Rezension

Ein wunderbar leichtes Buch - nicht nur für Jungs

Tschick - Wolfgang Herrndorf

Tschick
von Wolfgang Herrndorf

Bewertet mit 4 Sternen

Maik Klingenberg, 14, Sohn reicher Eltern besucht das Hagecius Gymnasium in Berlin-Marzahn. Seine Mutter Alkoholikerin, Vater Josef als Immobilienmakler am Rande des Ruins und mit seiner jungen Geliebten auf Reisen, hält sich für einen Langweiler. In dieser Annahme wird er auch noch bestärkt, als die von ihm angehimmelte Tatjana Cosic fast allen Klassenkameraden eine Einladung zu ihrem Geburtstag in Werder zukommen lässt, nur ihm nicht. Maiki ist allein zuhaus und zerfließt vor Selbstmitleid. Da steht sein neuer Klassenkamerad Andrej Tschichatschow "Tschick" vor der Tür und will mit ihm zusammen in die Walachei zu seinem Großvater. Tschick kann Autos aufbrechen und kurzschließen und hat auch so noch allerhand "nützliches" auf Lager. Mit einem "geliehenen" Lada und mengenweise unnützem Zeug machen sie sich auf den Weg, immer die Autobahn bzw. stark befahrene Straßen meidend, kreuz und quer durch die Landschaft, kommen sie aber nicht allzuweit...

Maik erzählt die Geschichte aus seiner Sicht und mit seinen Worten, nachdem er "vollgeschifft und blutig auf der Autobahnpolizei" auf seine Abholung wartet. Das wunderbare an der Geschichte sind die Dialoge zwischen Maik und Tschick. Die beiden spinnen immer wieder rum, aber so unterhaltsam und nachvollziehbar, dass es richtig Spaß macht, dieses Buch zu lesen. Auch die anderen Protagonisten, die in den verschiedenen Episoden vorkommen, haben mir gut gefallen: angefangen vom Adel auf dem Radel über die Familie mit den vielen wissensdurstigen Kindern, Isa Schmidt mit ihrer Schwester in Prag, dem Kommunisten Horst Fricke, der Spachtherapeutin mit dem 5er BMW oder der Schwester im Krankenhaus - alle haben ihren eigenen Charme. Maik´s Einsicht, dass sie auf ihrem Trip das eine Prozent gute Menschen in dieser Welt getroffen haben, finde ich sehr philosophisch. Dass dies die tollste und aufregendste Woche ihres bisherigen Lebens war, kann ich sehr gut verstehen.
Mit ihren Spinnereien und ihrer recht eigenen Sprache haben sie mich manchmal an meine eigene Jugend zurückerinnert. Oft habe ich auch über ihre Gedanken schmunzeln müssen.

FAZIT:   Eine wunderbar leichte Lektüre - nicht nur für Jungs - die mich gut unterhalten hat.