Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

ein wunderbarer Schmöker

Das Glück am Ende des Ozeans - Ines Thorn

Das Glück am Ende des Ozeans
von Ines Thorn

Bewertet mit 4 Sternen

Die drei Protagonistinnen des Romans Annett, Susannen und Gottwitha gehen 1876 mit der Hoffnung an Bord eines Auswandererschiffes, in Amerika das Glück zu finden. Als sie direkt zu Beginn der Reise Zeugen werden, dass Susanne von ihrem Mann geschlagen, getreten und misshandelt wird und ihr beistehen wollen, geht Susannes Mann unglücklicherweise über Bord. Die drei beschließen, Stillschweigen zu bewahren. In Amerika trennen sich die Wege der drei Reisegefährtinnen, Susanne, die schwanger ist, findet Zuflucht bei Prostituierten, die sie mitnehmen auf eine Reise in unbekanntes Goldsuchergebiet im Westen, dort wollen sie sich eine neue Existenz aufbauen…

 Annett hingegen hat schon eine Bleibe und auch einen Job, doch sie möchte mehr, sie möchte Karriere machen, etwas, dass in Deutschland zur damaligen Zeit nicht möglich war. Bei einem Interview für ihre Firma lernt sie einen Journalisten kennen, der sich in sie verliebt. ..

Auf Gottwitha wartet in Pennsylvania ein unbekannter Mann, mit dem sie verheiratet werden soll. Sie kommt aus der Amish Gemeinde und darf deshalb nur ein Mitglied der Amsih Gemeinde heiraten. Doch ihre Ankunft steht unter keinem guten Stern, Samuel ihr Mann ist wortkarg und seine Mutter ist verbittert und kalt, sie legt Gottwitha überall Steine in den Weg, sie wird gemieden, beschuldigt nicht richtig zu glauben und also die Situation nach einem Unfall von Samuel eskaliert, läuft sie weg, doch sie kann Samuel nicht vergessen…

Die Autorin schreibt flüssig, leicht lesbar, spannend und packend. Die drei Schicksale der Frauen werden in unterschiedlichen Handlungssträngen, die sich am Ende vereinen erzählt. Die lebendigen Schilderungen machen es dem Leser leicht, einzutauchen in die damalige Zeit, drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber mit einem gemeinsamen Wunsch nach mehr Freiheit und ein besseres Leben. Alle drei Frauen reifen an ihren Herausforderungen, wachsen manchmal über sich selbst hinaus, besonders Gottwithas Geschichte hat es mir angetan. Sehr interessant die Schilderungen der Amish Gemeinde, die Enge, das überstrukturierte Leben hat Ines Thorn sehr gut eingefangen. Susanne war die andere Protagonistin, deren Geschichte ebenso aufregend wie abwechslungsreich war, schwanger, ohne Ehemann, unterwegs zu völlig neuen Ufern in das Gebiet der Goldsucher, auch hier haben mir die Schilderungen sehr gut gefallen. Die einzige, die nicht um ihr Überleben kämpfen musste, war Annett, von Haus aus schon mit einer guten Portion Zielstrebigkeit und Lerneifer ausgestattet. In diesem Handlungsstrang beschreibt  Ines Thorn nicht nur Annetts Geschichte, sondern auch  die Herausforderung der damaligen Brückenbauer, die erste und längste Hängebrücke, die den East River überspannt, die Brooklyn Bridge zu bauen, die Schwierigkeiten, die Negativberichte der Zweifler.

Alle drei Handlungsstränge haben auch eine Gemeinsamkeit, das Selbstbestimmungsrecht der Frauen zur damaligen Zeit. Durch die doch sehr unterschiedlichen Charaktere der Protagonisten hat jede für sich auch ihre eigene Art und Weise, die Emanzipation umzusetzen.

Drei verschiedene Schicksale, manches ein wenig vorhersehbar, doch das hat der Roman in meinen Augen nicht geschadet, es war ein schönes Lesevergnügen