Rezension

Ein wenig überzeugender Mystery-Thriller

Dangerous Visions - Es liegt in deiner Hand - Aprilynne Pike

Dangerous Visions - Es liegt in deiner Hand
von Aprilynne Pike

Bewertet mit 2.5 Sternen

"Ob morgen jemand stirbt, das weißt nur du allein"

INHALT

Viele träumen davon, für die 16-jährige Charlotte ist es ein Fluch: in die Zukunft blicken. Denn Charlotte ist ein Orakel und wird von Visionen heimgesucht – und sie muss dagegen ankämpfen, um jeden Preis. Nichts ist schlimmer als die Zukunft zu ändern, das hat Charlotte im Alter von sechs Jahren am eigenen Leib erfahren. Damals hat sie einen Unfall verursacht, bei dem ihr Vater starb. Doch als Charlotte es einmal nicht schafft, eine sehr mächtige Vision zu bekämpfen, sieht sie etwas, das ihr schier den Atem nimmt: Eine Mitschülerin liegt auf dem Footballfeld der Schule – ermordet. Am nächsten Morgen sind diese Bilder auf jedem Fernsehsender zu sehen, und nach einer weiteren Mordvision beschließt Charlotte zu handeln: Sie will in die Vision zurückkehren und den Mord verhindern. Etwas, das sie niemals tun dürfte …

(Quelle cbj Verlag)

MEINE MEINUNG

Mit ihrem neuen Jugendbuch „Dangerous Visions - Es liegt in deiner Hand“ hat die amerikanische Autorin Aprilynne Pike einen spannenden Mystery-Thriller vorgelegt, in dem die mit packenden, allerdings recht blutrünstigen und brutalen Thriller-Momenten angereicherte Geschichte mit mystischen, paranormalen Elementen kombiniert wird. Obwohl die faszinierende Ausgangsidee äußerst viel Potential für einen interessanten Jugendroman bietet, konnte mich leider die Umsetzung wegen deutlicher Schwächen nicht überzeugen.

Im Mittelpunkt der spannenden Geschichte steht die 16-jährige Schülerin Charlotte. Die recht sympathische Hauptfigur wird als ein sehr ungewöhnliches Mädchen geschildert, das es mit ihrer besonderen Gabe als Orakel nicht leicht in ihrem Leben hat. Seit ihrer frühesten Kindheit wird sie von ihrer Tante Sierra, die ebenfalls ein Orakel ist, darin unterwiesen, ihre Visionen vor allen zu verbergen und sie möglichst zu unterdrücken. Durch den tragischen Unfall ihrer Eltern hat sie erkennen müssen, wie gefährlich es ist, durch Eingriffe in ihre Visionen, die Zukunft verändern zu wollen.

Man kann recht gut Charlottes angespannte Lage verstehen, welche Ängste und enorme Verantwortung sie einerseits tagtäglich belasten und wie schwierig es durch all die Heimlichkeiten andererseits für sie ist, ein normaler Teenager zu sein und Freunde zu haben. Ihr Gefühlsleben wirkte auf mich dennoch alles in allem sehr vage ausgearbeitet, so dass ich mich oft nicht richtig in sie hineinversetzen und einige ihrer unmotiviert getroffenen Entscheidungen nachvollziehen konnte.

Insgesamt hat mir bei den meisten Charakteren die Tiefe gefehlt, so dass ich die Nebenfiguren ausnahmslos blass und teilweise als sehr stereotyp charakterisiert empfand. Gerade bei Charlottes Tante hätte ich mir eine deutlich vielschichtigere Charakterzeichnung gewünscht. Insbesondere ihr undurchsichtiges, wenig nachvollziehbares Verhalten wirkte im Nachhinein mit all ihrem Hintergrundwissen nicht sehr schlüssig und authentisch auf mich.

Mit viel Tempo treibt die Autorin ihre Handlung voran, falsche Fährten, unvorhersehbare Wendungen und Sprünge in der Handlung erhöhen zudem die Spannung. Auch wenn einige Verwicklungen recht vorhersehbar sind, überstürzen sich die Ereignisse zum Schluss hin und die Geschichte endet schließlich in einem mitreißenden Showdown. Das in sich abgeschlossene, stimmige Ende beantwortet die meisten offenen Fragen und deutet geschickt Anknüpfungspunkte für eine mögliche Fortsetzung an.

Die Beschreibung von Charlottes übernatürlicher Ebene wirkte allerdings ein wenig chaotisch und zu schwammig, so dass ich mir die Vorgänge kaum bildlich vorstellen konnte und mich kaum packen konnte. Die Schilderungen der Visionen verliefen allerdings in meinen Augen zu ähnlich ab, um wirklich spannend zu sein. Die grauenvollen Taten des Killers hingegen waren für meinen Geschmack unnötig detailliert, blutrünstig und brutal beschrieben.

Sehr flüssig ist der recht einfach gehaltene, jugendliche Schreibstil der Autorin zu lesen.

FAZIT

Ein recht unterhaltsamer Jugendroman, der eine packende Kombination aus recht blutrünstigen Thriller-Momenten und mystischen, paranormalen Elementen darstellt.

Trotz faszinierender Ausgangsidee konnte mich der Mystery-Thriller leider wegen deutlicher Schwächen in der Umsetzung nicht überzeugen und begeistern.