Rezension

ein wichtiges Buch

Ein mögliches Leben
von Hannes Köhler

Bewertet mit 5 Sternen

          Ein Wunsch, den Martin seinem Großvater Franz nicht abschlagen kann: eine letzte große Reise unternehmen, nach Amerika, an die Orte, die Franz seit seiner Gefangenschaft 1944 nicht mehr gesehen hat. Martin lässt sich auf dieses Abenteuer ein, obwohl er den Großvater eigentlich nur aus den bitteren Geschichten seiner Mutter kennt. Unter der sengenden texanischen Sonne, zwischen den Ruinen der Barackenlager, durch die Begegnung mit den Zeugen der Vergangenheit, werden in dem alten Mann die Kriegsjahre und die Zeit danach wieder lebendig. Und endlich findet er Worte für das, was sein Leben damals für immer verändert hatte.
Das Buch beginnt in der Gegenwart Martin, sein Großvater und seine Mutter führen ein Leben wie viele von uns es kennen, bis zu der Reise und der Großvater auf einmal Erinnerungen zulässt. Diese Erinnerungen werden für den Leser in der Jetztzeit geschrieben und wir bekommen einen besonderen Einblick über das Leben in einem amerikanischen Kriegsgefangenenlager wo Nazis, Mitläufer, Resignierte und Gegner des deutschen Regimes auf engsten Raum zusammen leben müssen. 
Man lernt die Brüche zu verstehen die bei dem Alten durch die Erinnerungen und das Schweigen darüber entstanden sind. Das schlechte Verhältnis zur Tochter und das Reden mit dem Enkel macht die Folgen begreiflich die der Krieg auch für nachfolgende Generationen hat.
Es ist ein unaufgeregtes Buch das den Leser aber lange nicht los lässt und vielleicht im Nachhinein doch noch Verständnis für die Eltern, Großeltern möglich macht.