durchaus kurzweilig. Glaubwürdig ist sie jedoch nicht: Die betagte Dame läuft mehrere tausend Kilometer quer durch Kanada, schläft unter Bäumen, die Wasserflaschen sind immer ausreichend gefüllt und zusätzlich zu ihrem Gepäck kann Etta einige Tage lang auch noch einen Koyoten im Rucksack transportieren. Und Otto? Der lässt sie einfach ziehen, obwohl er besser als alle anderen weiß, dass Etta dement ist und manchmal sogar vergisst, wer sie ist. Das Ende bleibt offen und lässt mich als Leser unbefriedigt zurück.