Rezension

Ein Wiener Grantler par excellence

Horak hasste es, sich zu ärgern - Karoline Cvancara

Horak hasste es, sich zu ärgern
von Karoline Cvancara

Bewertet mit 5 Sternen

Kurz zum Inhalt:
Erwin Horak, seines Zeichens Professor für Mathematik und Physik am Albertgymnasium in der Wiener Josefstadt, ist Dauer-Grantler. Alles ist ihm zuwider, er hasst die Menschen und den Lärm, den sie verursachen. Und auch die Kinder am Gymnasium und das Unterrichten bereiten ihm keine Freude; im Gegenteil. Am liebsten hat er einfach seine Ruhe.
Nur daheim, wenn er allein ist, und in seinem zweiten Wohnzimmer, dem Café Hummel, wo er jeden Abend verbringt, isst und Zeitung liest, fühlt er sich sowas wie glücklich und zufrieden.
Bis eines Tages im August die Trafikantin Elfriede in sein Leben tritt. Die er nicht gewollt, aber anscheinend gebraucht hat...

Meine Meinung:
Karoline Cvancara schafft es wunderbar, den "Wiener Grantler" liebevoll darzustellen.
Horak ist abweisend, unfreundlich, ruppig und schroff. Und genau deshalb will Elfriede ihn näher kennenlernen, als sie eines Tages durch Zufall an seinem Tisch sitzt. Normalerweise darf dort niemand sitzen, außer Horaks Freund und ehemaliger Kollege Kurt Gruber, mit dem er 2x pro Woche im Hummel Karten spielt.
Gruber ist seit Kurzem in Pension, und weiß nicht wirklich was mit sich und seiner Zeit anzufangen. Und Horak fürchtet sich nun noch mehr vor dem nahenden Beginn des neuen Schuljahres, das er nun ohne seinen Freund schaffen muss.

Elfriede gibt nicht auf, sie ist hartnäckig und will diesen verschlossenen Mann unbedingt knacken und näher kennenlernen, er interessiert sie; und irgendwann wird Horak weich und beginnt tröpfchenweise eine Unterhaltung mit ihr. Konversation kann man das noch nicht nenne. Dass sie Horak Kontra gibt, als einzige Person, macht ihn neugierig. Alle anderen gehen ihm ja sicherheitshalber aus dem Weg. Und irgendwann merkt er, dass er vielleicht doch jemanden in seinem Leben braucht...

Auch die Nebenfiguren, Kurt Gruber und seine Frau Resi, sind liebevoll und authentisch gezeichnet, und das Lokalkolorit des 8. Wiener Bezirks, der Josefstadt, wird wunderbar widergespiegelt.
Das Wiener Traditionscafé Hummel ist für mich ein weiterer Protagonist dieser Geschichte; und wer das Hummel kennt, weiß, dass man sich dort genau so wohl fühlt, wie es im Buch dargestellt wird. Die Kellner sind zurückhaltend und diskret, und genau das schätzt Horak auch so sehr. Sie lassen ihn in Ruhe und stellen ihm keine Fragen.

Das Cover spiegelt auch wunderbar Horaks Gemütszustand wider: grantig. Oder "z'wider", wie der Wiener auch so schön sagt.

Fazit:
Ein wunderbares Buch über einen dauer-grantigen Wiener, der durch eine ungewünschte Person, die plötzlich einfach so in sein Leben schneit, erfährt, dass er doch auch so etwas wie glücklich sein kann...