Rezension

Ein wunderbar unterhaltsames Buch

Ich wollt, ich wär ein Kaktus - Mina Teichert

Ich wollt, ich wär ein Kaktus
von Mina Teichert

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Trennung der Eltern bringt nicht nur für diese Veränderungen ins Leben, auch die Kinder sind betroffen.
So geschieht es gerade Lucinda, Lu genannt, deren Eltern sich getrennt haben. Lu's Mutter hat einen neuen Freund und nun heißt es, wegzuziehen und das auch noch ausgerechnet aufs Dorf, in das Haus ihrer Großmutter. 
Schlimm genug, dass sie Papa, ihre gewohnte Umgebung und ihre Freunde verlassen muss, aber ausgerechnet aufs Dorf und dann zur Oma Käthe? Noch langweiliger geht wohl nicht.
Eine Oma, von der sie keine guten Erinnerungen hat, neue Schule, keine Freunde, das kann doch nur in einer Katastrophe enden. Oder? ...

Auf Lu stürzt gerade alles ein. Nur weil ihre Mutter einen neuen Freund hat und sie sich von ihrem Vater getrennt hat, muss sie aus der ihr vertrauten Umgebung wegziehen, aufs Dorf.
Da wünscht sie dich doch mal wieder, einer ihrer geliebten Kakteen zu sein. Man kann sich in sich selbst zurückziehen, lässt die Stacheln draußen und niemand kann an einen heran. Schön wärs, aber es ist nur Wunschdenken.

Der erste Schultag verläuft dann auch noch fast wie erwartet. Sie findet zwar recht schnell eine neue Freudin, schafft sich aber auch gleich eine Feindin. Was für ein Einstieg. Tja und dann ist da auch noch Julian, ein Traum von einem Jungen, da kann man schon mal ins Schwärmen kommen.

Die Autorin Mina Teichert ist mir bislang mit Büchern bekannt, die sie für Erwachsene geschrieben hatte. Mit diesem Werk taucht sie nunmehr in die Welt der Kinder und Jugendlichen ein. Das Buch ist für die Altersklasse der 10 - 12jährigen konzipiert und ich denke, dass das passt und stimmig ist.

Die Autorin hat sich sehr gut in die Protagonistin Lu hineinversetzt und den Leser an deren Neuanfang in einer neuen Umgebung und neuen Lebensumständen teilhaben lassen. Lu ist typisch für ihr Alter, nicht wirklich mehr ein Kind, aber noch lange keine Erwachsene. Selbstbestimmung ist noch nicht angesagt, so dass man den Eltern folgen muss und sei es auf das Dorf. Ein wenig trotzig und maulig und mit einer eigenen Meinung aufmüpfig, aber leider oftmals ohne Erfolg. Nur gut, dass sich Lu mit ihrer Trompete zu ihren Kakteen zurückziehen kann. 

Aber es ist nicht alles schlecht, auch wenn sich Lu dagegen sträubt, es zuzugeben. Zum einen ist Jo, der Freund ihrer Mutter gar nicht so übel wie befürchtet. Dann hat er auch noch was von Katzenbabys gesagt, die sie sich anschauen könnte, aber da steht ihr doch noch ein wenig ihre eigene Sturheit im Weg.

Tage im Leben eines pupertierenden Mädchens, die Mina Teichert eingefangen hat. Man kann sich sehr gut in Lu hineinversetzen, man leidet mit ihr, fühlt sich mit ihr gemeinsam hilflos gegen alle Ungerechtigkeiten und spürt auch die Schmetterlinge, die in ihrem Bauch flattern.
Mit Humor beschreibt sie Lu's Leben auf dem Land, das gar nicht so schlimm ist wie erwartet. Lu lebt sich ein und als Leser darf man dabei sein. 
Da gibt es dann auch schon mal Situationen, bei denen man schmunzeln muss. Ich denke da mal nur an den Hahn Herbert.

Ein wunderbar unterhaltsames Buch, das zwar für Kinder und Jugendliche geschrieben wurde und somit so gar nicht meine Altersgruppe anspricht, aber mich trotzdem fasziniert hat und mir schöne Lesestunden bescherte.
Es ist ein Buch, das ich sehr gern weiterempfehle.