Rezension

Ein würdiger Abschied von den Ewiglichen

Ewiglich die Liebe - Brodi Ashton

Ewiglich die Liebe
von Brodi Ashton

„Ewiglich – Die Liebe“ ist das Finale der „Ewiglich“-Trilogie, einer Urban-Fantasy-Reihe aus der Feder der amerikanischen Autorin Brodi Ashton. Nach meiner großen Begeisterung für „Ewiglich – Die Sehnsucht“ und „Ewiglich – Die Hoffnung“ wurde der dritte und letzte Band nicht nur lange herbeigesehnt, sondern die Erwartungen waren auch entsprechend hoch. Findet die Autorin einen würdigen Abschluss für Nikki, Jack und den Ewiglichen Cole?

Bevor ich diese Frage – zumindest für mich – beantworte, vorab einige Worte zum Inhalt:
Nikki ist verzweifelt. Während Cole ihr geholfen hat, Jack aus den Tunneln des Ewigseits zu befreien, hat er sie gleichzeitig hinters Licht geführt. Durch eine List hat er ihr Herz gestohlen, um seine eigenen Pläne in die Tat umzusetzen. Nikki, die die hundertjährige Nährung des Ewiglichen überlebt hat, soll nun selbst zur Ewiglichen werden, die Königin Adonia stürzen und dann an seiner Seite über das Ewigseits herrschen.
Nikki und Jack bereiten sich darauf vor, ihr Herz zurückzubekommen, um ihre Wandlung zur Ewiglichen aufzuhalten, und das Ewigseits ein für alle Mal zu besiegen.

Der zweite Band der Trilogie endete mit einem Knall, als Cole nach der gelungenen Rettung von Jack in Nikkis Zimmer erschien und den kleinen Kompass mitnahm. Als er ihr dabei offenbarte, dass es sich bei dem unbekannten Gegenstand um ihr Oberweltherz handelte und er sie während ihres Aufenthalts im Ewigseits ohne ihr Wissen zu einer Ewiglichen gemacht hatte, schockierte das nicht nur Nikki. Auch der Leser wurde von dieser Wendung vollkommen überrascht und, dass er Nikki in eben diesem Moment notgedrungen verlassen musste, weil ihm die Seiten von „Ewiglich – Die Hoffnung“ ausgingen, kann sicherlich als besonders kluger Schachzug der Autorin betrachtet werden. Durch die starken Emotionen am Ende des zweiten Bandes, der nur wenige Seiten zuvor noch so ruhig und glücklich hätte enden können, wurden diese letzten Momente unvergesslich und die Vorfreude auf den finalen Band vervielfachte sich.

Umso erfreulicher war es jetzt am Beginn des dritten Bandes festzustellen, dass Ashton nicht nur ein starkes Ende sondern auch einen richtig packenden Anfang schreiben kann. Ohne einen nennenswerten Zeitsprung setzt „Ewiglich – Die Liebe“ genau in dem Moment wieder an, der dem Leser noch so intensiv in Erinnerung ist: In Nikkis Zimmer, wo sie nun - selbst noch schwer erschüttert - Jack einweihen muss. Coles Verrat und der Verlust ihres Oberweltherzens sind direkt wieder präsent, erwecken auch im Leser die intensiven Gefühle des zweiten Bandes wieder zum Leben und fesseln ihn an die Geschichte. Gleich von der ersten Seite an direkt gepackt vom Schicksal der Figuren, fliegt der Roman anschließend nur so dahin. Es gibt kaum Momente zum Durchatmen – in ihrem Finale setzt die Autorin auf höchste Spannung, auf viele Wendungen, die die verzweifelte Situation Nikkis mit jedem Mal noch verstärken, und nicht zuletzt auch auf die ganz großen Gefühle.

Die Liebesgeschichte zwischen Nikki und Jack macht natürlich wieder einen Teil der zentralen Handlung aus, doch obwohl sehr vordergründig bleibt diese zarte, glaubwürdige Beziehung über die gesamte Zeit erfrischend wenig kitschig und drängt sich nie so sehr in den Mittelpunkt, dass sie die Entwicklung der spannenden Geschehnisse um das Ewigseits und Nikkis Schicksal zu sehr überlagern würde. Das durchdachte und dezent mit Elementen der griechischen Mythologie durchzogene Fantasy-Szenario der Parallelwelt der unsterblichen Ewiglichen bleibt im Fokus der Geschichte und glänzt passend zum großen Finale noch einmal mit seiner düsteren Atmosphäre aus Schatten und Grausamkeit kombiniert mit fantasievollem und unwirklich erscheinendem Gelände und eingewobener Magie. Brodi Ashton kann dieses Ewigseits mit ihren bildgewaltigen Beschreibungen und einem insgesamt fantastischen Stil noch einmal aufleben lassen.

Neben Nikki und Jack kommt auch Cole in diesem Roman nicht zu kurz. Den Ewiglichen als reinen Bösewicht zu sehen, fiel mir schon immer schwer; selbst nach seinem unvorstellbar hinterhältigen Verrat gegenüber Nikki konnte ich die Sympathie für ihn nicht völlig ablegen, was mich zugegebenermaßen in einen ziemlichen Zwiespalt brachte. Daher hat mir besonders gut gefallen, dass die Autorin im letzten Band noch einmal sehr genau darauf achtet, die verschiedenen Facetten dieses ambivalenten Charakters zu zeigen. Hinter seiner Coolness, den lockeren, teilweise arroganten Sprüchen und dem ungebrochenen Wunsch, die Macht im Ewigseits zu erlangen, zeigt sich ein Jahrhunderte altes Schicksal, viel Traurigkeit und Einsamkeit. Diese Seite von Cole, wie sie in „Ewiglich – Die Liebe“ mit viel Gefühl beschrieben wird, rundet diesen Charakter tatsächlich ab, erklärt seine Motivation und lässt den Leser tief hinter die Fassade blicken.

Das Ende, das tatsächliche Ende auf den letzten Seiten des letzten Bandes einer geliebten Reihe, ist – jedenfalls für mich – immer das Schwierigste. Glaubwürdig sollte es sein, zufriedenstellend. Brodi Ashton hat für mein Empfinden die Gratwanderung zwischen Glück, Glaubwürdigkeit, Romantik, einer Spur Melancholie und Abschied punktgenau gemeistert. „Ewiglich – Die Liebe“ ist nicht nur ein würdiger Abschluss, sondern auch einer, der am Ende noch einmal genau die richtigen, einprägsamen Worte findet, die denjenigen, die die Reihe intensiv verfolgt haben, mit Leichtigkeit in Erinnerung bleiben werden. Gerade von den letzten Seiten war ich, wie auch schon im ersten und im zweiten Band, noch einmal richtig begeistert. Starke Enden schreiben kann diese Autorin ganz sicher und ich würde mich sehr freuen, bald neue Geschichten von ihr zu lesen.

Fazit: Brodi Ashton führt im großen Finale der "Ewiglich"-Trilogie alles zusammen. Spannend wie eh und je entführt sie den Leser ein letztes Mal in die Welt der Unsterblichen. Bildgewaltig, romantisch, berührend - kein Fan der Urban-Fantasy sollte sich diese Trilogie entgehen lassen. Mich hat letzte Band begeistert wie schon die ersten beiden Bände und ich beende diese Trilogie zufrieden - und ein wenig traurig, weil für mich eine der schönsten Fantasy-Liebesgeschichten zu Ende gegangen ist. Wie bereits "Ewiglich - Die Sehnsucht" und "Ewiglich - Die Hoffnung" verabschiede ich "Ewiglich - Die Liebe" und damit die gesamte Trilogie mit weiteren 5 Sternen.